Wolfgang Huber kritisiert Uli Hoeneß

Mit dem Fall Uli Hoeneß ist die Debatte um Steuerflucht erneut aufgekommen. In der Wochenzeitung Die Zeit spricht der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, daher über illegale Steuer-CD, Geld und Handeln in christlicher Verantwortung.
Von PRO

„Unternehmerisches Handeln ist für eine Gesellschaft notwendig und deswegen ethisch“, sagte Huber in der Zeit und weiter behauptet er: „Aber es muss immer eine Gemeinwohlorientierung haben, es kann niemals nur am Eigennutz und am Eigeninteresse orientiert sein.“ Ein freiheitliches politisches System zerstöre sich selbst, wenn es Leute zu verantwortungslosem Handeln einlade.

Schon 2008, noch als Ratsvorsitzender der EKD, hat er sich für unternehmerisches Handeln in christlicher Verantwortung eingesetzt. „Man kann nicht die Infrastruktur, den Wohlstand, die Bildungsqualität, die innere Sicherheit eines Landes in Anspruch nehmen und sich gleichzeitig der Pflicht entziehen, durch die eigenen Steuern das Seine beizutragen“, betont der Theologe.

Anderes Handeln durch Vorbilder

Im Fall Uli Hoeneß, gegen den die Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit einen Konto in der Schweiz ermittelt, bringe die Selbstanzeige eine Klärung in Gang, die überfällig gewesen sei. „Wenn er sich nicht selbst angezeigt hätte, wäre die Situation für ihn noch schwieriger. Bei allem Mut ist viel Kalkül dabei.“ Um Steuersünder zu einem anderen Handeln zu bewegen, brauche es Vorbilder, sagte Huber: „Es kommt auf Menschen an, die zeigen, dass es anders geht.“

Huber gibt zu, in der Vergangenheit auch schon einmal ein ethisches Problem mit einer Finanzierung gehabt zu haben. „Eine bestimmte Summe, die ich verdient hatte, ging direkt in das Abtragen des Kredits. Und zwar unversteuert“, erzählt Huber. „Das war zwar kein Riesenbetrag, aber trotzdem. Heute glaube ich, dass das nicht korrekt war.“ Mit dieser Entscheidung habe er aber als Christ leben müssen. Er sei noch immer dankbar, dass er für seine Familie ein Haus kaufen konnte. „Doch für mich habe ich die Folgerung gezogen, dass ich alle Einnahmen ordentlich versteuere. Und so habe ich es dann immer gehalten.“

Bestand an gemeinsamen Antworten

Oftmals gehe es dabei um einen Konflikt zwischen dem Guten und dem Richtigen. „Das Richtige ist, was dem Steuerrecht entspricht – unabhängig davon, ob ich selber mir ein anderes Steuerrecht wünsche. Richtig heißt ja in der Ethik das, was für alle gelten kann. Und es kann nicht für alle gelten, dass sich jeder seinen eigenen Umgang mit dem Steuerrecht zurechtlegt.“ Daher sei in einer pluralistischen Gesellschaft ein Bestand an „gemeinsamen Antworten“ notwendig: in Fragen der Moral und in Form rechtlicher Regelungen.

Huber sagte ferner: „Gerecht ist, wenn einer zu Wohlstand kommt, aber dies nicht nur für seine eigene Leistung hält und das Empfangene mit anderen teilt.“ Reichtum sei nicht in sich selbst sündig, sondern es kommt darauf an, was man damit macht.

Dabei bezieht sich Huber auf den Satz Jesu, dass ein Kamel leichter durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. „Denn der Reiche denkt, ihm steht alles zur Verfügung, auch der Zugang zu Gott. Aber in Wahrheit kann die Tür zu Gott nur von innen aufgehen, und diesen Zugang kann niemand kaufen, er mag noch so reich sein“, sagt der Theologe. „Gott verstößt also nicht die Reichen. Sondern ihnen wird gesagt: Vor Gott sind wirklich alle Menschen in einem radikalen Sinn gleich.“ (pro)

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