„.xxx“: Rotlichtviertel im Internet

Für Webseiten mit pornografischem Inhalt soll es demnächst eine eigene Domain-Endung (.xxx) geben. Kurios: Der größte Gegner von .xxx ist die Pornoindustrie selbst.
Von PRO

Die für die Verwaltung von Domain-Endungen zuständige "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" (ICANN) hat nach jahrelangem Streit am vergangenen Freitag entschieden, eine Art Rotlichtviertel im Internet zu schaffen. Nur Anbieter von pornografischen Inhalten dürfen die neue Top-Level-Domain (TLD) .xxx nutzen. Ein Zwang zur Nutzung der neuen Endung besteht nicht. Mit 60 Dollar pro Jahr ist eine ".xxx"-Domain deutlich teurer als eine ".com"-Endung.

Bisher verteilen sich Porno-Seiten auf allen möglichen TLDs, zum Beispiel ".com". Bereits 2005 hatte eine Firma names "ICM Registry" den Antrag gestellt, ".xxx" vermarkten zu dürfen. Damals hatten religiöse Gruppen durch Briefe versucht, die neue TLD zu stoppen. Auch die Bush-Administration setzte sich dagegen ein.

Porno-Industrie fürchtet Sperren

Heute ist der größte Gegner paradoxerweise die Porno-Industrie selbst: Die Porno-Lobbyisten von "Free Speech Coalition" sehen sich mit der neuen Domain in ein Ghetto verbannt. Vor allem aber fürchten sie sich vor Filtern, die Porno-Seiten dann leichter identifizieren und blocken können. Jugendfilter könnten so in Zukunft einfach jede Webseite sperren, die auf ".xxx" endet. Aber auch die Zensur in Staaten, in denen Pornographie verboten ist, wird aller Voraussicht nach von der Neuerung profitieren.

So kündigte Nail al-Jubeir von der saudi-arabischen Botschaft gegenüber der "Washington Post" an, die Endung ".xxx" "vollständig" zu sperren. "Das würde unser Leben in der Tat einfacher machen." Wenn Pornographie in Zukunft wirklich ausschließlich über diese Endung erreichbar sei, seien Sperren wesentlich einfacher, sagte der Botschafter.

.com-Webseiten bleiben bestehen

Genau das ist aber aller Voraussicht nach nicht der Fall – Pornoseiten auf anderen TLDs bleiben weiterhin bestehen. Craig Goss von xxxchurch.com, das Seelsorge für Pornosüchtige anbietet, kritisiert das in einem News-Eintrag: "Niemand wird nun von .com auf ausschließlich .xxx wechseln. Wenn man sich eine .com-Domain gesichert hat, wird man sie auch behalten wollen – und nun wird man gedrängt, eine andere Domain für 60 Dollar zu kaufen, nur um sicher zu gehen, dass niemand anderes diese Seite benutzt." Die Entscheidung sei "dumm" und führe nur zu noch mehr Pornografie im Netz.

Siegbert Lehmpfuhl, Paarberater der christlichen Organisation "Team.F", begrüßt ebenfalls die stärkeren Filtermöglichkeiten. Auf der anderen Seite werde der Zugang zu Porno-Seiten aber weiter vereinfacht, weil die TLD ".xxx" eindeutiger sei. "Team.F" ist eine christliche Organisation, die Familien begleitet. (pro)

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