Zu lange hätten viele Frauen in christlichen Gemeinden von Männern immer wieder die Botschaft gehört, dass sie „Menschen zweiter Klasse“ seien. „Laut biblischem Schöpfungsbericht hat Gott die Frau nicht im Sinne einer ‚Gehilfin‘ geschaffen, sondern Mann und Frau den gemeinsamen Auftrag gegeben, sich ‚die Erde untertan‘ zu machen. Mann und Frau sind Co-Herrscher über die Welt“, so Gene Appel. Im Alten Testament habe Gott zudem Frauen etwa zu Richterinnen gemacht, die damals eine Autorität im Volk gewesen seien.
Frauen in Leitungspositionen
Im Neuen Testament würden zahlreiche Begegnungen zwischen Jesus Christus und Frauen geschildert, in denen Frauen respektvoll behandelt würden. „Zur Zeit des Neuen Testaments waren Frauen tatsächlich Menschen zweiter Klasse, in der rabbinischen Tradition galt es etwa als besser, die Tora zu verbrennen als sie Frauen zu lehren. Jesus hat Frauen Respekt entgegengebracht und ihnen Würde gegeben“, sagte Appel. „Einige der engsten Nachfolger von Jesus waren Frauen, sie gehörten zu den ersten Zeugen seiner Auferstehung. Pricilla oder Lydia waren bedeutende Leiterinnen in den ersten Gemeinden. Sie erhielten ihre Aufgaben nicht nach ihrem Geschlecht, sondern nach ihrer Begabung.“ Appel rief die Teilnehmer des Kongresses auf, auch bei unterschiedlichen Ansichten in dieser Frage die Einheit zu wahren. „Ohne eine Einheit unter Christen trotz unterschiedlicher Ansichten kann eine Gemeinde ihren Auftrag nicht wirkungsvoll ausüben“, sage Appel.
Lynne Hybels: Warum Christsein keine Last ist – auch nicht für Frauen
Lynne Hybels, die Ehefrau von Pastor Bill Hybels, betonte in einem Vortrag, dass ein falsches Gottesbild für Christen zu einer schweren Belastung ihres Lebens und Glaubens werden könne. „Christen müssen nicht um die Liebe Gottes kämpfen, aus diesem Grund ist Christsein keine Last, sondern Gott ist Zuflucht und Retter“, sagte Lynne Hybels, die vor mehr als 30 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann die Willow Creek Gemeinde, mittlerweile eine der größten Gemeinden der USA, gegründet hat.
Sie berichtete auf dem Willow Creek-Kongress über ihre Belastungen und Depressionen, die sie als Frau eines Pastors erfahren habe. Erst nach einem schweren und langen Prozess habe sie erkannt, dass es gerade für Frauen wichtig sei zu verstehen, dass ihr Leben ausschließlich in der Liebe Gottes gegründet sei. Dies gelte für alle Christen. „Gott verlangt von uns nicht nur Dauereinsatz, Stress und Ruhelosigkeit, sondern auch Ruhe und bewusste Gelassenheit“, so Lynne Hybels.
„Gott ist derjenige, der seinen Kindern das Kissen aufschüttelt, damit sie sich auf ihm ausruhen können. Gott schafft uns Rückzugs- und Ruheorte, denn er will das Beste für uns.“ Eigene Identität lasse sich nicht über eigene Anstrengungen und Mühen definieren, sondern basiere auf der Liebe Gottes. Es sei fatal, wenn Christen sich nicht die Zeit nähmen, dieser Liebe Gottes auf die Spur zu kommen, da so das Leben durch ein falsches Gottesbild geprägt werde.
2.500 Christen aus Landes- und Freikirchen
Der Kongress „Gemeinde gemeinsam gestalten“ findet vom 8. bis 9. November in der Rittal-Arena im mittelhessischen Wetzlar statt. Mehr als 2.500 Christen aus Landes- und Freikirchen nehmen an der Veranstaltung teil, die von der Organisation Willow Creek Deutschland, einem Zweig der Willow Creek Association aus den USA, veranstaltet wird. Ziel des Kongresses ist es, Christen zu ermutigen, sich mit ihren persönlichen Gaben in ihren Gemeinden einzubringen. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Rolle der Frau in der Gemeinde. Von den mehr als 2.500 angemeldeten Teilnehmern sind rund 1.000 Mitglieder der evangelischen Landeskirche oder Landeskirchlicher Gemeinschaften.
Referenten aus USA und Deutschland
Referenten des Kongresses sind unter anderen der leitende Pastor der Willow Creek-Gemeinde in Chicago, Gene Appel, und Lynn Hybels, Ehefrau des Gründers der Willow Creek-Gemeinde, Bill Hybels. Außerdem spricht Kay Warren (Lake Forest bei Los Angeles), die Frau des Bestsellerautors und Gemeindeleiters Rick Warren („Leben mit Vision“). Aus Deutschland kommen als Referenten unter anderen der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Peter Strauch (Witten), der Bundespfarrer des pietistischen Jugendverbands „Entschieden für Christus“ (EC), Rudolf Westerheide (Kassel), die Leiter des Marburger Christus-Treffs, Elke und Roland Werner, und die evangelische Pfarrerin Astrid Eichler (Berlin). Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Direktor des Evangeliums-Rundfunks, Jürgen Werth (Wetzlar), wird eine Veranstaltung moderieren. Am Samstag, 10. November, finden in zahlreichen Gemeinden in Wetzlar und Umgebung weitere Tagesseminare zu verschiedenen Themen statt. Zu den Seminaren haben sich rund 900 Teilnehmer angemeldet.
Weitere Informationen: www.willowcreek.de