„Wo war der Herr, als ich grün und blau geschlagen wurde?“
Zur Einstimmung auf das 500. Reformationsjubiläum treffen sich mehr als 140 junge Lutheraner vom 22. August bis 4. September in Wittenberg zu einer Reformationswerkstatt. Am heutigen Abend führen die Organisatoren dem Publikum die Weltpremiere einer Luther-Animationsserie vor.
Weltpremiere: Animationsfilmserie zu Martin Luther
Unter dem Motto „Befreit durch Gottes Liebe, um die Welt zu verändern“ versammeln sich in diesen Tagen junge Reformer aus 60 Ländern in Wittenberg. Geboten werden Workshops, Diskussionsrunden und Lobpreis. Auf der Webseite „lutheranworld.org“ erklären die Veranstalter, dass die Zusammenkunft der Netzwerkbildung und der Gemeinschaft diene. Sie wollten aber auch junge Menschen dazu befähigen, die Reformation fortzuführen. Die Teilnehmer sollen auf ihrem Glaubensweg inspiriert werden. Zu dem Treffen eingeladen hat das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (LWB).
In der „Werkstatt Wittenberg“ sollen nach eigenen Angaben während der zweiwöchigen Begegnung Projekte entstehen, deren Ergebnisse die Teilnehmer in ihre Heimatländer tragen und dort umsetzen sollen. So werden sie auch in Deutschland unter anderem Einblick in diakonische Programme bekommen und verschiede Kirchengemeinden besuchen. Zu der Reformationswerkstatt hätten sich auch der Generalsekretär und mehrere Vize-Präsidenten des LWB angekündigt.
Martin Luthers Leben und Wirken verfilmt
Heute zeigt der Lutherische Weltbund erstmals die in Ungarn in Auftrag gegebene Luther-Animationsserie. In dem vom Bischof Tamás Fabiny beauftragten zwölfteiligen Film wird das Leben und Wirken Luthers als animierter Zeichentrickfilm dargestellt. In Wittenberg sind davon die ersten drei Folgen zu sehen, die von der Kindheit Luthers handeln.
Martins Kindheit
Der Animationsfilm setzt im Jahr 1530 ein. Gleich zu Beginn wird der Zuschauer mit hinein genommen in die Welt des Mittelalters und der schweren körperlichen Arbeit im Bergbau. Martin Luthers Vater Hans, als Kumpel beschäftigt, tritt zu Anfang in das Bild des Geschehens. Als er nach getaner Arbeit zu seinem Haus und den Kindern zurückkehrt, trifft er auf seinen Sohn Martin, der sich im Gespräch mit einem Mönch befindet. Der Mönch und Martin unterhalten sich angeregt über die Lehren der katholischen Kirche und über die Auffassung des jeweils anderen. Martin fragt sich: „Wer ist Gott schon für mich? (…) Wo war der Herr, als ich grün und blau geschlagen wurde?“ Der Mönch erwidert: „Er hat mit dir geweint, weil Gott dich liebt. Hast du nie davon gehört?“ So vertiefen sich die beiden in eine theologische Auseinandersetzung.
Martin Luther wurde demnach in der Auffassung erzogen, dass die Menschen fehlerhafte Geschöpfe seien und dies auch immer bleiben würden. Der Mönch hingegen versucht ihm zu veranschaulichen, wie wichtig Liebe und Vergebung sind. Zu Martins großem Erstaunen bringt er ihm bei, dass sich nicht einmal Jesus an seinen Mördern gerächt habe. Doch bald schon wird Martin durch seinen Vater aus dieser neu gewonnenen Gedankenwelt herausgerissen und in eine Schule geschleift. Diese wird als sehr streng geführt dargestellt. Gehorsam und Disziplin seien hier die wichtigsten Tugenden. Des Vaters Ziel ist es, Martin zu einem „hohen Herrn“ zu erziehen. Die erste Folge endet mit dem Weggang Luthers in eine höhere Schule, die Sankt Georg-Schule in Eisenach. Luther sagt im Off: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder. Es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.“
Die erste Folge der Serie ist im Internet für drei Wochen verfügbar. Regie führte Zsolt Richly, Drehbuch schrieb János Lackfi. Die Filmserie wurde mehrsprachig aufgezeichnet, jede Folge ist 13 Minuten lang. Die Arbeit an der Filmserie soll bis 2017 beendet sein.
Der Lutherische Weltbund wurde 1947 gegründet und ist eine weltweite Gemeinschaft von lutherischen Kirchen. Bisher gehören 144 Kirchen aus 79 Ländern dazu und umfasst somit mehr als 72 Millionen Christen.
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