Der Thüringer Altbischof Christoph Kähler beschäftigt sich derzeit mit der sprachlichen Überarbeitung der Lutherbibel. Im Deutschlandfunk erklärte er, dass der Ausschuss dabei auch Geschlechterrollen berücksichtigen will.
Zurück zum Alten – teilweise zumindest: Luthers Bibelübersetzung in Bearbeitung
Passend zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 überarbeitet ein Ausschuss die Lutherbibel. Etwa 50 Fachleute widmen sich aktuell dieser Aufgabe. „Die Lutherbibel klingt für viele Leute ein kleines bisschen altmodisch, aber vor allem hat sie einen Sound, der so was wie ein heiliger Text ist“, sagte Christoph Kähler, Vorsitzender des Lenkungsausschusses für die Durchsicht der Lutherbibel, im Deutschlandfunk. „Es ist eine Sprache, die man an ihrem auch zum Teil unvertrauten Klang erkennt, es ist nicht die gegenwärtige Alltagssprache.“
Der Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an das Expertenteam lautete: Überprüfen am Ausgangstext. Die Sprache soll nicht modernisiert werden, wie es 1984 der Fall gewesen ist. Vielmehr solle laut Kähler möglichst viel von Luther erhalten bleiben. Aber der Text müsse ebenso liturgisch brauchbar sein, also gut lesbar und verständlich.
Werden die Brüder um Schwestern ergänzt?
„Bis in die 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts konnte man von einer Gemeinde mit gutem Willen erwarten, dass sie bei ‚Brüder‘ sofort mitdachte, und die Schwestern mitgemeint sind“, erklärte Kähler. „Das hat sich deutlich gewandelt. Unter ‚Brüder‘ fühlen sich Frauen heute in der Regel auch in der Kirche nicht mehr angeredet und sie möchten nicht nur mitgemeint sein. Das muss man heute hören, deswegen ändern wir das an den entscheidenden Anredestellen in ‚Brüder und Schwestern‘“. Wenn Paulus allerdings die Gemeinde mit „Brüder“ angesprochen habe, habe er die Frauen damals ebenso adressiert.
Der Ausschuss habe nicht vor, die Bibel in ein modernes Gleichberechtigungsbuch zu verwandeln. Die Kultur damals, in der der Mann das Oberhaupt der Familie war, solle bestehen bleiben. „Diese werden wir nicht verwischen, sondern die ist da. Und die bleibt auch in der Lutherbibel erhalten“, sagte der Neutestamentler. „Nur deswegen nämlich glänzen dann so schöne Stellen wie aus dem ersten Schöpfungsbericht in Genesis 1, wo es heißt: Er schuf sie als Mann und als Frau. Das heißt, da werden zwei gleichwertige Menschen vorgeführt, die Gott geschaffen hat. Das Erstaunliche und Hervorstechende dieser Stellen kommt nur dann zustande, wenn wir ansonsten die kulturelle Färbung nicht künstlich modernisieren.“
Schon Luther überarbeitete Bibel
„Wir tun etwas, was Luther immer selber getan hat: Er hat keines seiner Werke korrigiert, wenn es mal gedruckt war. Aber die Lutherbibel hat er von 1522 an regelmäßig intensiv durchgeguckt“, erklärte der ehemalige thüringische Landesbischof. „Wir haben im Laufe der Arbeit einen zunehmenden Respekt vor Luthers Leistung gewonnen und eine eigene Regel aufgestellt, die lautet: Wenn ein Text von Luther exakter übersetzt ist, als es bisher in der Lutherbibel von 1984 steht, und er noch heute gut verständlich ist, dann gehen wir flugs zu Luther 1545 zurück und es kommt der alte Luther-Klang wieder rein.“
Martin Luther hat 1522 auf der Wartburg begonnen, das Neue Testament zu übersetzen. Zwölf Jahre später war die Gesamtausgabe fertig. (pro)
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