Willow-Creek-Bewegung: Wie Gemeinden wieder wachsen können

In Deutschland schrumpfen viele Gemeinden. Ist diese Entwicklung aufzuhalten? Und wie kann es gelingen, dass Gemeinden wieder wachsen? Zu diesen Fragen hat sich sich der Gründer und Hauptpastor der international bekannten "Willow-Creek"-Gemeinde in South Barrington bei Chicago (US-Bundesstaat Illinois), Bill Hybels, in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur "idea" geäußert.
Von PRO

Die unabhängige "Willow-Creek"-Gemeinde ist mit 24.400 Besuchern die drittgrößte Mega-Gemeinde in den USA. Mit ihren Kongressen und Hilfsprogrammen zählt sie zu den einflussreichsten Gemeinden der Welt. Hybels ist einer der Hauptredner beim "Willow-Creek"-Leitungskongress, der vom 26. bis zum 28. Januar in Stuttgart stattfindet. Daran nehmen rund 7.500 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus Kirchen und Freikirchen teil.

Hybels ist überzeugt, dass der Trend zur Säkularisierung "mit der richtigen Vision, Leiterschaft und Botschaft" umgekehrt werden kann. Gute Führungspersonen strebten danach, "das volle Potenzial ihrer Gemeinde freizusetzen". Die Botschaft sei seit 2.000 Jahren unverändert "das Evangelium, das wir kreativ und freundlich verkündigen sollten". Gott habe für die Menschen "sein absolut Bestes gegeben, als er seinen Sohn Jesus Christus für die Erlösung der Menschen opferte". Deshalb sei es vernünftig, wenn Christen das Beste für Gott geben. Hybels: "Wer sich Gott zu 95 Prozent hingibt, gibt 5 Prozent zu wenig. Geheimnis, Abenteuer und Freude des christlichen Glaubens kann nur erfahren, wer sich wirklich vollständig Gott hingibt." Die Mitglieder seiner Gemeinde motiviere er dazu, diesen Schritt zu gehen, indem er die absolute Hingabe lehre und selbst lebe, so Hybels. Er versuche, dem Vorbild Jesu Christi zu folgen, indem er anderen selbst ein Vorbild sei und ein integres Leben führe.

Geistliche "Ernährung" nicht allein dem Pastor überlassen

Nach Hybels‘ Beobachtung besteht in vielen Gemeinden die Tendenz, dass allein der Pastor für die geistliche "Ernährung" der Gemeinde zuständig sei. Dieser könne jedoch in der Woche nicht die Bibel für seine Gemeindeglieder lesen, an ihrer Stelle beten oder für sie die Sünden bekennen. Jedes Gemeindemitglied müsse es daher lernen, für sein geistliches Leben selbst Verantwortung zu übernehmen. Zur missionarischen Arbeit seiner Gemeinde sagte er: "Wir führen so viele Menschen zu Christus wie noch nie in der Geschichte unserer Kirche. Vergangenes Jahr feierten wir fast 1.500 Taufen." Die Willow-Creek-Gemeinde suche zugleich nach Möglichkeiten, Armut zu lindern und Ungerechtigkeiten zu beseitigen: "Wer geistlich wächst, dessen Herz wird dem Herzen Gottes ähnlicher – und Gottes Herz sorgt sich um Ungerechtigkeit."

Was Hybels seinen Kritikern sagt

Hybels äußerte sich auch zu häufig geäußerter Kritik an seiner Gemeinde. Zur Frage, ob die Botschaft von Willow-Creek zu schlicht sei, sagte er, man müsse zwischen Klarheit und zu starker Vereinfachung unterscheiden. Gemeindeleiter sollten in der Lage sein, die Vision für ihre Kirche auf einem T-Shirt klar zu machen. Das Credo seiner Gemeinde sei: "Bekehre Nicht-Christen zu völlig hingegebenen Nachfolgern Christi!" Dies entspreche dem Missionsbefehl Jesu. Den Vorwurf, seine Gemeinde richte sich zu sehr nach Marketing-Aspekten und zu wenig nach der Bibel, wies Hybels zurück. Seine Gemeinde gebe jährlich Millionen Dollar für biblische Ausbildung aus, dagegen stelle sie in ihrem Haushalt (umgerechnet 31 Millionen Euro) keine Gelder für Marketing bereit. Unzutreffend sei auch der Vorwurf, seine Gemeinde würde im Gemeindehaus das Kreuz verstecken. Zwar verzichte man auf jegliche religiöse Symbole wie auf den Altar, Kerzen oder das Kreuz. Jedoch bilde die Botschaft vom gekreuzigten und auferstandenen Christus das Zentrum der Verkündigung. (idea)

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