Wie sich eine Betriebskrankenkasse für das Leben einsetzt

Die Organisation "ProLife Deutschland" arbeitet mit einer Krankenkasse zusammen. Diese Kooperation stößt in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" auf heftige Kritik. Gemeinsam bieten die beiden Partner eine Lösung zur Krankenversicherung an, die menschliches Leben schützen soll.
Von PRO



Kunden der BKK für Industrie, Handel und Versicherungen (BKK IHV) in Wiesbaden haben die Möglichkeit, zusätzlich auch noch Mitglied bei "ProLife Deutschland" zu werden. Deren Mitglieder verpflichten sich, auf eine Abtreibung zu verzichten. Der Organisation gehe es darum, ein gesellschaftliches Signal zu setzen, dass der "Schutz ungeborener Kinder keine Privatsache ist", heißt es auf deren Internetseite. Versicherte, die bei beiden Kooperationspartnern Mitglied sind, erhalten bei der Geburt eines Babys eine freiwillige Zahlung in Höhe von 300 Euro von "ProLife Deutschland".



Die Organisation möchte durch den Verzicht auf Abtreibung zu einem moralischen, ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Umdenken in der Gesellschaft beitragen. Unterstützung bekommt sie dabei von Ärzten, Abgeordneten, Medienvertretern, Wirtschaftsfachleuten und Kirchen, etwa dem "Forum Deutscher Katholiken", der "Kooperativen Arbeit Leben ehrfürchtig bewahren" (KALEB) und dem "Volksbegehren für den Lebensschutz".



Versicherung für "Erzkonservative und fundamentalistische Christen"



Der Spiegel sieht in der Kooperation eine "Versicherung für Erzkonservative und fundamentalistische Christen aller Art". Immerhin 1.200 der derzeit 16.000 BKK IHV-Versicherten würden sich zu "ProLife Deutschland" bekennen. Auch die Aufsichtsbehörde der Krankenkassen, das Bundesversicherungsamt (BVA), hatte die Zusammenarbeit zunächst scharf kritisiert. Die BKK IHV habe das Neutralitätsgebot zu wahren und dürfe keine Werbung mit weltanschaulichen Zielen machen.



Für haltlos hält "ProLife"-Geschäftsführer Wolfgang Treuter diese Vorwürfe: "Die BKK IHV hat zu keinem Zeitpunkt ihr Neutralitätsgebot verletzt", macht er im Gespräch mit pro deutlich. Kein Mitglied der Wiesbadener Krankenkasse sei verpflichtet, zusätzlich auch "ProLife Deutschland" zu unterstützen.



Öffentliche Empfehlung die Zusammenarbeit zu beenden



Die "AOK" weist dagegen in einem Brief ihre Mitglieder an, eine "wie auch immer geartete Zusammenarbeit sowohl mit der BKK IHV als auch mit ProLife" auszuschließen. Sogar der BKK-Landesverband Hessen habe den Wiesbadenern dringend geraten, den Vertrag mit "ProLife Deutschland" zu beenden. Die Krankenkasse solle ihren Versicherten dagegen klarmachen, dass die Finanzierung von legalen Schwangerschaftsabbrüchen eine gesetzlich festgeschriebene Kassenleistung sei.



"Natürlich ist unsere Kooperation ein Thema bei den anderen Krankenkassen – und vielen ein Dorn im Auge. Statt ‚ProLife Deutschland‘ anzuklagen, sollten die Kassen selbst prüfen, ob sie ihrem Auftrag, den ihnen das Sozialgesetzbuch gibt, nachkommen", sagt Treuter und macht das eigentliche Ziel deutlich: "Wir setzen uns für den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum Tod ein."



Auch einen weiteren Vorwurf des "Spiegel" entkräftet er im Gespräch mit pro. Das Hamburger Nachrichtenmagazin bezeichnet "ProLife Deutschland" als Nachfolgeorganisation des "Vereins zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis" – einer 2002 aufgelösten Sekte. "Bis Januar dieses Jahres war mir die Organisation gar nicht bekannt. In einer kurz darauf anberaumten Verwaltungsratssitzung haben sich die Vorwürfe als falsch erwiesen", stellt Treuter klar.



Ein anonymer Angriff



"Spiegel"-Autorin Katrin Elger macht ein weiteres Problem an den handelnden Personen fest. Vor allem BKK-Vorstandsmitglied Hans-Werner Stumpf steht dabei im Fokus. Neben seiner Vorstandstätigkeit tritt Stumpf auch als Kandidat von "Pro Mainz" bei der Oberbürgermeisterwahl an. Laut "Spiegel" bestehe die ihn unterstützende Initiative aus ehemaligen Mitgliedern der Republikaner und gilt als "islamfeindlich und rechtspopulistisch". Die Welle der Kritik führt Stumpf auf einen "anonymen Angriff" zurück, der dem Unternehmen gezielt schaden wollte.



"ProLife Deutschland"-Geschäftsführer Treuter bestätigt dies: "Auch unsere Vorstandsmitglieder wurden von außen massiv verunglimpft und diffamiert." Ein baldiges Ende der Kooperation der beiden Partner vermutet der "Spiegel" indes nicht. Eine Entscheidung darüber obliege dem Verwaltungsrat, und diesem gehörten viele Mitglieder an, die auch Mitglieder bei "ProLife Deutschland" sind. (pro)

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