Rekordteilnehmerzahl beim Kongress christlicher Führungskräfte

Am Samstag ist der dreitägige Kongress christlicher Führungskräfte in Leipzig mit der Rekordzahl von 3.500 Teilnehmern zu Ende gegangen. Dieses große Interesse sei ein Indiz dafür, dass die Rückbesinnung auf Werte Konjunktur habe, sagte der Vorsitzende der Evangelischen Nachrichtenagentur "idea" (Wetzlar) und Chef des Kongresses, Horst Marquardt.
Von PRO

„Europa braucht betende Bosse“, resümierte Marquardt laut „idea“. Er warb dafür, über Werte nicht nur unverbindlich und allgemein zu diskutieren: „Werte haben einen Namen – Jesus Christus. An seinem Leben und an seiner Botschaft macht sich fest, dass Werte nur in der Verbindung mit Gott Bestand haben.“ Angesichts des Sturmes, der während der Veranstaltungstage über Europa fegte und der Aufforderungen der Behörden an alle Bürger, zu Hause zu bleiben, betonte der Leiter des Kongresses: „Wir haben Gottes Güte erlebt wie selten zuvor.“

Der Kongress, der vom 18. bis 20. Januar in der Leipziger Messe stattfand, wurde von „idea“ und dem Zeitplanungs-Unternehmen „tempus“ (Giengen bei Ulm) organisiert. Unterstützt wurde er unter anderem vom Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU) und dem Bund katholischer Unternehmer (BKU). Rund 60 Prozent der Besucher gehörten einer evangelischen Landeskirche an, 30 Prozent einer evangelischen Freikirche und 10 Prozent der katholischen Kirche. Jeder vierte Gast kam dabei aus den neuen Bundesländern. Erstmals waren auch zahlreiche Gäste aus dem Ausland dabei, etwa aus der Volksrepublik China, der Ukraine, Serbien, Kroatien, Spanien und den USA.

Am Kongress christlicher Führungskräfte, der seit 1999 zum fünften Mal stattfand, wirkten zahlreiche namhafte Referenten mit. Darunter waren Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, die Unternehmer Heinrich Deichmann und Christiane Underberg sowie der TV-Journalist Peter Hahne.

Peter Hahne: „Ziel und Heimat von Christen ist der Himmel“

Hahne forderte die Christen am Samstag auf, Mut, Hoffnung und Zuversicht in einer weithin ratlosen und orientierungslosen Gesellschaft zu verbreiten. Selbst Entscheidungsträger könnten oft nicht mehr sagen, worin der Sinn des Lebens bestehe und welches Ziel sie anstrebten. Hoffnungslosigkeit bringe Angst hervor und lähme jede Initiative. „Rückzug ist verboten, Verantwortung geboten,“ rief der Bestsellerautor („Schluss mit lustig!“) den Christen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche zu.

Die Fähigkeit, christlich zu führen, sei an vielen Stellen verloren gegangen. Lehrer bezeichneten sich zwar als Pädagogen, viele wüssten aber offenbar nicht, dass das griechische Ursprungswort („agogein“) „führen“ bedeute. Es gelte also voranzugehen und zu sagen: „Ich weiß das Ziel.“ Der christliche Glaube gebe ein Ziel und eine Heimat vor, nämlich den Himmel. Viele Menschen seien getrieben von der Frage, was die Zukunft bringe; das zeige unter anderem die große Nachfrage nach Astrologie. Es komme aber nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Für Christen habe die Hoffnung einen Namen: Jesus Christus. Der Fernsehjournalist Hahne gehört dem Rat der EKD und dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz an.

Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) forderte von Unternehmern, sich stärker in die Kirchen einzubringen. Bei einer Diskussion mit Managern, Politikern und Journalisten bedauerte er, dass viele Führungskräfte Hilfestellungen von der Kirche erwarteten, aber keine Kontakte zu Geistlichen hätten. „Wer sich von Pfarrern verstanden wissen will, muss das Gespräch mit ihnen suchen“, sagte Bohl.

„Christen sollten mehr für Unternehmer beten“

Der Journalist und frühere Vizepräsident der DaimlerChrysler AG, Michael Inacker (Berlin), erwartete von der Kirche mehr Hilfestellungen in ethischen Konflikten. Seiner Ansicht nach haben es die Kirchen versäumt, politische und wirtschaftliche Eliten anzusprechen, um ihnen bei schwierigen unternehmerischen Entscheidungen zu helfen. Als Alternative habe er zusammen mit Freunden ein Internet-Portal www.luther-stiftung.org gegründet, „um die Grundimpulse der Reformation in einen themenbezogenen und ergebnisorientierten Dialog von Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu übersetzen“.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer, Marie-Luise Dött (Berlin), appellierte an die Kirchen, öfter für Unternehmer zu beten. Es sei weitgehend unbekannt, dass die meisten Vertreter von Wirtschaftsverbänden einen christlichen Hintergrund hätten. Bei zahlreichen Kontakten zu Umweltorganisationen habe Frau Dött die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, die sich für andere einsetzten, in der Regel ein religiöses Fundament hätten.

Unternehmer Friedhelm Loh fordert klare Haltung zur Sonntagsarbeit

Der Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), der evangelikale Unternehmer Friedhelm Loh (Haiger/Mittelhessen), warnte die Kirchen vor einer Doppelmoral bei der Formulierung christlicher Werte. Man könne nicht Sonntagsarbeit verurteilen und zugleich Dienstleistungen wie Tankstellen oder Gaststätten in Anspruch nehmen. Loh, der zu den erfolgreichsten Unternehmern Deutschlands gehört, sagte, er sei „absolut gegen Sonntagsarbeit“. Dennoch müsse sich seine Firma an Messeauftritten auch an Wochenenden beteiligen. Es komme darauf an, wie Christen den Sonntag trotz Arbeit gestalteten.

Der Unternehmer Hermann Mascher aus Baden hob das regelmäßige Gespräch eines Managers mit den Mitarbeitern als „unentbehrlich“ hervor. Einerseits könne ein Chef seine Mitarbeiter so motivieren und ermutigen; andererseits ergäben sich nicht selten Möglichkeiten, über den christlichen Glauben zu sprechen. Er verstehe Menschen nicht, die ihren Glauben zur Privatsache machen. „Wenn ich nicht von der Hoffnung spreche, die mein Leben trägt, ist das so, als hätte ich eine Arznei, die Leben rettet, und behielte diese für mich“, so der Pharmazeut.

Der 6. Kongress christlicher Führungskräfte soll 2009 voraussichtlich in Nordrhein-Westfalen stattfinden.

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