Wulff: Islam differenzierter sehen

Mit seiner Feststellung, der Islam gehöre zu Deutschland, wollte Bundespräsident Christian Wulff Muslime in der Bundesrepublik bewusst willkommen heißen. Das sagte das Staatsoberhaupt bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Evangelischen Kirchentages.

Von PRO

"Wieviel Integration braucht die Demokratie?", fragte Moderator Markus Lanz seinen wohl prominentesten Gast, Christian Wulff, im Rahmen des Kirchentages in Dresden am Donnerstag. "Jeder, der zu uns kommt, muss sich natürlich an das Grundgesetz halten", erklärte der Politiker daraufhin. Der Meinung, dass der Islam zu Deutschland gehört, ist er nach wie vor. Ganz bewusst habe er die Worte seiner umstrittenen Rede zum Tag der deutschen Einheit gewählt, um Muslimen in Deutschland ein positives Zeichen zu geben. Wulff hatte 2010 erklärt, der Islam gehöre zu Deutschland, und war dafür von Kollegen, Journalisten und Wählern gerügt wie gelobt worden. Wulff erklärte am Donnerstag, er habe nach seiner Rede 4.200 kritische Zuschriften bekommen – und nur 200 positive Reaktionen dieser Art.

Rechte türkischer Christen "unzureichend"

Natürlich könne er die Angst der Menschen vor dem Islam verstehen, gerade nach den Attentaten des 11. September 2001. Die Gesellschaft müsse aber "zu Differenzierungen kommen", was die Vielfalt muslimischen Lebens anbelange. Es fehle an Positiverfahrungen mit dem Islam, erklärte Wulff. "Am größten ist die Angst vor Muslimen dort, wo es keine gibt", stellte er fest. Deutschland könne nur dann glaubhaft für die Freiheit der Christen in der ganzen Welt eintreten, wenn es die Rechte anderer Religionen besonders achte. "Unzureichend" seien die Rechte, die die Türkei Christen bisher gewähre. So müsse es etwa möglich sein, dass Christen Theologen ausbildeten.

Zwei Stunden debattierte Wulff in Dresden mit Fachleuten wie dem Soziologen Armin Nassehi oder der Autorin und Lehrerin Betül Durmaz, die erklärte: "Selbstverständlich gehöre ich zu Deutschland – auch als Muslimin!" Um aufzuzeigen, wie Integration gelingen kann, wies Wulff auf das Buch der verstorbenen Berliner Richterin Kirsten Heisig, "Das Ende der Geduld", hin. Der Staat müsse in bestimmten Fällen konsequent sein, wie Heisig es vorschlug. So müsse es der Normalfall sein, dass Familien, die Hartz IV bezögen, dazu verpflichtet würden, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Gleichzeitig wolle er Familien aber auch mehr Hilfe bei der Integration anbieten. Wulff sprach von einer familiären Beratung schon ab der Schwangerschaft. (pro)

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