Woelki: „Es gibt ein klares, abschließendes Nein“

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gilt als konservativer deutscher Bischof. Im Gespräch der Süddeutschen Zeitung verteidigt er die Entscheidung des Vatikans, Frauen nicht zu Priestern zu weihen. Zudem erklärt der Theologe, warum er die Botschaft der Bibel für menschenfreundlich hält.
Von PRO
Der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Woelki, verteidigt den Schritt, Frauen in der Katholischen Kirche nicht zu Priestern zu weihen

Aus Sicht des Kölner Erzbischofs Kardinal Rainer Maria Woelki gibt es ein „klärendes, abschließendes Nein“ der Katholischen Kirche zu Frauen in Weihe-Ämtern. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung verdeutlicht er, warum diese Tatsache für ihn nicht verhandelbar ist: Die Kirche könne über Lebensentwürfe von Priestern, Sexualität und die Förderung von Frauen reden. Es gehe aber nicht, „einfach über Dinge abzustimmen, die weltweit und lehramtlich festgelegt sind“.

Die Maßstäbe der modernen Gesellschaft und der Kirche würden sich an dieser Position schmerzhaft stoßen. Frauen nicht zu Priesterinnen zu weihen, sei keine Abwertung der Frau. Der Kölner Erzbischof wirbt sogar für Frauen in kirchlichen Leitungspositionen, der „Stifterwille Jesu lässt uns aber keine Vollmacht und Handhabe, Frauen zu weihen“.

Gottesfrage statt Regeln fürs Schlafzimmer

Die Kirche müsse übersetzen, „was sie vom Glauben her als wahr und richtig erkannt hat“. Die Lehre dürfe nicht einfach so angepasst werden, dass Menschen davon nicht mehr irritiert sind. Es sei wichtiger, die Gottesfrage relevant zu halten, „als über Regeln für Schlafzimmer zu diskutieren“. Diese Fragen gehörten eher in eine persönliche geistliche Begleitung.

Woelki betont, dass Kirche keine Moralagentur sein sollte, ihre Mitarbeiter „Zeugen des lebendigen Gottes, der selber Liebe ist“. Sie habe den klaren Auftrag, den Gottesglauben und das Evangelium in ihre Zeit zu transportieren. Zu der „menschenfreundlichen Botschaft“ gehöre es, sich „für Gerechtigkeit, den Schutz des Lebens in allen Phasen und die Benachteiligten und Migranten“ einzusetzen. Je überzeugender dies gelinge, desto eher strahle das in die Gesellschaft aus.

Skandal aufarbeiten und Versagen benennen

Absolut kritisch und „zerstörerisch“ sieht Woelki dagegen die Freiheit, „alles ausleben zu müssen“. Stellung bezieht der Theologe auch zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Macht zu missbrauchen sei eine der „großen menschlichen Versuchungen“. Es gehe jetzt darum, den Skandal aufzuarbeiten und das institutionelle Versagen zu benennen. Eine unabhängige Münchener Anwaltskanzlei arbeite die Akten auf und stelle die Ergebnisse am 12. März vor.

Die Juristen sollten auch Verantwortungsträger benennen, die den Missbrauch „strukturell, institutionell und ganz konkret möglich“ gemacht hätten. Schwer tut sich Woelki mit der Höhe der Zahlungen an Betroffene: „Ein Signal wollen wir setzen, aber um Versöhnung können wir nur bitten. Egal, wie viel Geld wir zahlen.“

Laut dem Interview in der Süddeutschen Zeitung hegt der Theologe keine Ambitionen auf das frei werdende Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Auch mit der Einstufung als „konservativer“ Kardinal kann er nicht viel anfangen: „Ich versuche, mich mit meiner Geborgenheit und meinen Widersprüchen am Evangelium auszurichten und das jeden Tag einigermaßen zu leben.“

Von: Johannes Blöcher-Weil

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