Wie zukunftsfähig ist die Kirche?

Um zukunftsfähig zu bleiben, setzen viele Gemeinden große Hoffnungen in die Konfirmandenarbeit. Wenn sich der kirchliche Unterricht deutlich von dem in der Schule unterscheidet, haben junge Menschen ihn sehr positiv in Erinnerung. Zu diesem Ergebnis kommt die vom SINUS-Institut durchgeführte qualitative Jugendstudie „Brücken und Barrieren“.
Von PRO

Die Konfirmandenzeit sei die wichtigste Brücke zur Jugendarbeit, heißt es in der Studie, die das Evangelischen Kinder- und Jugendwerk Baden, das Landesjugendpfarramt in Württemberg und das Evangelische Jugendwerk in Württemberg in Auftrag gegeben und veröffentlicht hat. Allerdings verschenke die evangelische Jugendarbeit momentan recht leichtfertig das Engagement-Potential der Konfirmanden. Die Befragten, die sich nicht in der Jugendarbeit engagieren, erklärten, dass sie nie ernsthaft nach einer Mitarbeit gefragt worden seien.

Freiräume zum Abhängen

Neben dem konkreten Programmangebot sind die Beziehungen zu Freunden und Mitarbeitenden entscheidend für einen Zugang zur Jugendarbeit. Auch Freiräume zum „Abhängen mit anderen“ haben einen hohen Stellenwert bei den Jugendlichen. Eine große Barriere stelle der traditionelle Gottesdienst dar. Die Predigt wird von fast allen Jugendlichen – manchmal heftig, aber durchaus konstruktiv – kritisiert. Sie sei „zu umfangreich, nicht abwechslungsreich genug, schwer verständlich sowie alltags- und jugendfern.“ Sie wünschen sich Interaktion und Themen, die ganz konkret den Alltag von Jugendlichen betreffen.

Viele der Befragten hatten seit der Konfirmation wenig Kontakt zur Kirche. Die Studie charakterisiert fünf Motiviationstypen: Gegenüber den „Religiös-Motivierten“ und den „Gemeinwohl-Motivierten“ scheint für die „Spaß-Motivierten“, die „Benefit-Motivierten“ und die „Distanzierten“ die Mitarbeit in der evangelischen Kirche am wenigsten attraktiv. Die Autoren schließen aus den Befragungen, dass die evangelische Jugendarbeit neben Angeboten zur Mitarbeit auch solche zur reinen Teilnahme bereithalten müsse, „wenn sie lebenswelt- und typensensibel agieren will. Im Bereich der Arbeit mit Kindern gebe es viele dieser Angebote.

In Zukunft mehr projektorientiert

Kirchliche Jugendarbeit müsse darüber hinaus Angebote entwerfen, die „einen persönlichen Benefit und eine entsprechende Zertifizierung bieten“. Dies sei für viele Jugendlich ein Anreiz, sich zu engagieren. Aufgrund der begrenzten zeitlichen Ressourcen sollten die Gemeinden vermehrt projektorientierte Gruppen und Kreise anbieten. Ein wichtiger Punkt sei auch die Wertschätzung der Mitarbeiter.

Der Rat der Evangelischen Kirchen in Deutschland hatte im März „zwölf Thesen zur Konfirmandenarbeit“ veröffentlicht. Darin heißt es, dass in der  Kooperation zwischen Konfirmanden- und Jugendarbeit zu viele ungenutzte Chancen lägen und es an Nachhaltigkeit fehle. Beispiele wie „Konfi-Camps“ oder „Konfi-Kreativ-Tage“, die im zweiten Teil der Studie beschrieben werden, zeigten, dass es hier schon Reformbestrebungen gebe, die es weiterzuführen gelte.

Für die Studie wurden 72 Einzelbefragungen mit Jugendlichen durchgeführt, deren Konfirmation ein bis zwei Jahre zurücklag. Befragt wurden Jugendliche aus allen Schulformen, aber auch Konfirmierte mit Migrationshintergrund. Das Hauptanliegen der Untersuchung bestand darin, „Brücken und Barrieren“ in die Evangelische Jugendarbeit aufzuzeigen.

„Brücken und Barrieren – Jugendliche auf dem Weg in die Evangelische Jugendarbeit“, 348 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-86687-088-0,
Neukirchner Aussaat. (pro)

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