Wikipedia-Schreiber streiten über Jesus von Nazaret

Wissenschaftler der Universitäten in Oxford, Budapest und New Brunswick haben in einer gemeinsamen Studie die Online-Enzyklopädie Wikipedia unter die Lupe genommen und sind dabei der Fragen nachgegangen, welche Artikel besonders umstritten sind. Bei religiösen Themen scheiden sich häufig die Geister.
Von PRO

Die Wissenschaftler untersuchten eine Auswahl von 10 Sprachversionen unter dem Gesichtspunkt, wie oft ein Artikel umgeschrieben wird. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass in dem Online-Lexikon viele religiöse Themen auffällig häufig editiert werden.

Zu den am häufigsten bearbeiteten Artikeln, die Untersuchung stützt sich dabei auf die Datenbankeinträge der Wikipedia aus dem Jahr 2010, gehören laut der Huffington Post „Israel“, „Adolf Hitler“, „Holocaust“ und „Gott“. Die deutschen Mitschreiber am Online-Lexikon stritten sich unter anderem über „Kroatien“, „Scientology“, „Verschwörungstheorien zum 11. September 2001“, „Studentenverbindung“, „Homöopathie“, „Adolf Hitler“ und „Jesus von Nazaret“, berichtet Spiegel Online unter Berufung auf die Studie. Neben der deutsprachigen Wikipedia war der Artikel „Jesus“ auch in Englisch, Französisch und Tschechisch besonders umstritten.

Die Untersuchung ergab, dass Artikel über Religion, Kulte und Glaube rund 15 Prozent der umstrittensten Artikel ausmachten. Nur Artikel zu geografischen Orten, 17 Prozent, und Beiträge zu Politikern, bei denen jeder vierte Artikel verändert wurde, wurden noch häufiger umgeschrieben.

Wikipedia sei zudem eine unerwartete Quelle über menschliches Verhalten. „Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass die Wikipedia mehr ist als nur eine Enzyklopädie; sie ist vielmehr ein Fenster zu konvergierenden und divergenten sozial-räumlichen Prioritäten, Interessen und Vorlieben", schreiben die Autoren in der Studie. Ihre Erkenntnisse wollen die Forscher im nächsten Jahr in einem Buch veröffentlichen.

Anders als bei einem gedruckten Lexikon ist ein Artikel in der Wikipedia nie fertig. Entdeckt jemand eine Unstimmigkeit, möchte eine Information ergänzen oder will er eine bestimmte Sichtweise in einen Artikel einfließen lassen, kann er den Text direkt über das Internet bearbeiten. Die Artikel, so der Anspruch der Wikipedia, sollen neutral formuliert sein, also alle Sichtweisen und Standpunkte zu einem Thema ausgewogen und ohne Parteinahme berücksichtigen und wiedergeben. Überschreibt ein Autor den Text eines anderen wiederholt, so sprechen die Insider von einem „edit-war" – einem Redigierkrieg. Ist das der Fall, können Administratoren einen Artikel für eine bestimmte Zeit für die Bearbeitung sperren oder den Kontrahenten eine Zwangspause verordnen. Zu jedem Artikel gibt es eine zugehörige Diskussionsseite. Ein Blick dorthin kann helfen festzustellen, ob es zu einem Aspekt strittige Meinungen gibt und auf welche Formulierung man sich letztlich verständigt hat. (pro)

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