Winfried Kretschmann gehört seit Jahrzehnten dem Schützenverein an. Er liebt das Wandern in seiner Heimat, der Schwäbischen Alb. Er ist ein Fan der Fastnacht und Friedrich Schillers – und er ist gläubiger Katholik. Wüsste man es nicht besser – kaum jemand würde den 62-Jährigen wohl zunächst mit einer Partei wie den Grünen in Verbindung bringen. Dennoch gehört der zukünftige Ministerpräsident Baden-Württembergs sogar zu den Gründungsvätern der Partei in seinem Bundesland. Kretschmann ist gegen Stuttgart 21, gegen Atomkraft und gegen das dreigliedrige Schulsystem. Dennoch zählt er zu den erzkonservativen Mitgliedern der Grünen.
Im Interview mit der "Welt" hat er nun seinen Glauben betont. Sein neues Amt wolle er "in Bescheidenheit" angehen und "in dem Bewusstsein, dass es kontingente Dinge gibt, auf die ich keinen Einfluss habe. Ich habe als Christ kein Problem damit, vieles ist auch Gabe und Geschenk. Ich weiß, dass ich immer nur einen Teil bewirken kann und wie jeder andere Mensch auch von Dingen abhängig bin, die nicht in meiner Macht stehen".
"Vom Linksextremismus bin ich geheilt"
Kretschmann stammt aus einem "liberalen, katholischen Etlernhaus", wie er selbst auf seiner Internetseite erklärt. Er ist nicht nur Mitglied der katholischen Kirche, er engagiert sich auch im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, gehört Vereinen wie den "Freunden der Erzabtei St. Martin zu Beuron" an, ist Mitglied des Diözesanrates der Erzdiözese Freiburg und des Kirchenchors des Ortes Laiz. Nicht zuletzt deshalb sind neben Ökologie und Bildung auch Kirchenthemen sein Metier. Kretschmann setzt sich für den Schutz des Sonntags ein, aber auch für die Einführung des islamischen Religionsunterrichtes.
Die Zeiten, in denen der Gymnasiallehrer für Biologie, Chemie und Ethik linken Ideologien anhing, sind längst vorbei, wie er in "Focus" und "Spiegel" erklärte. Als Student sei er Mitglied beim Kommunistischen Bund Westdeutschlands gewesen. Einen "fundamentalen politischen Irrtum" nennt er das heute. "Vom Linksextremismus bin ich geheilt", sagte der dreifache Vater mit Blick auf die Linkspartei. (pro)