Markenschutz religiös: INRI demnächst als T-Shirt

Wer hätte gedacht, dass das möglich ist: Die Buchstaben INRI, die angeblich auf dem Kreuz Jesu standen, hat sich ein Geschäftsmann aus Bayern markenrechtlich schützen lassen. Der Immobilien-Investor Werner Lustig aus Aichach bei Augsburg will ab Ende Oktober T-Shirts mit den Buchstaben und dem Konterfei Jesu herausbringen. Auch über ein Getränk mit diesem Namen denkt er nach.
Von PRO
Die T-Shirts mit den Buchstaben INRI und dem Konterfei von Jesus sollen ab Ende Oktober erhältlich sein. „Jeder sollte seinen Glauben auf dem Herzen tragen können“, findet der Erfinder Werner Lustig gegenüber pro.

Ende Oktober sollen T-Shirts erscheinen, auf deren Vorderseite die Buchstaben INRI stehen, und auf deren Rückseite das Motiv des Turiner Grabtuches zu sehen ist. Der Geschäftsmann Werner Lustig hat sich den Begriff INRI als EU-weite Marke gesichert. pro hat mit dem 58-Jährigen gesprochen.

pro: Wie kam Ihnen die Idee, T-Shirts mit den Buchstaben INRI zu vertreiben?

Werner Lustig: Das waren Überlegungen, die bereits ein paar Jahre zurückliegen. Schon als junger Mann habe ich diese monumentalen Filme gesehen, die im Römischen Reich spielten. Da begann mein Interesse. Ich habe mittlerweile vier EU-Markenrechte schützen lassen. Das erste war die Buchstabenkombination SPQR („Senatus Populusque Romanus“ – „Senat und Volk von Rom“). Darauf habe ich ein Markenrecht in fünf Nutzerklassen: Getränke, Textil, Kosmetika, Lederwaren und Schmuck. Mit diesen Buchstaben fing es an. In meinem Heimatort bin ich dann regelmäßig mit meinen Kindern auf dem Weg zum Kindergarten an einem „Marterl“ (Wegekreuz) vorbeigekommen. Darauf standen die Buchstaben INRI. Da kam mir die Idee, ob man diese vier Buchstaben auch schützen lassen kann. Das haben wir getan. Zunächst muss man immer das Recht im eigenen Land schützen lassen, dann kann man das beim EU-Recht machen. Bei INRI haben wir das Nutzungsrecht in den selben Nutzerklassen wie bei SPQR bekommen, bis auf Schmuck.

Bedeutet das, dass ich nun also beispielsweise ohne Ihre Erlaubnis keine Lederwaren mehr herausbringen darf mit den vier Buchstaben INRI darauf?

Gewisse Dinge in Leder dürfen Sie herausbringen. Einmal fragte mich beispielsweise eine Biologin aus Berlin, ob sie Leder-Anstecker mit INRI herstellen dürfe. Das gilt nicht als Lederware, sondern als Schmuck, und dort habe ich nicht die Rechte.

Aber eine Stofftasche mit INRI als Textil-Produkt dürfte nicht ohne weiteres auf den Markt gebracht werden?

Richtig. Unter Textil kann ich alles herstellen.

Planen Sie in den anderen Klassen ebenfalls Produkte, beispielsweise Getränke?

Wenn man sich im Markenrecht eine Marke schützen lässt, kostet das Geld. Wenn man drei Klassen einträgt, kostet es das gleiche wie bei nur einer Klasse. Vier Klassen kosten mehr. Wir haben vier Nutzerklassen bekommen. Das heißt nicht, dass wir diese Rechte daran auch ausnutzen, sondern dass wir sie zunächst einmal nur besitzen. Wir wollen mit einem Getränkehersteller sprechen, ob es möglich und sinnvoll ist, ein Getränk unter dem Namen INRI zu verkaufen. Es ginge da nicht darum, einfach nur einen Orangensaft unter diesem Namen abzufüllen; wir überlegen schon, was wir mit diesem Artikel wollen. Welcher Art dieses Getränk werden könnte, wissen wir noch nicht. Eines kann ich aber sagen: Ich denke nicht, dass wir einen Energy-Drink daraus machen.

Wie sehen Ihre T-Shirts genau aus?

Vorne sind auf der Mitte mit goldfarbenem Garn die Buchstaben INRI gestickt; auf der Rückseite ist das Jesus-Bildnis vom Turiner Grabtuch zu sehen, das wir von einer Künstlerin neu haben malen lassen. Es gibt Überlegungen zu weiteren Motiven, das kommt darauf an, wie der Markt das annimmt.

Wann soll es erscheinen?

Wir haben es für Ende Oktober geplant. Man kann es dann über unseren Web-Shop bestellen. Wir werden zudem auf den einen oder anderen Einzelhändler zugehen und sehen, wie es dort ankommt. Auch auf Messen wollen wir es vertreiben.

Stellen Sie die T-Shirts selbst her?

Das Garn wird für uns in Bangladesch gefertigt.

Laut Neuem Testament stand auf dem Kreuz Jesu: „Jesus von Nazareth, König der Juden“ (INRI) Was bedeuten Ihnen der christliche Glaube und diese vier Buchstaben?

Ich bin katholisch erzogen worden. Ich war fünf Jahre lang Messdiener, also Ministrant in der Katholischen Kirche, und ich glaube auch heute noch immer.

Gab es bisher schon Reaktionen auf das T-Shirt?

Die bisherigen Reaktionen waren überwiegend positiv. Einer hat das eher negativ gesehen, mit ihm habe ich darüber gesprochen, und danach sah er die Sache etwas anders. Wir sind der Meinung: Jeder sollte seinen Glauben auf dem Herzen tragen, oder besser gesagt: jeder darf.

Was wird das T-Shirt kosten?

Wir sind immer noch in der Preisfindungsphase. Das ist insofern nicht ganz einfach, weil der Stoff sehr hochwertig ist, und es ist auch hochwertig verarbeitet, der Tragekomfort ist tadellos.

Stimmt es, dass Sie Teile des Erlöses für einen guten Zweck spenden wollen?

Wir wollen eventuell eine Stiftung gründen. Ich habe bereits 15 Jahre Erfahrung in der Stiftungsarbeit. Wir wollen hier der Gesellschaft wieder etwas zurückgeben durch eine Stiftung, die sich für Kinder und Umwelt einsetzt. Mehr können wir dazu derzeit noch nicht sagen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Jörn Schumacher

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