„Woche für das Leben 2013“ eröffnet

Gott erwartet, dass sich jeder für seinen Nächsten einsetzt und sich seiner Verantwortung nicht entzieht. Das sagte Erzbischof Robert Zollitzsch während des Eröffnungsgottesdienstes der „Woche für das Leben 2013“ am vergangenen Samstag in Mannheim. Die Basis allen sozialen Handelns müsse das Evangelium sein. Ulrich Fischer, Landesbischof von Baden, legte in seiner Predigt besonderen Wert auf den Zusammenhalt untereinander. In diesem Jahr steht die Woche unter dem Motto „Engagiert für das Leben: Zusammenhalt gestalten“.
Von PRO

„Gott erwartet unser Mittun. Er möchte, dass wir ihn suchen und uns dem Leben zuwenden“, sagte Zollitzsch in seiner Predigt über Jeremia 29,7.10-14. Wer zu Gott bete und sich für die Menschen um einen herum einsetze, könne Unvorstellbares erreichen. Trotz aller Schwierigkeiten und Probleme sollten Christen auf Gott vertrauen, ermutigte Zollitsch. Denn dieser habe „Pläne des Heils“ für jeden Menschen und wolle für jeden einzelnen das Gute. Doch in den Schwierigkeiten und Herausforderungen, die sich der Gesellschaft stellten, sei das oft nicht erkennbar. Zollitzsch nannte aktuelle Bedrohungen wie Nordkorea oder die vielfältigen Formen von Gewaltbereitschaft als Beispiele. Auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit in südeuropäischen Ländern sei ein herausforderndes Thema.

Angesichts dieser Schwierigkeiten sei es wichtig, dass Christen sich engagieren und „nicht in die Wehklage einstimmen“, forderte der Erzbischof. „Bemüht euch um das Wohl der Stadt und betet für sie“, zitierte er den Propheten Jeremia. Es gehe darum, die gegebenen Möglichkeiten zu nutzen und selbst aktiv zu werden. Die Menschen verließen sich zu oft auf die Politik oder auf bestimmte Organisationen, wenn Hilfe für Schwache benötigt werde. Dabei sei aber jeder Mensch gefordert, sich für seinen Nächsten einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. „Wir erkennen zu selten, dass es beides braucht: das Anpacken und das Gebet“, sagte Zollitzsch. Mit Gottes Hilfe solle jeder Einzelne Zusammenhalt stärken und gestalten und aus seinem christlichen Glauben heraus Zeugnis geben, schloss er seine Predigt.

Grundlage Christentum

Im Interview mit pro betonte der Erzbischof die Wichtigkeit des Evangeliums als Basis allen sozialen Engagements. Die Botschaft Jesu dürfe bei allem Einsatz für die Mitmenschen nicht vergessen werden. Beides sei wichtig: Die Verkündigung des Glaubens an Jesus Christus und, dass er ihnen zu einem menschenwürdigen Leben verhelfen will, sagte Zollitzsch. Die Gefahr, dass Kirche den Schwerpunkt zu sehr auf soziale Fragen anstatt auf Glaubensfragen lege, sei zwar da. Besonders in der Öffentlichkeit würde soziales Engagement oft stärker ins Blickfeld gerückt als das Predigen der christlichen Botschaft. Zollitzsch betonte aber die Bemühungen seiner Kirche, stets auch das Motiv der Handlungen deutlich zu machen. Das sei der christliche Glaube.

Klare Position müsse die Kirche in Fragen des Lebens beziehen – egal, was die Gesellschaft sage. Denn „über Menschenleben darf nur Gott befinden“, sagte er. So sei Abtreibung ein Widerspruch zum christlichen Glauben, es sei die Tötung von Menschen. Auch die Embryonenforschung widerspreche dem göttlichen Gebot. „Wir werden das immer wieder in der Öffentlichkeit sagen. Auch wenn wir nicht immer ganz verstanden werden“, sagte er.

Schwerpunkt Zusammenhalt

Landesbischof Ulrich Fischer legte in seiner Predigt besonderen Wert darauf, den Frieden einer Stadt, „das Schalom“, zu suchen. „Gestaltet den Zusammenhalt einer Stadt! Engagiert euch für das Zusammenleben! Sorgt euch um gute Nachbarschaft!“, übertrug er die Verse aus Jeremia 29 aus seiner Sicht auf die heutige Zeit. Es gehe darum, sich gemeinsam füreinander zu engagieren. Denn es brauche verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Schwerpunkten, um jedem gerecht zu werden.

Bezogen auf die Stadt Mannheim stellte Fischer das ökumenische und interreligiöse Miteinander in der dort beheimateten Gesellschaft heraus. Er betonte „das Neben- und Miteinander von Synagoge, Moschee und Kirche“. Dass solch ein Nebeneinander der Religionen von vielen Theologen auch kritisch betrachtet wird, sprach Fischer nicht an. Er stellte diakonische und caritative Projekte der Stadt vor, die den sozialen Zusammenhalt einzelner Stadtteile förderten. Seiner Ansicht nach könne solch eine Arbeit nur gelingen, wenn auch religiöse Ressourcen genutzt und das Zusammenleben der Menschen als geistliche Aufgabe verstanden werde. Wie das genau aussehen könnte, sagte er nicht.

Die bundesweite „Woche für das Leben“ veranstaltet die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) jedes Frühjahr seit über 20 Jahren. Im Mittelpunkt stehen der Wert und die Würde des menschlichen Lebens. Gemeinden, Kirchen und Akademien organisieren deutschlandweit Veranstaltungen zum Thema. Dadurch sollen Menschen in Kirche und Gesellschaft für die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit menschlichen Lebens in allen seinen Phasen sensibilisiert werden. Zu Beginn der Woche wird jedes Jahr ein ökumenischer Gottesdienst in wechselnden Städten gefeiert. (pro)

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