Wirtschaftsweise sind „Vordenker 2018“

Die fünf Wirtschaftsweisen haben den Vordenkerpreis 2018 des Finanzberaters Plansecur erhalten. Sie seien eine wichtige Stimme für die Soziale Marktwirtschaft, begründete die Jury ihre Entscheidung. Kritik gab es am Koalitionsvertrag.
Von Jonathan Steinert
Vordenker 2018: Die Wirtschaftsweisen Peter Bofinger, Volker Wieland, Isabel Schnabel, Christoph M. Schmidt, Lars P. Feld (v.l.)

Für ihre „kontinuierliche und impulsgebende“ Beratung der Bundesregierung hat die Finanzberatung Plansecur die fünf Wirtschaftsweisen als „Vordenker 2018“ ausgezeichnet. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wie das Gremium offiziell heißt, sei eine „wichtige Stimme für die Soziale Marktwirtschaft“, heißt es in der Begründung der Jury. Nicola Leibinger-Kammüller, Jurymitglied und Laudatorin, nannte die Wirtschaftsweisen das „ordnungspolitische Gewissen der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik“. Die Chefin des Maschinenbauers Trumpf hatte 2015 selbst den Vordenker-Preis bekommen.

Plansecur, das sich bewusst an christlichen Werten orientiert, verlieh die Auszeichnung am Mittwoch in Frankfurt zum zehnten Mal. „Wir lieben es, große Köpfe auszuzeichnen, weil wir überzeugt sind, dass deren Impulse die Gesellschaft nachhaltig weiterbringen“, sagte Geschäftsführer Johannes Sczepan. Das Preisgeld von 10.000 Euro ist dafür bestimmt, für karitative Zwecke weitergegeben zu werden. Die Wirtschaftsweisen spenden das Geld der christlichen Menschenrechtsorganisation „International Justice Mission“. Diese setzt sich gegen Menschenhandel und Sklaverei ein.

Koalitionsvertrag „beunruhigend“

Zwei der ausgezeichneten Wirtschaftsweisen äußerten sich bei einer Podiumsdiskussion während des „Vordenker-Forums“ vor der Preisverleihung kritisch über den Koalitionsvertrag zwischen den Unionsparteien und der SPD. Isabel Schnabel sagte, es sei „beunruhigend“, wie viele Ausgaben in dem Vertrag vorgesehen seien. Zwar sei auch die „schwarze Null“ darin festgeschrieben, also dass es keine neuen Schulden geben solle. Aber eine „Abkehr vom Konsolidierungspfad“ sei erkennbar. „Ich würde das so deuten, dass man im Zweifel lieber die Ausgaben ausdehnt und dafür wieder Schulden aufnimmt.“

Christoph M. Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates, würdigte, dass die Koalitionspartner die Digitalisierung vorantreiben wollen. Allerdings sei er „verhalten optimistisch“. Er zeigte sich skeptisch, ob allein eine bessere digitale Infrastruktur Deutschland in diesem Bereich zukunftsfähig mache. Er regte an, bessere Bedingungen für digital basierte Geschäftsmodelle und Start-Ups zu schaffen.

Zu den Wirtschaftsweisen gehören derzeit außerdem noch Peter Bofinger, Lars P. Feld und Volker Wieland.

Auf dem Podium sollte auch die CDU-Politikerin Julia Köckner mitdiskutieren. Da sie aber Anfang dieser Woche als zukünftige Landwirtschaftsministerin nach Berlin berufen wurde, sagte sie die Teilnahme kurzfristig ab. In der Jury des Vordenkerpreises wolle sie aber auch als Ministerin weiterhin mitarbeiten, teilte Plansecur-Chef Sczepan mit.

Wirtschaftswissenschaftler: Kardinalfehler statt Reformen

In seinem Impulsvortrag „Agenda 2030 – Was brauchen Deutschland und Europa jetzt?“ stellte der Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Stark fest, dass sich die gesellschaftlichen Vorstellungen von Freiheit und Gerechtigkeit „grundlegend geändert“ hätten. Dies habe der Staat mitbeeinflusst. Stark mahnte, dass es nicht Aufgabe des Staates sei, „steuernd zugunsten bestimmter Lebensmodelle einzugreifen“. Der Grat zwischen Fürsorge und Bevormundung sei schmal.

Der Ökonom Jürgen Stark ist Juryvorsitzender des Vordenker-Preises Foto: pro/Jonathan Steinert
Der Ökonom Jürgen Stark ist Juryvorsitzender des Vordenker-Preises

Weiter sagte Stark, der der Jury des Vordenker-Preises vorsitzt, politische Eliten und Bürger hätten sich voneinander entfremdet. Viele Menschen nähmen die Folgen der Globalisierung und der rasanten technischen Entwicklung als Entgrenzung wahr. Das verunsichere sie. Von der Politik erwarteten sie Antworten, fühlten sich von dieser aber alleingelassen. Statt zukunftsweisender Reformen hätten die verantwortlichen Politiker in den vergangenen Jahren „nicht durchdachte ad hoc-Entscheidungen“ getroffen und „Kardinalfehler“ gemacht. Darunter zählte Stark eine unkontrollierte Einwanderung sowie die Energiewende 2011, die in eine Planwirtschaft weise. Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der EU: „Wenn man Europa zukunftsfähig machen will, geht das nur mit der Bevölkerung, mit den Menschen.“ Wenn Europa bürgernäher werden solle, müssten politische Zuständigkeiten dezentraler gestaltet werden.

Resümierend betonte Stark: „Man mag Globalisierung und Digitalisierung kritisch sehen, aber sie sind Realität und wir sollten uns davon nicht abkoppeln, da die Vorteile überwiegen.“

Von: Jonathan Steinert

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