Die skurrile Reality-Show „Duck Dynasty“ über eine christliche Familie, die Enten jagt, ist ein internationaler Erfolg. Nun erscheint das Buch des Patriarchen, Phil Robertson, auf deutsch. Ein Glaubensbekenntnis voller Testosteron – und stramm rechtem Gedankengut. Eine Rezension von Moritz Breckner
Von PRO
Foto: Polyband Media / SCM Hänssler
Familie Robertson auf einem Werbefoto des Senders A&E – in den USA verkaufen sich damit Tassen und T-Shirts
Wie konnte dieser Irrsinn nur so erfolgreich werden? Diese Frage drängt sich nach dem ersten Eindruck, den die Robertsons machen, auf. Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt schalten trotz oder gerade wegen des kuriosen Charmes der Familie seit fünf Staffeln bei „Duck Dynasty“ ein. Die Reality-Doku ist in Deutschland unter anderem auf ProSieben Maxx zu sehen. Gezeigt werden die Jagd-Abenteuer von Patriarch Phil und seinen vier Söhnen, allesamt bärtige Rednecks, wie sie sich selbst nennen, und damit ihre Zugehörigkeit zur Arbeiterschicht von Lousiana betonen. Mit der Produktion von Entenlockpfeifen wurden die einst armen Familienunternehmer zu Millionären – eine Geschichte, wie sie besonders das amerikanische Publikum liebt.
Christen in den USA sind auch deswegen von der Sendung begeistert, weil sich die Robertsons zum Glauben an Jesus Christus bekennen – in vielen Folgen wird über Gott gesprochen oder das Tischgebet gezeigt. Als Robertson senior 2013 in einem Interview Homosexualität als Sünde bezeichnete, wurde er vom Sender A&E kurzzeitig suspendiert.
Über den Aufbau seines Imperiums und seine Bekehrung zum Christentum hat Robertson ein Buch geschrieben, das im August im Hänssler-Verlag auf Deutsch erscheint. In „Happy, happy, happy“ gibt Robertson Tipps, die ihm im Leben geholfen haben. Seine Ausführungen klingen in den ersten Kapiteln wie ein Besuch bei Oma und Opa: Wir hatten damals ja keinen Gefrierschrank! Eine Kinokarte kostete damals nur zehn Cent! Die Kids von heute schreiben ständig SMS! Was ist nur aus unserem Land geworden? Unterhaltsamer wird es, wenn Robertson über den Aufbau seiner Firma spricht, und am interessantesten sind die Abschnitte über sein Glaubensleben. Mit 28 Jahren lebte er vorübergehend getrennt von Frau und Kindern, betrank sich und experimentierte mit Drogen. Auf Drängen seiner Familie traf er sich mit einem Pfarrer, ließ sich überzeugen die Bibel zu studieren und sich taufen zu lassen. „Ich ging mehrmals pro Woche zu Gottesdiensten und verbrachte die anderen fünf Tage der Woche damit, Gottes Wort mit Freunden oder allein zu studieren.“ Ganz oder gar nicht eben. Robertson nutzt bis heute seine zahlreichen öffentliche Auftritte, um das Evangelium zu predigen. Am Flussufer in seinem Garten tauft er regelmäßig neue Gläubige, im Vorgarten hat er schon zwölf Paare getraut – nach amerikanischem Recht ist das auch Normalbürgern möglich.
Landlust auf Speed
Lang und breit geht es im Buch auch über das Glück des einfachen Lebens auf dem Land – von selbst eingelegtem Obst bis hin zum Rupfen von Hühnern. Ob die deutschsprachige „Landlust“-Zielgruppe, die bei Manufactum Heugabeln kauft, mit „Happy, happy, happy“ glücklich wird, darf dennoch bezweifelt werden. Recht unsentimental stellt der Autor fest: „Es macht mich einfach glücklich, hinauszugehen und einer Ente den Kopf wegzupusten.“ Das Töten von Tieren habe Gott erlaubt, und natürlich sollten Kinder bereits das Schießen lernen.
Auch bei politischen Aussagen nimmt Robertson kein Blatt vor den Mund und dürfte damit nicht jeden Leser begeistern: „Heute sagt unsere Regierung, dass die Demokratie gedeihen wird, wenn man von denen wegnimmt, die bereit sind zu arbeiten, und es denen gibt, die dies nicht sind“, stellt er fest. „Ich muss mehr Steuern zahlen, damit die Leute, die nicht arbeiten wollen, alles umsonst bekommen? Das ist Unsinn.“ Die von Barack Obama eingeführte allgemeine Krankenversicherung lehnt Robertson ab, weil er über den Weg der Versicherungen gezwungen wird, Abtreibungen mitzufinanzieren. Über Krankheiten wie AIDS und Syphilis schreibt er wenig sensibel: „Wie nennt man das? Man nennt das die Folge von Ungehorsam gegenüber Gott, dem Allmächtigen.“
Alles in allem ist das, was der bärtige Südstaatler zum Besten gibt, harter Tobak, der zahlreiche Vorurteile über die amerikanische Landbevölkerung bestätigt. Das kann man durchaus auch sympathisch finden. Ob „Duck Dynasty“ den richtigen Ton für Christen in Deutschland trifft, ist aber mehr als fraglich. (pro)
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