Wissenschaftler für Altersgrenzen bei Social Media

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina warnt vor einer zu intensiven Nutzung sozialer Medien bei Kindern und Jugendlichen. In einem Diskussionspapier fordert sie strikte Altersgrenzen und mehr Kontrolle durch die Eltern.
Von Johannes Blöcher-Weil
Wieder einmal Zankapfel der gesellschaftlichen Diskussion: ab welchem Alter dürfen Kinder und Jugendliche die sozialen Medien nutzen?

Tiktok und andere soziale Medien sollen für Kinder bis 13 Jahren komplett verboten sein. Das fordern Wissenschaftler der Leopoldina in einem am Mittwoch veröffentlichten Diskussionspapier. Darin sprechen sich die Unterzeichner auch für ein Verbot von Smartphones in Kitas und Schulen bis zur Klasse 10 aus.

Sie möchten Kinder und Jugendliche besser schützen und warnen vor einer zu intensiven Nutzung sozialer Medien bei Heranwachsenden. Deswegen plädieren die Unterzeichner für altersabhängige Zugangs- und Funktionsbeschränkungen. Die sozialen Medien sollen für 13- bis 15-Jährige nur nach gesetzlich vorgeschriebener Zustimmung der Eltern nutzbar sein. Die Eltern sollen zudem steuern können, welche Inhalte ihre Kinder konsumieren und für wie lange.

Den Wissenschaftlern sind die positiven Effekte sozialer Medien bewusst, erklären sie. Allerdings seien die negativen Auswirkungen auf das psychische und emotionale Wohlbefinden enorm. Deswegen bestehe Handlungsbedarf. Für 13- bis 17-Jährige fordert die Leopoldina zudem ein Verbot personalisierter Werbung. Außerdem sollten besonders suchterzeugende Funktionen wie Push-Nachrichten und endloses Scrollen unterbunden werden.

Sichere und kompetente Nutzung sinnvoll

Die Leopoldina ist die Nationale Akademie der Wissenschaften Deutschlands. Sie berät als unabhängige Institution Politik und Gesellschaft in wissenschaftlichen Fragen. Es gehe darum, dass die bestehenden Regelungen überall „schneller greifen und gezielt erweitert werden“. Junge Menschen müssten die sozialen Medien sicher und kompetent nutzen können, ohne mit den Risiken überfordert zu werden.

Anfang dieser Woche hatte der Politiker Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) die Diskussion über Altersgrenzen wieder angestoßen. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und will die Nutzung erst ab 16 Jahren erlauben. Genau wie Jugendliche auf den Führerschein vorbereitet würden, müsse dies auch in den sozialen Medien geschehen.

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte sich im Juni dafür ausgesprochen, die Plattformen insgesamt stärker zu regulieren. Der Deutsche Lehrerverband hatte seinen Vorschlag der Altersbegrenzung als „weder realistischerweise umsetzbar noch sinnvoll“ erachtet.

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