Wieviel Islamkritik ist erlaubt?

Das Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz hat eine Unterscheidung zwischen Kritik am Islam und Fremdenfeindlichkeit angemahnt. Eine "berechtigte Sorge um den politischen Anspruch des Islam" dürfe nicht zum gesellschaftlichen Tabu erklärt werden, so die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher.
Von PRO
Es sei notwendig, zwischen "legitimer Kritik an der Ideologie eines politischen Islam"  und an "Integrationsdefiziten" einerseits und pauschaler Ablehnung aller Muslime andererseits zu unterscheiden, so Schirrmacher, die Wissenschaftliche Leiterin des Instituts mit Sitz in Bonn ist. Anlass für die Äußerung Schirrmachers war der Beginn des Prozesses um den Mord an Marwa el-Scharbini am Montag. Al-Scharbini war eine aus Ägypten stammende Muslima, die im Juli 2009 im Gebäude des Landgerichtes Dresden ermordet wurde. In dem Prozess, in dem sie als Zeugin auftrat, ging es um offenbar muslimfeindliche Streitigkeiten auf einem Dresdner Spielplatz. Islamische Verbände in Deutschland hatten den Fall zum Anlass genommen, die Zunahme einer Islamfeindlichkeit in Deutschland zu beklagen. Unter "dem Deckmantel der Pseudo-Islam-Aufklärung" werde weiter kontinuierlich Hass gegenüber Muslimen gesät, erklärte der Zentralrat der Muslime im Juli.

Nach Schirrmachers Einschätzung ersticke der "inflationäre und unscharfe Gebrauch " des Begriffs "Islamophobie" eine "notwendige, offene gesellschaftliche Diskussion im Keim". Jegliche islamkritischen Äußerungen würden als Rassismus und Hass auf den Islam dargestellt, was nicht richtig sei. Es gebe Sorgen und Ängste vor dem politischen Anspruch des Islam, aber diese dürften nicht dazu führen, dass kritische Anfragen etwa bezüglich eines islamischen Menschenrechtsverständnisses ignoriert werden.

"Sorge um wachsenden Einfluss des Islamismus nicht ignorieren"

Die Befürworter einer gesellschaftlichen wie gesetzlichen Ächtung der Islamophobie verstrickten sich nach Einschätzung von Schirrmacher zudem in einen inneren Widerspruch. Denn sie wollten "vermeintlich pauschalisierende und undifferenzierte Betrachtungsweisen des Islam verhindern, indem sie bestimmte Aussagen pauschal und ohne Prüfung ihrer jeweiligen Begründung als islamophob abstempeln". Damit ignorierten sie eine Sorge "vor einem zunehmenden Einfluss von islamistischen wie jihadistischen Bewegungen".

Als Beispiel für eine derart falsch verstandene religiöse und kulturelle Toleranz nannte Schirrmacher die Rücknahme einer Studie des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung von 2003, die belegt hatte, dass antijüdische Gewaltakte in Europa nicht mehr nur von "angestammten" Rechtsradikalen, sondern zunehmend auch von meist jugendlichen radikalen Islamisten begangen werden. Die "Europäische Stelle  zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" hatte die eigens in Auftrag gegebene Studie mit der Begründung zurück gehalten, dass sie Islamophobie fördern könne. Schirrmacher nannte dies "ängstliche Selbstzensur", die davon ausgehe, dass Muslime stets nur als Opfer wahrgenommen werden dürften. Dies stelle jedoch Menschenrechte wie die Meinungs- und Presse- sowie die Wissenschaftsfreiheit infrage.

Angesichts der Besorgnis erregenden Menschenrechtslage in vielen islamischen Ländern helfe eine "Stigmatisierung all derer, die Sorge vor einer zunehmenden Islamisierung der europäischen Gesellschaft haben", nicht weiter, so Schirrmacher. Jede Form von Fremdenfeindlichkeit müsse mit aller Entschiedenheit bekämpft werden, doch Integrationsdefizite in westlichen Gesellschaften dürften nicht zur Tabuzone erklärt werden. (PRO)
http://www.islaminstitut.de
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