Wie Kirche und Moscheen auf das Attentat in München reagieren
Nach dem Attentat in München hat sich der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dankbar für das Zusammenstehen der Menschen gezeigt. Dem Attentäter wolle er keinen Triumph gönnen. Die Moscheen der Stadt blieben für Gestrandete die über Nacht geöffnet.
Von PRO
Foto: pro/Anna Lutz
Heinrich Bedford-Strohm: „Mich bewegt zuallererst Trauer über den Tod von zehn Menschen“
Der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, schrieb am Samstag auf Facebook nach „Stunden des Erschreckens und der Verunsicherung“, ihn bewege zuallererst „Trauer über den Tod von zehn Menschen“. Es sei in Gedanken und im Gebet bei ihren Angehörigen, „die nicht fassen können, dass sie einen ihrer liebsten Menschen verloren haben“. Er bete dafür, dass die Verletzten wieder gesund werden. „Und ich bete dafür, dass sich unter uns nicht Angst ausbreitet, sondern die Zuversicht wieder Fuß fassen kann.“
Bedford-Strohm sei „dankbar für die Erfahrung, dass gerade in einer solchen Situation der Trauer und des Erschreckens alle zusammenstehen“. Als er am Abend des Attentats in seinen Büro in der Münchner Innenstadt festsaß, habe er viele Zeichen der Anteilnahme aus aller Welt bekommen. Die Menschen in München hätten während der Stunden der Unsicherheit ihre Häuser geöffnet, um Passanten Schutz zu geben.
Unter den Hashtags #OffeneTuer und #OpenDoor konnten Menschen via Twitter eine sichere Unterkunft oder einen Schlafplatz in ihrer Nähe finden, damit diese nach der Schießerei nicht auf der Straße bleiben mussten. Bereits bei den Anschlägen in Paris und in Nizza wurde der Hashtag #PortesOuvertes (Offene Türen) genutzt. Auch nutzte die Twitter-Gemeinde den Hashtag #PrayForMunich (Betet für München).
„Gott hat uns den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit gegeben“
Der Ratsvorsitzende dankte auch der Polizei, die alles getan habe, um weiteren Schaden an Leib und Leben zu verhindern und die Bevölkerung über die sozialen Medien optimal informiert habe.
Seinen Facebook-Post schließt Bedford-Strohm mit den Worten: „Was immer der Hintergrund der Gewalttat ist: Wir werden niemandem den Triumph gönnen, dass sich Angst, Hysterie oder Rachegefühle ausbreiten. Der Apostel Paulus sagt: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit. Dass wir darauf hören, das wünsche ich unserem Land.“
Michael Diener, der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Präses des innerkirchlichen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, schreibt auf Facebook: „Jetzt sind feste Herzen, nüchterne Köpfe und zum Beten gefaltete Hände gefragt.“ Seine Gedanken und Gebete seien bei den Angehörigen der Opfer, bei allen Traumtisierten und Verängstigten, bei den Einsatzkräften und politisch Verantwortlichen, aber auch „bei allen, die jetzt in ,Sippenhaft‘ genommen werden und sich genauso nach Frieden und Sicherheit sehnen, wie wir alle.“
Der dem Vorstand der Evangelischen Allianz München angehörende Siegfried Winkler postete Freitagnacht auf Facebook den Kommentar: „Ich weiß mich zu 100 Prozent in der Hand von Jesus. Bin sehr gut aufgehoben.“
Vereint im Gebet
Tobias Teichen, Prediger der International Christian Fellowship (ICF) München, schrieb am Freitagabend auf Facebook: „Wir beten mit Tränen in den Augen für die Verletzten, für die Familien, die geliebte Menschen verloren haben, für die vielen Menschen in Angst und Ungewissheit, in einer Situation des Chaos und für unsere Sicherheitskräfte die gerade in der ganzen Stadt unterwegs sind und ihr Leben riskieren um uns zu beschützen.“ Zu dem Post setzte er die Hashtags #icfchurchletspray (ICF-Kirche lasse uns beten), #unitedinprayer (Vereint im Gebet) und #jesushavemercy (Jesus habe Gnade).
Der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx rief zum Gebet für alle von Gewalt und Terror Betroffenen auf. „An vielen Orten vergiften Gewaltakte unser gesellschaftliches Klima mit Angst und Schrecken“, sagte Marx, der auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist. Es komme nun darauf an, dagegen Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts zu setzen.
Zum Gedenken an die Opfer und Verletzten des Attentats von München gibt es am Sonntag in einer Woche einen ökumenischen Gottesdienst. Kardinal Marx, und die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler werden die kirchliche Feier im Münchner Liebfrauendom abhalten.
Moscheen blieben für Hilfesuchende die Nacht über geöffnet
Der Vorsitzende des Münchner Forums für Islam (MFI), Imam Benjamin Idriz, zeigte sich bestürzt über den Angriff im Münchner Olympia-Einkaufszentrum. Auf Facebook schrieb er: „Muslime wie Nicht-Muslime in München sind entsetzt über die vergangene Nacht! Wir stehen jetzt zusammen in Trauer über die Opfer, wünschen den Angehörigen Kraft und unserer ganzen Stadt München Mut und Besonnenheit.“
Zahlreiche Moscheen, wie auch Idriz‘ MFI, blieben in der bayerischen Landeshauptstadt die Nacht über offen, um Schutzsuchenden Unterkunft anzubieten. Der Imam betonte: „Dieser gemeinsame Geist der Mitmenschlichkeit soll Münchens Botschaft aus dieser schrecklichen Nacht sein!“ (pro)
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