Sie ist eine der ältesten Sendereihen im deutschen Fernsehen. Das Wort zum Sonntag feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Christ und Welt-Autor Raoul Löbbert hat sich die Sendung ein Jahr lang angeschaut – und kommt trotz dem „himmlischem Sendeplatz“ zu einer ernüchternden Bilanz.
Von PRO
Foto: www.daserste.de
Gehört zu den ältesten Fernsehformaten Deutschlands: das Wort zum Sonntag. Christ- und Welt-Redakteur Raoul Löbbert hat für das Format beißende Kritik übrig
In sehr satirischer Art und Weise seziert Löbbert die fünfminütige Sendung, die er als „Richard von Weizsäcker unter den Samstagabend-Formaten“ bezeichnet. Fast durchgängig hat das „Wort zum Sonntag“ seinen festen Sendeplatz am Samstag nach den Tagesthemen. Sein Zauber sei kaum zu erschließen, analysiert Löbbert.
„Gegengift zum Gefühl der Ohnmacht“
Viele der Botschaften klängen naiv: „Doch gerade diese Naivität ist das Gegengift zum Gefühl der Ohnmacht und Resignation, das die Tagesthemen mit ihrer nüchternen Aufzählung des globalen Leids bisweilen erzeugen.“ Er kritisiert auch die evangelische Pastorin Nora Steen, der er eine „emotionale Entblätterung“ großer und wichtiger Themen, wie brennenden Kirchen in Ägypten, vorwirft.
Die stabile Quote des Formats resultiere daraus, „dass man wegschauen möchte, aber es nicht kann“, nimmt er das Format auf die Schippe. „Immerhin widerlegt das ‚Wort‘ Woche für Woche eines der wichtigsten Gesetze des Kultur- und Medienbetriebes, dass nämlich jede Botschaft gut gemacht und gut gemeint sein muss.“
Völlige Nebensächlichkeiten
Mit einer gehörigen Portion Zynismus erklärt Löbbert, dass es gefährlich sei mit einem Sprecher des Worts zum Sonntag befreundet zu sein, weil jeder von ihnen einen Freund zu haben scheine, „der seinen Job verloren, gekündigt oder eine schwere Krankheit durchlitten hat“. Manche Ausgaben hätten sich aber auch als harmonischer, wärmer und christlicher erwiesen. „Genau das macht das ‚Wort zum Sonntag‘ so großartig: Es ist, was es behauptet zu sein, ein Fenster in eine andere, eine bessere Welt“, in der alle etwas zu lächeln haben, bilanziert der Christ und Welt-Redakteur mit einem Augenzwinkern. Häme und Schadenfreude habe in dieser Welt keinen Platz.
Das Wort zum Sonntag wurde zum ersten Mal am 8. Mai 1954 ausgestrahlt. Der evangelische Pfarrer Jörg Zink machte die Sendung 1977 zum Politikum, als er sein Manuskript zur Sendung beiseite legte und frei über die Entführung des Flugzeugs Landshut redete. Bisher haben zwei Päpste während ihres Pontifikats das Wort zum Sonntag gesprochen. Im Jahr 2000 wurde die erste Livesendung von der Reeperbahn aufgezeichnet. Die aktuelle Sprechergruppe besteht aus acht Personen, von denen jeweils die Hälfte katholisch und die andere Hälfte evangelisch ist. (pro)
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