Zeitdokument und Herausforderung: Der Bibel-Film

Hollywood produziert immer mehr Bibel-Filme. Über dieses Phänomen sowie über die Geschichte der Bibel-Filme berichtete die Sendung „Theo.Logik“ am Montag im Radiosender Bayern 2.
Von PRO
"Die Zehn Gebote" mit Charlton Heston als Moses gilt immer noch als Klassiker und wichtigster Bibel-Film
Die Sendung Theo.Logik, die jeden Montag um 21 Uhr auf BR2 läuft, beleuchtet in der aktuellen Ausgabe das Comeback des Bibel-Films im Kino. Zwischen 400 und 500 Bibel-Filme gibt es. Dabei spiegelt jeder von ihnen auch die Zeit wider, in der er entstanden ist. Ein Klassiker ist sicherlich „Die Zehn Gebote“ von Cecil B. DeMille aus dem Jahr 1956 mit Charlton Heston als Moses. Und bis heute laufen vor allem diese Bibel-Klassiker aus den 50er und 60er Jahren zu Ostern im Fernsehen. „Doch diese Filme waren nicht nur einfach unterhaltsame Bebilderungen der Heiligen Schrift. ‚Die Zehn Gebote‘ etwa ist ein durchaus politischer Film, der den Geist seiner Zeit atmet“, heißt es in der Sendung. Professor Reinhold Zwick, Theologe aus Münster, ist Experte für Bibel-Filme. „Die Zehn Gebote“ habe als Grundthema die Spannung zwischen Freiheit und Totalitarismus, erklärt er. Auch „Das 1. Evangelium – Matthäus“ von Pier Paolo Pasolini sei ein Kind seiner Zeit: „Seine Hauptfigur ist kein sanfter Jesus der Herzen, sondern ein kämpferischer Gottessohn mit sozialrevolutionären Zügen.“ Pasolinis Jesus habe die realen politischen Verhältnisse verändern wollen. Zeitgleich zu den Dreharbeiten fanden in Rom die Verhandlungen zum Zweiten Vatikanischen Konzil statt, daher atme er auch entsprechend den Geist jener Zeit. Ausgerechnet der Regisseur, der sich selbst als Atheist bezeichnete, hielt sich streng an den Bibeltext. Der Marxist und Homosexuelle wurde von klerikalen Kreisen geächtet und habe dennoch ein Werk von „spiritueller Tiefe“ erschaffen. Der Film löste heftige Kontroversen aus, als er in die Kinos kam. Doch heute gilt Pasolinis Werk als bester Jesus-Film überhaupt.

„Passion Christi“ ist Blutoper

Zu Mel Gibsons Darstellung der Passionsgeschichte „Die Passion Christi“ von 2004 erklärt die Sendung, er zeige die Jesus zugeführten Brutalitäten in einer bis dato nicht gekannten Ausführlichkeit. Eine „Blutoper“ wurde der Film genannt. Zwick erläutert ein Problem des Films: er vermittle ein quantitatives Verständnis des Leidens; entscheidend für die Erlösung sei demnach die Menge der Leiden des Gottessohnes, nicht die Person, die da stirbt. Gibson meine das Leiden Jesu durch das Übermaß hervorheben zu müssen, „um quasi die Erlösung sicherzustellen“, sagt Zwick. Das sei den Evangelien eigentlich fremd. In Martin Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“ wiederum steigt Jesus vom Kreuz herab und gründet eine Familie mit Maria Magdalena. Als Kultfilm wird seit 35 Jahren die Satire der Monty Python-Truppe“ „Das Leben des Brian“ verehrt. Theo.Logik klärt auf: „Übrigens, der Film ist weniger eine Parodie auf die Bibel, sondern vielmehr eine Parodie auf den Bibel-Film.“ Schließlich sei aktuell der Film „Noah“ von Darren Aronofsky zu erwähnen, der seit einigen Wochen erfolgreich in deutschen Kinos läuft. Caroline von Eichhorn stellt fest, dass es sich nicht um einen klassischen Bibelfilm handele, sondern um ein Fantasie-Spektakel. Mit „Noah“ beginnt gerade eine ganze Reihe von Verfilmungen, die christliche Geschichten mit modernen digitalen Mitteln neu erzählen, so genannte „faith-based“, also glaubensbasierte Filme. Ridley Scott verfilmt den Auszug der Israeliten aus Ägypten, Christian Bale wird in „Exodus“ als Moses ab Dezember in den Kinos zu sehen sein, und schon länger plant Will Smith die Verfilmung von Kain und Abel. (pro)
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