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Die Online Enzyklopädie Wikipedia gehört weltweit zu den beliebtesten Internetseiten. Millionen Menschen benutzen täglich das Nachschlagewerk im Internet. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt, dass auch manipuliert wird.
Von PRO
Wikipedia ist Ziel von Manipulationsversuchen

„PR und Manipulation sind in Wikipedia allgegenwärtig.“ Zu diesem Fazit kommt die Studie „Verdeckte PR in Wikipedia“ der Otto-Brenner-Stiftung, die am Montag vorgestellt wurde. Autor der Studie ist der Journalist und Dozent am mibeg-Institut Medien in Köln, Marvin Oppong. Anhand von „Fallstudien“ erklärt Oppong wie Wikipedia in der Praxis funktioniert und PR-Leute die Enzyklopädie für ihre Zwecke, teilweise mit kommeziellem Hintergrund, missbrauchen. Demnach würden Einträge in der Wikipedia von Werbefachleuten gezielt manipuliert und geschönt. „Je länger ich mich mit dem Thema Wikipedia beschäftigt habe, desto mehr habe ich den Eindruck gewonnen, dass PR in Wikipedia weit verbreitet ist. Es gibt einen regelrechten Markt darum“, teilt Marvin Oppong in einer Pressemeldung der Otto-Brenner-Stiftung mit.
Die Enzyklopädie werde von Unternehmen, Verbänden, Parteien und Einzelpersonen dazu benutzt, ihr Bild in der Öffentlichkeit durch Eingreifen in die Artikel der Online-Enzyklopädie zu schönen. Solche Versuche fänden sich beim Thema Atomkraft, der Geschichte von Unternehmen, politischen Streitfragen, Verfehlungen, Einzelpersonen und der Pharmabranche.
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel „Was die Schwarmintelligenz übersieht“ am Montag erklärt Oppong, warum die Manipulation in der Wikipedia so gefährlich ist. Wikipidia sei eine der wichtigsten Wissensquellen weltweit. Mehr als 70 Prozent aller Internet-Nutzer wenden sich nach Angaben der Zeitung bei Fragen an die Online-Enzyklopädie. Der Einfluss von Wikipedia auf die Wissensvermittlung und die Meinungsbildung der Öffentlichkeit wachse stetig.
Im Kontrast dazu stünden jedoch nach Aussage von Oppong die internen Strukturen der Wikipedia, denen es bislang nicht gelungen sei, „PR in Wikipedia effektiv zu verhindern und Manipulationen in Wikipedia wirksam zu unterbinden.“ Die Studie zeigt, dass selbst Wikipedia-Offizielle unter Verdacht stehen, Manipulationen im Firmenauftrag vorgenommen zu haben.
Von der Nutzung der Wikipedia rät Oppong nicht ab, er fordert jedoch Reformen in der Form unabhängiger Kontrollgremien und eines verbindlichen Ethik-Kodizes, „in dem der Umgang mit Interessenkonflikten und Sanktionen im Fall von Verstößen niedergelegt ist“. Zudem wünscht sich Oppong die Stärkung der Kompetenz der Nutzer. „Man muss sie besser über die Plattform informieren, und sie müssen leicht erkennen können, wer wann welche Änderungen in den Artikeln vorgenommen hat“, sagte Oppong der Süddeutschen Zeitung. (pro)

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