„Wim Wenders zählt zu den einflussreichsten Stimmen des internationalen Kinos“, begründete das Filmfestival Berlinale am Freitag seine Entscheidung, den deutschen Regisseur zum Präsidenten der Jury zu machen, die die beliebten Bären vergibt. Im Februar des kommenden Jahres wird Wenders die Wettbewerbsfilme bewerten und zusammen mit anderen Filmexperten die Sieger küren.
Wenders hat sich international einen Namen gemacht mit Filmen wie „Der Himmel über Berlin“, „Buena Vista Social Club“ oder „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Er war für einen Oscar nominiert, erhielt bereits den Ehrenbären der Berlinale und in Cannes wurde er mit einem Sonderpreis zum 50-jährigen Bestehen der Ökumenischen Jury geehrt.
Wim Wenders wuchs nach eigenen Angaben in einem konservativen, katholischen Elternhaus auf. Wenders wollte als Teenager Priester werden, studierte dann aber Medizin, Philosophie und Soziologie, allerdings ohne Abschluss. Er trat 1968 aus der katholischen Kirche aus und konvertierte in den 80er Jahren zum Protestantismus. Er bezeichnet sich heute selbst als gläubigen Menschen und als „ökumenischen Christen“.
Religion ist „ziemlich tolle Alternative“
Im Jahr 2023 erschien das filmische Porträt „Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ über den damaligen Papst. Anlässlich der Premiere sprach Wenders in einem Interview mit dem YouTube-Filmkritiker Robert Hofmann auch über seinen eigenen Glauben. Religion sei derzeit „nicht besonders sexy“, sagte Wenders, das liege wohl unter anderem an der Selbstzentriertheit des Menschen.
„Wir sind kaum noch umgeben von Natur, also sozusagen mit Schöpfung, sondern nur noch von Sachen, die wir als Menschen selbst gemacht haben. Wir halten uns für die Beherrscher des Ganzen. Religion ist für viele Leute aber eine Alternative, dass wir nicht immer so im Mittelpunkt stehen müssen.“ Und weiter: „Wir sind ja einsamer als je zuvor. Die Sozialen Medien machen uns einsamer. Religion ist eine ziemlich tolle Alternative, um aus diesem Zirkus Soziosus herauszukommen.“
2018 sagte Wenders vor Vertretern der Katholischen Kirche, er gehe regelmäßig in Gottesdienste, sowohl in katholische und evangelische. „Ich bin manchmal etwas unentschlossen. In Amerika war ich in einer Presbyterianischen Gemeinde.“ Gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) sagte Wenders: „Wenn einem in seinem Leben Gott wichtig, ja eine Realität geworden ist, dann wirkt sich das auf alles aus, was man tut. Und wenn man wirklich felsenfest überzeugt ist, dass man Dunkelheit nicht mit Dunkelheit bekämpfen kann, sondern nur mit Licht, dann hat das Konsequenzen.“
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