Wissenschaftler: Verständnis für Religionsvielfalt fördern

Politik darf religionspolitischen Debatten und Entscheidungen nicht länger aus dem Weg gehen, meint der Politikwissenschaftler Ulrich Willems von der Universität Münster. Denn die Bevölkerung müsse ein besseres Verständnis für Religionsvielfalt entwickeln.
Von PRO
Unter der deutschen Bevölkerung müsse sich ein Verstädnis für religiöse Vielfalt, wie für den Islam, entwickeln, meint Ulrich Willems
Die Parteien sollten sich dringend dem „lange vernachlässigten Feld der Religionspolitik“ zuwenden, sagte der Politikwissenschaftler Ulrich Willems. „Wir haben ein hohes Niveau der Polarisierung erreicht, die Verschärfung war lange vorherzusehen“, erklärte er in einer Mitteilung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster. Auf politischer Ebene müsse deshalb eine „offene und sachliche Debatte über die Rolle der christlichen Kirchen, des Islams und anderer religiöser Minderheiten sowie der Konfessionslosen“ geführt werden. Der Politikwissenschaftler bezieht sich mit seiner Forderung auf die islamkritischen Aussagen der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD). Deren Vizevorsitzende Beatrix von Storch hatte erklärt, der Islam sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Willems hält außerdem Gespräche darüber für nötig, „ob sich das Modell einer engen Staat-Kirche-Kooperation noch eignet, um den religiösen Mehr- und Minderheiten gleichermaßen Religionsfreiheit zu gewähren“. Auch innerhalb der Parteien sei man sich darüber oft nicht einig.

„Konsensfähige Regeln“ entwickeln

Der Politik wirft der Wissenschaftler vor, die deutsche Bevölkerung nicht rechtzeitig auf Religionsvielfalt vorbereitet zu haben. Entsprechende Debatten und Entscheidungen seien einfach vermieden worden. Die Konflikte würden den Gerichten überlassen, obwohl es Entscheidungen auf politischer Ebene geben müsse, wie zum Beispiel mit dem Tragen des Kopftuches, der Beschneidung oder dem Islamunterricht umzugehen sei. Willems plädiert deshalb dafür, „konsensfähige Regeln“ für die religiösen Praktiken verschiedener Religionsgemeinschaften in demokratischen Verfahren zu entwickeln. Ein guter Anfang für Foren, in denen solche Themen besprochen werden, sei zum Beispiel die Deutsche Islamkonferenz. Entscheidungen über die Rechte religiöser oder nicht-religiöser Mehr- oder Minderheiten könnten nur zufriedenstellend getroffen werden, wenn in der Bevölkerung ein Verständnis für religiöse Vielfalt herrsche. Die vorwiegend christliche oder konfessionslose Mehrheit der Deutschen würden Forderungen von Muslimen andernfalls als „Sonderrecht“ wahrnehmen oder als Gefahr für eine säkulare Grundordnung. Umgekehrt fühlten sich Minderheiten sonst nicht anerkannt. (pro)
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