World Vision US in Personalfrage wankelmütig

Das amerikanische Kinderhilfswerk World Vision US hat sich durch eine Personalrichtlinie den Unmut vieler Spender zugezogen. Nun rudert die Organisation zurück.
Von PRO
World Vision US-Präsident Richard Stearns

Anfang der Woche hatte das Kinderhilfswerk verlauten lassen, dass man fortan die Anstellung in gleichgeschlechtlichen Ehen lebender Christen erlauben werde. Nun hat die Hilfsorganisation nach massiven Protesten, auch prominenter Kirchenführer, und anhaltender Kritik auf der Facebookseite der Organisation die Richtlinie wieder zurückgenommen. Das berichtet der amerikanische Nachrichtensender ABC News am Donnerstag auf seiner Internetseite. Demnach hätten viele Spender damit gedroht, ihre Zahlungen an World Vision US einzustellen. Die unter anderem mittels Kinderpatenschaften aufgebrachten Spenden verwendet das Hilfswerk weltweit für humanitäre Hilfe an hilfsbedürftigen Kindern, für Entwicklungsprogramme und die Schulausbildung von Kindern.
In einer Pressemeldung erklärte World Vision US-Präsident Richard Stearns am Mittwoch, dass der Verwaltungsrat einen Fehler begangen habe und man zu der alten Regelung zurückkehren werde. Diese Personalleitlinie von World Vision US fordert von seinen Angestellten Keuschheit außerhalb der Ehe „und Treue innerhalb des biblischen Bundes der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau“.

US-Richtlinie erhält auch Zustimmung

Noch am Montag hatte die Hilfsorganistation mitgeteilt, dass der Verwaltungsrat über Jahre darüber gebetet habe, ob man Christen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, beschäftigen könne, zumal auch Kirchen hinsichtlich der Anerkennung homosexueller Partnerschaften unterschiedliche Standpunkte vertreten. Mitarbeiter seien in Dutzenden verschiedener Kirchen beheimatet, die zum Thema Homosexualität unterschiedliche Meinungen hätten. Mit der Personalrichtlinie wolle man die entzweiende Diskussion verhindern, die bereits zur Spaltung von Kirchen geführt habe, hatte die Hilfsorganistation am Montag erklärt.
Die geänderte Personalrichtlinie war aber nicht nur auf Ablehnung gestoßen. Die Befürworter der Beschäftigung von Angestellten mit Ehepartnern des gleichen Geschlechts bei World Vision US hatten sich auf Facebook hinter die neue Richtlinie gestellt und dazu aufgerufen, die Spenden ihrerseits zu erhöhen. Dennoch hatte sich der Verwaltungsrat am Mittwoch in einer geheimen Abstimmung dazu durchgerungen, die alte Regelung wieder in Kraft zu setzen.

Keine Auswirkungen auf die Personalpolitik von World Vision Deutschland

Auf Anfrage von pro äußerte sich der Leiter von World Vision Deutschland, Christoph Waffenschmidt, zu der Debatte in den USA: „Wir sind über die Ereignisse der letzten Tage nicht glücklich. Fest steht aber: Die Personalrichtlinie des US-Büros von World Vision gilt nur in den Vereinigten Staaten und hat keine Auswirkungen auf die Personalpolitik oder die Arbeit von World Vision Deutschland.“
Die föderale internationale Struktur von World Vision und der ökumenische Charakter von World Vision ließen Raum für eine große Vielfalt innerhalb gemeinsamer Grundwerte, erklärte Waffenschmidt. Jede World Vision-Einheit müsse auch nationalen Gesetzen und Kultur-Kontexten Beachtung schenken. „Der persönliche Lebensstil ist bei uns in Deutschland kein Thema für einen Arbeitgeber. Bewerber und Mitarbeiter bei World Vision Deutschland werden also nicht nach ihrer sexuellen Orientierung oder ihren Partnerschaften gefragt. Niemand wird diskriminiert. Uns ist vielmehr wichtig in unserer Gemeinschaft und in unserer Arbeit die von Jesus Christus inspirierten Werte zu leben und den ärmsten Kindern dieser Welt gemäß unserer Zielsetzung als Hilfswerk ein Leben in Fülle zu ermöglichen. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit allen, die dieses Ziel auch verfolgen“, sagte Waffenschmidt gegenüber pro.
Die Dachorganisation, World Vision International, ist mit eigenständigen Nationalbüros in 96 Ländern tätig und beschäftigt weltweit etwa 40.000 Mitarbeiter. Das Kinderhilfswerk zählt zu den weltweit größten Nichtregierungsorganisationen. Es wurde 1950 auf Initiative des Pastors und Evangelisten Robert Pierce hin gegründet. (pro)

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