Wieviel Verständigung vertragen die Religionen?

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat am Montag in Wien das König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog (KAICIID) miteröffnet. Das von Saudi-Arabien, Spanien und Österreich gegründete Zentrum steht wegen seiner Finanzierung in der Kritik. Der größte Geldgeber Saudi-Arabien habe massive Probleme mit der Einhaltung der Menschenrechte.
Von PRO

Das Zentrum soll sich um die Verständigung der Religionen kümmern. Aus Sicht ihrer Kritiker ist dies nicht mit der eingeschränkten Religionsausübung von Nicht-Muslimen in Saudi-Arabien vereinbar. Zur feierlichen Eröffnung in der Wiener Hofburg kamen neben UN-Generalsekretär Ban auch der saudische Außenminister Saud al-Faisal sowie weitere hochrangige Gäste.

"Wir müssen unseren Blick nicht weiter als auf die heutigen Schlagzeilen richten, um zu verstehen, warum diese Mission so wichtig ist", erklärte Ban bei der Eröffnung in Bezug auf die aktuellen Konflikte in Syrien sowie zwischen Israel und den Palästinensern. Die "Vision von Religion als Ermöglicher von Respekt und Versöhnung" könne er "voll unterstützen". Auch Vertreter der übrigen Religionen im Direktorium nahmen das Projekt in Schutz. "Wir müssen der Initiative eine Chance geben", zitiert die Nachrichtenagentur dpa den Vertreter des Judentums, Rabbi David Rosen.

Mahnwachen gegen das Projekt

Liberale Muslime und die Grünen hatten vor der Eröffnung eine Mahnwache veranstaltet. Die türkischstämmige Grünen-Abgeordnete Alev Korun kritisierte die Politiker in der saudischen Hauptstadt Riad wegen fehlender Rechte für Frauen und Nicht-Muslime: "Man kann nicht zu Menschenrechtsverletzungen, zu Unfreiheit im eigenen Land schweigen und dann sagen: Wir machen in Europa ein großes, teures Zentrum und wir tun so, als ob wir miteinander Dialog führen würden."

Aus Sicht des Papstes soll das Dialogzentrum einen Dienst an der universellen und weltweiten Religionsfreiheit erfüllen. Das betonte der vatikanische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran bei der feierlichen Eröffnung. Die katholische Kirche hoffe, dass das Zentrum den Respekt vor der sich vielfältig zeigenden religiösen Dimension des Menschen verstärke. Wie die Katholische Nachrichtenagentur "Kathpress" meldet, sprach der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von "einem Zentrum der Hoffnung". Die Eröffnung sei ein Statement an die Welt, Probleme mit Eintracht und nicht im Konflikt zu lösen. Die Außenminister Österreichs, Spaniens und Saudi-Arabiens waren ebenfalls bei der Einweihung anwesend. Das neue Zentrum sei "Meilenstein für den Dialog" und der "Beitrag zu einer sichereren und friedlicheren Welt", meinte Österreichs Außenminister Michael Spindelegger.

Aufsichtsrat lenkt die Arbeit

Aus Sicht der Vertreter der fünf Weltreligionen soll das Dialogzentrum künftig eine Vorreiterrolle für den Dialog zwischen den Weltreligionen und Kulturen einnehmen. Saudi-Arabien stellt die Finanzierung der Einrichtung in den ersten drei Jahren mit bis zu 15 Millionen Euro sicher. Zentrales Gremium ist ein neunköpfiger Aufsichtsrat mit Vertretern der fünf Weltreligionen Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus.

Auch im schweizerischen Bern entsteht derzeit ein "Haus der Religionen". Wie "Zeit Online" schreibt, sollen die Weltreligionen – trotz aller theologischer Unterschiede – dort einen friedlichen Umgang miteinander lernen. Dort entstehen sakrale Räumen für Aleviten, Buddhisten, Baha’i, Juden und Sikh. Außerdem integriert sind eine Moschee, ein Hindu-Tempel und eine Kirche.

2002 hatte sich der Verein "Haus der Religionen – Dialog der Kulturen" gegründet, um den Bau des Hauses voranzutreiben. Die seit 2006 existierende "Stiftung Europaplatz" soll die erforderlichen finanziellen Mittel für das Vorhaben aufbringen. Bereits 2007 hatte die Stadt Bern die Baubewilligung für das auf 50 Millionen Franken veranschlagte Projekt erteilt. Der Spatenstich für das Gebäude erfolgte im Juni 2012. Für die Religionsgemeinschaften gelte es, untereinander ein stabiles Beziehungsnetz aufzubauen und ihre Gebets- und Versammlungsräume zu gestalten, schreibt die "Berner Zeitung". (pro/dpa)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen