Die Nachrichtenseite „Zeit Online“ hat eine Artikelserie über den Islam gestartet, die Vorurteile abbauen will und aufklären soll. Ein Interview mit der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor stößt auf große Resonanz.
Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hat „Zeit Online“ ein Interview für deren neue Artikelserie gegeben
Es ist der aktuell meistgelesene Artikel auf „Zeit Online“. Ungefähr 273.000 Aufrufe in den ersten 20 Stunden hat das Interview mit der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor seit der Veröffentlichung gesammelt. Der Artikel mit der Überschrift „Viele Muslime wenden sich innerlich von Deutschland ab“ wurde schon über 1.400 Mal kommentiert. Es ist der zweite Artikel in der neu lancierten Artikelserie „Islam heute“. Die Nachrichtenseite „Zeit Online“ will mit der Serie Vorurteile gegenüber dem Islam untersuchen. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Religion sei das Ziel.
Im Kern der Artikelserie soll es um die Frage gehen, in wieweit der Islam mit der Moderne vereinbar ist. „Zeit Online“ hat vor, sich mit Hilfe von Wissenschaftlern, Autoren und Experten auf die Suche nach liberalen Zugängen zur Religion zu machen. Den ersten Artikel der „Islam heute“-Reihe schrieb die Harvard-Professorin Leila Ahmed über die Kulturgeschichte des Kopftuchs in der islamischen Welt.
Ahmed betont die Vielfalt des Islam, weil er von Staat zu Staat verschieden sei. Sie vergleicht die beiden islamisch geprägten Staaten Indonesien und Saudi-Arabien. Indonesien mit einer Staatschefin sei liberaler, Saudi-Arabien verbiete Frauen das Autofahren. Den Wandel der islamischen Kultur reißt Ahmed anhand der gesellschaftlichen Entwicklung des Kopftuchs in Ägypten an. In den 1950er- und 1960er-Jahren sei die Verschleierung von Frauen in ihrem Geburtsland noch undenkbar, ja „lachhaft“, gewesen. Der politische Einfluss von Gruppen wie den Muslimbrüdern habe diese Einstellung in Ägypten aber drastisch verändert. Das führt Ahmed aber nicht weiter aus, sondern verweist auf ihre dazu passende Forschungsarbeit in Buchform.
Islamwissenschaftlerin sieht gefährliche Entwicklung
Der zweite Artikel der „Islam heute“-Reihe trägt den Titel „Viele Muslime wenden sich innerlich von Deutschland ab“. Es ist ein Interview mit der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. In ihren Augen werde die Diskussion über den Islam in Deutschland bereits seit zehn Jahren „sehr unsachlich“ geführt. Besonders seit dem 11. September zelebrierten die Menschen ihre Vorurteile gegenüber Muslimen. Kaddor habe eine zunehmende Islamfeindlichkeit in allen gesellschaftlichen Schichten beobachtet. Mit dieser Aussage formuliert sie allerdings ähnlich undifferenziert wie die von ihr kritisierten Vorurteile der Menschen gegenüber den Muslimen.
Kaddor glaubt, in einigen Medien auch eine Tabuisierung von Islamfeindlichkeit festgestellt zu haben. Verantwortliche ließen sich durch den gesellschaftlichen „Rechtsruck“ beeinflussen. Sie schildert auch die Hassmails, die sie täglich wegen ihrer Religion erreichen. Differenziert ist ihre Sicht auf die Frage, welchen Einfluss der Islam auf die Menschen hat. Einen gewissen Einfluss auf die Sozialisation räumt sie der Religion ein, zumal die meisten Religionsvertreter Frauen nicht als gleichberechtigt ansähen und das abfärbe. Religion solle mit einbezogen werden in die Problemanalyse, sie dürfe allerdings nicht als allein ausschlaggebend angesehen werden. Weil Muslime in Deutschland Vorurteilen gegenüberstünden, wendeten sie sich deshalb innerlich von Deutschland ab. Kaddor findet diese Entwicklung gefährlich. (pro)
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