„Zeit“-Verlag übernimmt „Rheinischen Merkur“

Der Hamburger "Zeit-Verlag" hat Titel, Rechte und Abonnements der katholischen Wochenzeitung "Rheinischer Merkur" für einen symbolischen Preis übernommen. Dies bestätigte der Geschäftsführer des Verlags, Rainer Esser, auf Anfrage des Christlichen Medienmagazins pro, nachdem inzwischen auch das Bundeskartellamt der Übernahme zugestimmt hat.
Von PRO

Der "Rheinische Merkur" hatte sein Erscheinen aufgrund sinkender Auflage und eines Zuschussbedarfes in Millionenhöhe im September 2010 eingestellt. Seit dem darauf folgenden Dezember erscheint er nur noch als sechsseitige Beilage "Christ & Welt" in einer Teilauflage der Wochenzeitung "Die Zeit". Die ersten zwölf Monate dieser neuen Kooperation galten als eine Art "Probezeit", danach sollte der "Zeit-Verlag" ein Vorkaufsrecht auf Titel, Rechte und Abonnements haben, das er Anfang Januar auch nutzte. Zur konkreten Kaufsumme wollte Rainer Esser, der sich im Gespräch mit pro erstmals öffentlich zu der Übernahme äußerte, keine Angaben machen und sprach lediglich von einem "symbolischen Preis".

"Für uns ist die Übernahme deshalb sinnvoll, weil es sich bei ‚Christ & Welt‘ um ein qualitativ hochwertiges Angebot handelt. Damit können wir Leser binden, die ein besonderes Interesse an christlichen Themen haben", begründet Esser die Entscheidung: "’Die Zeit‘ hat heute mit über 500.000 verkauften Exemplaren die höchste Auflage seit Bestehen. Wenn wir weiter wachsen möchten, müssen wir unser Themenspektrum weiter ausbauen." Jedes Medium, das im überregionalen Bereich zulegen wolle, müsse sich um mehr Themen und eine größere Themenbreite sowie die Ansprache neuer Zielgruppen bemühen, erklärt er. "Deshalb haben wir in den letzten Monaten zusätzliche Angebote geschaffen, darunter auch die sechsseitige Beilage ‚Christ & Welt‘." Darüber hinaus erhoffe er sich von der Übernahme, "dass wir eine publizistische Einheit, die eine sehr gute und glaubwürdige redaktionelle Arbeit leistet, weiter unterstützen und ausbauen können".

Nach wie vor wird die Beilage von der "Dreipunktdrei Mediengesellschaft", einer Tochter der Katholischen Nachrichtenagentur KNA mit Sitz in Bonn, hergestellt. Dort kümmert sich ein Team von sechs Redakteuren unter der Leitung von Christiane Florin um die Inhalte. Die Mitarbeiter waren alle zuvor Redakteure des "Rheinischen Merkur" und arbeiten nun in Koordination mit dem "Zeit"-Redakteur Patrik Schwarz.

Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der "Zeit", hatte sich ursprünglich bei den Inhalten der Beilage ein Vetorecht vorbehalten. Allerdings: "Das Team macht eine ausgezeichnete Arbeit, die stark wahrgenommen und viel zitiert wird. Ich glaube nicht, dass Giovanni di Lorenzo jemals von einem Vetorecht Gebrauch gemacht hat", sagt Esser gegenüber pro. Und weil die "Dreipunktdrei"-Mitarbeiter einen so guten Job machen, soll es auch nach der Übernahme keine Veränderungen geben – weder bei der Zusammensetzung des Teams noch bei der Konzeption der sechsseitigen Beilage. "Es bleibt bei dem Format, das von Frau Florin und Patrik Schwarz entwickelt worden ist", betont der Verlagsgeschäftsführer.

"Geistliches und Geistiges"

Die Beilage will sich nach Verlagsinformationen "auf Glaube, Geist und Gesellschaft konzentrieren mit Debatten, Berichten und Interviews aus der Welt der Religionen". Laut Aussage von "Zeit"-Chefredakteur di Lorenzo soll der Schwerpunkt "Geistliches und Geistiges" sein.

Mit "Christ & Welt" wird ein alter, einst evangelischer Zeitungstitel wiederbelebt, der 1979 im katholischen "Merkur" aufging. Der "Rheinische Merkur" war zuletzt im Eigentum von acht katholischen Diözesen sowie der deutschen Bischofskonferenz. Weil das Blatt unrentabel wurde, entschieden sich die Gesellschafter im Herbst 2010 für das Aus. Das Unternehmen "Rheinischer Merkur GmbH" befindet sich seitdem in Liquidation, bestehen blieb lediglich das Ressort "Christ & Welt". Die Abonnenten des "Rheinischen Merkur" erhielten ein "Zeit"-Abonnement mit der Beilage. Dabei soll es sich laut Auskunft von Rainer Esser um eine Anzahl "im sehr niedrigen fünfstelligen Bereich’" gehandelt haben, Brancheninsider gehen von etwa 15.000 aus. Inzwischen nähmen, so Esser, ein paar Tausend ursprüngliche "Zeit"-Leser das Beilagen-Angebot ebenfalls wahr, das pro Ausgabe 20 Cent mehr kostet. In einer der vorigen Ausgaben habe man "Christ & Welt" zu Promotionzwecken der Gesamtauflage beigelegt, "was zu einer guten Resonanz geführt hat". (pro)

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