Zeichen setzen mit Wasser und Brot

Wie fühlt es sich an, wenn man nur wenig zu essen bekommt? Eine evangelische Gemeinde in Bremen will eine Woche lang hungern, um damit ein Zeichen gegen Armut zu setzen. Die Mitglieder der St. Matthäus-Gemeinde möchten so vor dem UN-Milleniumsgipfel am 20. September die Aufmerksamkeit auf die weltweite Armut lenken.
Von PRO

Am 20. September treffen sich in New York die Regierungschefs der Welt zum 3. Milleniumsgipfel der Vereinten Nationen, um darüber zu beraten, wie die Armut auf der Welt verringert werden kann.

Mehr als 700 Millionen Menschen auf der Welt hungern oder sind unterernährt. Deshalb wollen die Mitglieder der St.Matthäus-Gemeinde in Bremen während der "Woche der Hoffnung" vom 13. bis 19. September bewusst auf viele Nahrungsmittel. „In der Woche vor dem Gipfel wollen wir uns in unserer Ernährung und im Lebensstil massiv einschränken. Wir wollen wenigstens etwas von dem empfinden, was in der 3. Welt für viele bittere Realität ist: Nicht oder kaum satt zu werden.“, erklärte Lothar Bublitz, Pastor der Matthäus-Gemeinde.

Für den Theologen ist es unfassbar, dass alle drei Sekunden ein Kind an den Folgen extremer Armut stirbt: „Im Grunde verhungern jeden Tag 30.000 Kinder. Diese schreckliche Tatsache muss uns umso mehr aufrütteln, wo der Millenniumsgipfel und der Weltkindertag auf ein Datum fallen.“

Fast jeder sechste Mensch müsse von weniger als einem Euro pro Tag leben, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde. Deshalb sollen die Gemeindemitglieder ausprobieren, wie sich ein solches Leben anfühlt. Mit der Aktion will die Gemeinde auf die weltweite Not aufmerksam machen. Es gehe darum, seine Stimme gegen Armut zu erheben und die Politik zum Handeln aufzufordern. Mit dem beim Essen gesparten Geld will die Gemeinde jungen Afrikanern eine Ausbildung an einer Berufsschule in Kenia ermöglichen.

Speiseplan ohne Fleisch, Schkolade und Kaffee

Ernährungsexperten, die in der dritten Welt gelebt haben, erstellten gemeinsam mit der AOK-Gesundheitsberatung einen speziellen Speiseplan für die Woche. Und dieser sieht sicher weit besser aus als der Speiseplan einer Familie in einem Dritte-Welt-Land. Morgens gibt es eine Scheibe Brot mit Butter, mittags stehen beispielsweise Kartoffeln oder Reis mit Bohnen auf dem Programm, abends Knäckebrot oder Brei. Fleisch, Kaffee und Süßes sind Luxusgüter und damit im Plan nicht vorgesehen, auch sonst sollen sich die Gemeindemitglieder auf das Allernötigste beschränken. Die Essensportionen sind bewusst klein gehalten und als Getränk gibt es weder Kaffee noch Wein, sondern ausschließlich Wasser.

Fernseher und Computer Mangelware in armen Ländern

Parallel ruft die Gemeinde dazu auf, während der "Woche der Hoffnung" einen einfachen Lebensstil zu führen und auch den Medienkonsum einzuschränken. Vorträge und weitere Veranstaltungen während der Woche vermitteln Hintergrundinformationen rund um das Thema Armutsbekämpfung. Man wolle darüber nachdenken, wie Hilfe aussehen kann, die über reine Katastrophenhilfe hinausgeht, so die Verantwortlichen der Gemeinde.

"Wir haben die Aktion bewusst ‚Woche der Hoffnung‘ genannt, weil wir angesichts der großen Not nicht resignieren, sondern Hoffnung wecken wollen. Wir glauben an einen Gott der Hoffnung und haben erlebt, was mit einer solchen Einstellung möglich ist", sagt Pastor Lothar Bublitz.

Die Matthäus Gemeinde engagiert sich auch sonst gegen Armut. Vor Ort unterhält die evangelische Gemeinde das Kinder- und Jugendzentrum "Zuhause für Kinder". Am vergangenen Sonntag hatten außerdem 550 Gottesdienstbesucher rund 10.000 Euro für die Flutopfer in Pakistan gespendet.

Vom 17.- 19. September findet die weltweite Stand-up-Aktion "Deine Stimme gegen Armut" statt. Im Jahr 2009 beteiligten sich in Deutschland über 80.000 Menschen an den rund 120 Stand-up- Veranstaltungen und riefen die Regierung dazu auf, die Millenniumsziele im Koalitionsvertrag zu verankern. Weltweit machten 173 Millionen Menschen in über 120 Ländern bei der Aktion mit. "Make a noise against poverty" lautet das Motto der Aktion in diesem Jahr. Damit sollen die Regierungen an ihre entwicklungspolitischen Zusagen erinnert werden.

Vor zehn Jahren verabschiedete die Uno ihre Millenniums-Entwicklungsziele, die zum Ziel hatten, die weltweite Armut bis 2015 zu halbieren. 189 Staaten hatten sich in der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, die gesamte Menschheit von Not zu befreien. (pro)

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