„Zeit“: Warum man an die Ostergeschichte glauben kann

Zu Ostern hat die Wochenzeitung "Die Zeit" zwei besondere Artikel über die Auferstehung Jesu veröffentlicht. Zum einen berichtet die Autorin Sabine Rückert von ihrem persönlichen Glauben an die Auferstehung, zum anderen erläutert der Journalist und ehemaliges Ratsmitglied der EKD, Robert Leicht, inwiefern diese Geschichte historisch anerkannt werden kann.
Von PRO

„Die unglaublichste Geschichte der Welt“ lautet der Titel der aktuellen „Zeit“ vom 8. April. Die Journalistin Sabine Rückert schreibt unter der Überschrift „Warum ich daran glaube“ zunächst: „Wer in einem Pfarrhaus aufgewachsen ist und von den Eltern fast zwei Jahrzehnte lang jeden Morgen aus der Bibel vorgelesen bekam, der kennt das Alte und das Neue Testament. Kennt die Psalmen, die Gleichnisse, die Weissagungen der Propheten und die vielen Wundererzählungen.“ Dass sie gleichzeitig jedoch aufgefordert worden sei, das in der Bibel Beschriebene auch noch zu glauben, hielt sie für eine „Zumutung.“

Während das Alte Testament noch als Versuch durchgehe, die Geschichte eines monotheistischen Hirtenvolkes zu beschreiben, sei das beim Neuen Testament „schwieriger.“ Das handele von einem Wanderprediger, der Kranke geheilt „und fünftausend Menschen mit einer Handvoll Brote gesättigt“ haben soll. „Nach seiner Kreuzigung – heißt es – habe er sich auch noch von den Toten erhoben. Und das sollte ich glauben!“ Die Auferstehung, schreibt Rückert, sei „von allen Zumutungen das stärkste Stück“ gewesen.

„Auferstehungsgeschichte ist unverschämt zuversichtlich“

„Und doch. Gerade die Auferstehungsgeschichte ist mir heute, da ich erwachsen bin, die liebste von allen“, fährt sie fort. Die finde sie „großartig“ und „so unverschämt zuversichtlich“. Dass der Auferstandene damals ausgerechnet einer Frau als erstes begegnete, Maria Magdalena, bedeute eigentlich, dass die Kunde damals besonders wenig Beweiskraft besaß.

Der Körper Jesu könne „jetzt aus dem Nichts auftauchen, und er sieht – diese Vorstellung beeindruckt mich bis heute – offenbar jetzt auch ganz verändert aus. Nicht mehr widerzuerkennen“. Die Autorin weiß: „Die Auferstehung ist wirklich eine Zumutung – nicht nur für den modernen Kopf, sie war es schon immer.“ Viele hätten seitdem behauptet, die Jünger hätten den Leichnam Jesu versteckt und dann die Geschichte seiner Auferstehung erfunden. „Aber warum sollten sie sich die Mühe machen? Und warum sollte einer ihre Fantasterie ernst nehmen? Es glaubt doch auch niemand an die griechische Sage von Orpheus, der Eurydike aus der Unterwelt holt. Die vier Evangelisten haben durchaus Anspruch auf die Wahrheit.“

Irgendetwas müsse damals passiert sein, „dessen Kraftstoß ein paar verstörte Fischer zu Gründern einer Weltreligion werden ließ“. An den Jüngern jedenfalls könne man sehen, dass der Auferstandene sie völlig verändert habe. Ehemalige Feiglinge seien zu Aposteln geworden, die sich selbst für ihre Botschaft opferten.

Christentum sagt: Yes, we can!

„Ich glaube die Geschichte übrigens inzwischen auch. Auferstehung gibt es“, schreibt die Autorin, auch wenn sie damit keine „fleischliche Wiederherstellung“ sieht. Sie ist überzeugt: „Das Christentum ist keine Religion der Gesetzlichkeit, sondern proklamiert deren Überwindung, so begreife ich es. Der Christ ist frei. Alles ist ihm möglich. Alles ist zu schaffen. Yes, we can!“

Biblisches Denken halte sich eben nicht immer an die Naturgesetze. „Natürlich bin ich anatomisch gefangen in der Biologie, ich kenne die medizinischen und physikalischen Grenzen meiner Natur, aber diese Erkenntnis hält mich nicht am Leben.“ Naturwissenschaftliches Wissen könne zwar das Gegebene beschreiben, nicht jedoch ihren Daseinsgrund erklären.

Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise, in denen die Zeitungen verkündeten: „Fürchtet Euch sehr“, lehre das Evangelium: „Ich, die ich mich verzweifelt am Bestehen – an meinem Besitz, meinem Status, meinem sozialen Gefüge – festklammere, bin eine Tote. ‚Lass die Toten ihre Toten begraben‘ steht im Neuen Testament. Brutaler geht es nicht.“

Es sei „eben nicht so, dass ein rationaler Mensch – und ich halte mich dafür – die biblischen Geschichten nicht verstehen könnte. Ich behaupte das Gegenteil: Nur dem aufgeklärten Geist erschließen sie sich überhaupt.“

Robert Leicht: „Auferstehungsgeschichte lässt niemanden im Tod hängen“

Der Journalist und Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, Robert Leicht, gibt unter der Überschrift „Was ist dran am Auferstehungsglauben?“ eine „kleine Quellenkunde für Atheisten“. „Dass Jesus von Nazareth als Mensch geboren und zum Tod am Kreuz verurteilt wurde, ist historisch hinreichend belegt, auch durch jüdische und römische Autoren“, so Leicht. Das allein aber, so Leicht, hätte wahrscheinlich keine weltbewegende Geschichte ergeben. Was die Auferstehung Jesu angehe, müsse ein Historiker „erst einmal passen“. Schon Paulus habe im Philipperbrief geschrieben, dass der Osterglaube „höher ist als alle Vernunft“.

„Wenn sich Gott so vollständig mit seiner Welt und seinen Geschöpfen solidarisiert hat, dass er in seinem Sohn auch den Tod auf sich nahm, dann muss der als heilsnotwendig geglaubte Tod am Kreuz auch wirklich ein ‚echter‘ und nicht bloß ein halber Tod gewesen sein. Auferweckung weist deshalb nicht zurück ins vorige, sondern in ein künftiges Leben.“ Leicht legt gleichzeitig anhand vieler Beispiele dar, welche Kraft die Auferstehungsgeschichte unter den damaligen Menschen ausstrahlte und welche Bedeutung sie für den christlichen Glauben bis heute hat.

Leicht schließt mit dem Satz: „Die Autoren des Neuen Testamentes würden es noch nicht so ausgedrückt haben, obwohl sie genau dies aufschrieben: Die Geschichte vom leeren Grab hat niemandem seinen Tod erspart – aber die Geschichte von der Auferstehung lässt niemanden im Tod hängen.“ (PRO)

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