Wird Online-Journalismus finanzierbar?

Die Axel Springer AG hat vielversprechende Zahlen für das kostenpflichtige Online-Angebot der Tageszeitung Die Welt vorgelegt. Sichert die Bezahlschranke im Internet also die Zukunft des Qualitätsjournalismus in Deutschland? Experten bleiben skeptisch.
Von PRO

Gut sechs Monate ist es her, dass das Angebot von Welt Online in ein kostenpflichtiges Modell umgewandelt wurde. 20 Artikel pro Monat können die Leser kostenlos aufrufen, danach müssen sie zahlen. Axel Springer hat nun in Berlin bekanntgegeben, wie das Angebot bei den Nutzern ankommt. Demnach hätten 47.000 Personen ein Netz-Abonnement abgeschlossen. Dies entspreche mehr als 20 Prozent der verkauften Auflage der gedruckten Ausgabe der Welt von 227.248 Exemplaren im zweiten Quartal 2013. Zusätzlich hätten sich 27.000 Print-Abonnenten einen digitalen Zugang besorgt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

„Das erste halbe Jahr mit unserem Bezahlmodell werten wir als sehr ermutigend“, kommentierte Verlagsgeschäftsführerin Stephanie Caspar laut dem Branchenportal Meedia. Axel Springer erziele digital signifikante Vertriebserlöse. Für eine langfristige Prognose der Entwicklung digitaler Abos sei es aber noch zu früh.

Experte: „Tropfen auf den heißen Stein“

Der Medienexperte Stephan Weichert bewertet die von Axel Springer präsentierten Zahlen zwar als respektabel und erfreulich, sagte aber im Gespräch mit der dpa: „Wenn man die Zahlen im Kontext der aktuellen Auflagenrückgänge betrachtet, ist dieser Erfolg doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Journalistische Onlineangebote müssten in der Regel weiterhin durch den Print-Bereich querfinanziert werden. Weichert wies außerdem darauf hin, dass Die Welt seit Jahrzehnten rote Zahlen schreibe.

Axel Springer konnte seine Umsätze mit dem Digitalgeschäft im zweiten Quartal 2013 zwar ausbauen, allerdings erwirtschaftet der Konzern einen Großteil der Gewinne nicht mit journalistischen Angeboten wie Welt Online oder dem inzwischen ebenfalls kostenpflichtigen Bild.de, sondern mit alternativen Onlinediensten wie autohaus24.

Erst vor zwei Wochen hatte Axel Springer in der Medienbranche mit dem Verkauf der Traditionsblätter Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt und Hörzu an die Funke Mediengruppe für Aufsehen gesorgt. Vorstandschef Mathias Döpfner erklärte dazu, man wolle den Konzern zu einem führenden digitalen Unternehmen entwickeln. Die Digitalsparte macht derzeit knapp 40 Prozent der Einnahmen aus. (pro)

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