Zahl der Schwangerschaftsabbrüche steigt weiter

Im ersten Quartal 2023 ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Damit setzt sich ein Trend fort, dessen Ursache unklar ist.
Von Martin Schlorke
Ein positiver Schwangerschaftstest führt nicht zwangsläufig zu einem Kind: die Zahl der Abtreibungen erreicht 2023 einen Höchststand

Von Januar bis März 2023 wurden in Deutschland rund 27.600 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Das entspricht einem Anstieg von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag meldete, setzt sich damit ein Trend fort. Bereits die Vorjahreszahlen im ersten Quartal zeigten einen Anstieg von 4,8 Prozent im Vergleich zu 2021.

Unklarheit über Gründe

Über die genauen Ursachen kann das Bundesamt aber nach eigenen Angaben keine Schlüsse aus den vorliegenden Daten ziehen. Auch liegen keine Erkenntnisse über die persönlichen Entscheidungsgründe der betroffenen Frauen vor.  

Allerdings wies Heiko Schirmacher, der im Statistischen Bundesamt für die Abtreibungsstatistik verantwortlich ist, bereits im vergangenen Jahr gegenüber der „Welt“ darauf hin, dass die Abtreibungszahlen immer im Zusammenhang mit der Gesamtzahl der Schwangerschaften stünden: Je mehr Schwangerschaften, desto mehr Abtreibungen und umgekehrt. Allerdings ist die Gesamtzahl der Geburten nach einem coronabedingten Anstieg im ersten Quartal 2023 wieder gesunken. Im Vergleich zu den Jahren 2019 bis 2021 gab es demnach 5,6 Prozent weniger Geburten. Im Vergleich zum geburtenreichen Jahr 2021 sank der Wert sogar um 7,1 Prozent.

Zudem seien Krisen ein „starkes Motiv“ gegen Schwangerschaften. Nach der Corona-Pandemie beeinflussen auch der Krieg in der Ukraine oder die wirtschaftliche Situation eine solche Entscheidung.

Vier Prozent der Abtreibungen aufgrund medizinischer Notwendigkeit

Laut dem Statistischen Bundesamt ließen vor allem Frauen im Alter von 18 bis 34 Jahren einen Schwangerschaftsabbruch durchführen. Das entspreche 70 Prozent aller Abtreibungen, drei Prozent der Betroffenen war jünger als 18 Jahre. Auf Frauen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren fallen 19 Prozent aller Abtreibungen. Fast die Hälfte aller Frauen (43 Prozent) hatten vor dem Abbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.

Die meisten der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche (96 Prozent) erfolgten nach einem Beratungstermin. Vier Prozent der Fälle wurden aufgrund von medizinischen Gründen oder nach Sexualdelikten durchgeführt.

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