„Wie Wölfe im Schafspelz“

Medien bieten Verfassungsfeinden zu viel Bühne, um ihre Thesen zu präsentieren. Das hat Wolfgang Baake in einem Gespräch mit "DRadio Wissen" am heutigen Freitag beanstandet. Der Beauftragte der Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages tadelte die Medien zudem für ihren blauäugigen Umgang mit radikalen Muslimen.
Von PRO

"In einem demokratischen Staat haben Verfassungsfeinde in einem öffentlich-rechtlichen oder privaten Sender nichts verloren. Denn jeder Auftritt wirbt für ihre Klientel", sagte Baake. Anlass für die Kritik war die Einladung des Leipziger Islampredigers Hassan Dabbagh in die Gesprächsrunde bei Sandra Maischberger vergangene Woche. In der ARD-Sendung ging es um die Koran-Verteilaktion der Salafisten im Vorfeld der Wahl in Nordrhein-Westfalen.

Dabei sei Dabbagh "kein unbeschriebenes Blatt", hieß es bei "DRadio Wissen". Der "Imam von Sachsen", wie er sich selbst nennt, stehe unter Beobachtung des sächsischen Verfassungsschutzes und so auch sein Verein "Islamische Gemeinde in Sachsen – Al-Rahman-Moschee e. V.". Zudem stand er 2009 bei der Münchener Staatsanwaltschaft unter Anklage wegen Volksverhetzung und Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Klage wurde damals jedoch fallengelassen.

In dem Gespräch bei dem Kölner Radiosender kam auch ARD-Chefredakteur Thomas Baumann zu Wort. Eine Demokratie müsse es aushalten, dass Menschen Gehör fänden, die Außenseitermeinungen äußern und sogar demokratiefeindlich sind, wandte Baumann ein. "Es muss nach meiner Einschätzung echten Demokraten möglich sein, dagegen anzugehen und das Publikum entscheiden zu lassen, was es davon hält."

Bei dieser Argumentation müsste man auch Links- oder Rechtsextreme einladen, wandte Baake ein. Und hier liege das Kernproblem der Sache. Extremisten aller Art, ob Rechtsextreme oder Salafisten, nutzten die Freiheit, um sie abzuschaffen. "Solche Leute versuchen sich zu präsentieren, um dann die Freiheit der Medien zu nutzen und für ihre Ideologie zu werben."

So sei Dabbagh in der Sendung wie ein Wolf im Schafspelz aufgetreten. Junge Zuschauer bekämen den Eindruck, er sei gar nicht so schlimm. Seit 2006 tauche Dabbagh in Gesprächssendungen der ARD auf, ein Umstand, den schon Medien wie die "Bild"-Zeitung und "Spiegel Online" kritisiert hätten: Hier werde ein umstrittener Repräsentant des Islam herumgereicht.

Unreflektierter Umgang mit Islamisten

Baumann wies den Vorwurf Baakes zurück, Verfassungsfeinden ein Forum zu bieten. Dies sei nur der Fall, wenn jemand seine Thesen unreflektiert und unwidersprochen darlegen darf. "Genau das haben wir nicht getan." Gesprächssendungen seien darauf angelegt, dass es Widerspruch und Gegenmeinungen gebe. In der Sendung seien neben Dabbagh noch vier erklärte Gegner der Salafisten zu Gast gewesen.

Eben dieser Widerspruch habe in der Sendung jedoch gefehlt, erwiderte Baake. Unwidersprochen habe Dabbagh die These verbreiten dürfen, Jesus sei kein Jude, sondern Moslem gewesen. Kein Einwand sei auch gekommen, als er sagte, Frauen seien im Islam im Vergleich zu anderen Religionen gleichgestellter. Niemand könne diese Thesen ernst nehmen, sagte Baake.

Jedoch habe die Maischberger-Redaktion bis kurz vor der Sendung Dabbagh als einen der wichtigsten Islam-Gelehrten in Deutschland vorgestellt. "Allein dieser PR-Text zeigt doch, dass die Redaktion hier sehr unreflektiert an diesen Mann herangegangen ist." Zudem sei bekannt, dass Dabbagh mit Pierre Vogel Seminare organisiert. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat diese schon als "Schritt auf dem Weg der Radikalisierung einiger Militanter" charakterisiert. "Da frage ich mich, wie man einem solchen Mann eine Bühne bieten kann." (pro)

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