Wie Kinder schlimme Nachrichten verkraften

Bilder von Verwüstungen und Elend in Japan, aber auch Kriegsszenen aus Libyen bestimmen in diesen Tagen die Nachrichten. Kinder können diese Fotos und Ereignisse schwer verkraften. Erwachsene können ihrem Nachwuchs durch Gespräche und gezielte Hintergrundinformationen helfen, die schlimmen Ereignisse einzuordnen.
Von PRO

Kinder sehen nicht nur Bilder von trauernden Menschen, verwüsteten Städten und einem explodierenden Atomreaktor, sie spüren auch, dass diese Nachrichten die Erwachsenen beunruhigen.

Mit Begriffen wie "atomare Katastrophe" oder "Super-Gau" können Grundschulkinder nichts anfangen. Andererseits haben sie bereits verstanden, dass die Bilder im Fernsehen Realität zeigen. Die Folge: Sie beziehen das Gesehene auf sich und fragen, ob ihnen etwas Ähnliches zustoßen kann, erklärt das Internetportal "Flimmo". "Flimmo" gibt Orientierungshilfen und medienpädagogische Bewertungen zum Thema Kind und Fernsehen. Das Angebot wird von dem Verein "Programmberatung für Eltern" getragen.
 
Die Frage, ob eine atomare Katastrophe auch bei uns möglich sei, beschäftige derzeit viele Jungen und Mädchen. Dies verunsichere Kinder und schüre bei ihnen Ängste, sie selbst oder jemand, den sie kennen, könnte von einem solchen Unglück betroffen sein.

Vor allem Bilder, die trauernde oder verletzte Kinder zeigen, beschäftigen und beunruhigen Kinder sehr, heißt es bei dem Onlineportal schau-hin.info. "Schau! Hin was dein Kind macht" ist eine medienpädagogische Initiative des Bundesfamilienministeriums in Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern und weiteren Unternehmen. Daher sollten "Eltern ein Auge darauf haben, welche Sendungen ihre Kinder ansehen", sagt Kristin Langer, Medienpädagogin der Initiative, gegenüber "Focus Schule". Dies sei besonders wichtig, wenn nach einer solchen Katastrophe sehr viele beängstigende Bilder im Fernsehen oder in Zeitungen gezeigt werden.

Erklären: Soviel wie nötig, so einfach wie möglich

Damit Kinder Nachrichten über Leid und Elend verkraften, ist es wichtig, dass Eltern  altersentsprechende Hintergrundinformationen vermitteln, mit ihnen aber auch über ihre Ängste  sprechen. Das fällt vielen gar nicht so leicht. Viele Mütter und Väter sind verunsichert und fragen sich, wie viel sie ihren Kindern erzählen sollen. "Wichtig ist, dass Eltern möglichst konkret und in einer einfachen Sprache die Vorgänge erklären", sagt Kristin Langer. Nach Ansicht der Medienexpertin sollten Kinder erst ab elf oder zwölf Jahren Nachrichten für Erwachsene anschauen. Auch dann sollten sie am besten gemeinsam mit den Erwachsenen vor dem Bildschirm sitzen.

Die Medienpädagogen von "Flimmo" raten dazu, Kindern die Hintergründe anschaulich zu erklären, und ihnen nichts vorzuenthalten. Denn verständliche Informationen nehmen den ersten Schrecken und erleichtern es, die Geschehnisse zu begreifen. Im Zweifelsfall sei es auch besser, wenn Eltern die eigene Unwissenheit eingestehen, statt Fragen abzublocken. Sätze wie: "Das verstehst du noch nicht, dafür bist du noch zu klein" ließen Kinder mit ihren Fragen und Nöten allein.

Eltern sollten beängstigende aktuelle Themen auch im Familiengespräch aufgreifen, heißt es weiter bei "Flimmo". Dadurch erleben Kinder, dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine dastehen und fühlen sich ernst genommen.

Katrin Langer empfiehlt Eltern dagegen, die Katastrophenthemen nur aufzugreifen, wenn dies von den Kindern gewünscht werde, sie gezielt nachfragten oder es sie spürbar beschäftige. "Wir müssen sie ja nicht noch zusätzlich auf die Katastrophe hinweisen, aber da sein, wenn sie uns brauchen", sagt die Medienexpertin.

Diese Ansicht vertritt auch der Pädagoge Wolfgang Bergmann. Gerade Grundschulkindern solle man nur das Allernötigste erzählen und auf die gestellte Frage antworten. Hierbei sei wichtig, dass immer wieder versichert werde, dass die Familie sicher lebe und die Katastrophe ganz weit weg sei, sagte er gegenüber "Focus Schule".

"Flimmo" rät außerdem dazu, Kindern Verarbeitungsmöglichkeiten anzubieten. Kleinen Kindern helfe es beispielsweise, ein Bild zu malen. Älteren Kindern könne man eher mit Gesprächen und konkreten Informationen helfen. Manchen Kindern tue es auch gut, wenn sie das Gefühl haben, selbst etwas tun zu können. Beispielsweise könnten sie etwas von ihrem Taschengeld spenden.

Wenn Eltern nicht wissen, wie sie komplizierte Fakten erklären können, helfen auch die Kindernachrichten weiter. Im ZDF heißen sie "Logo", die ARD sendet "neuneinhalb", beim SWR gibt es "Minitz". Sie alle erklären aktuelle Ereignisse kindgerecht und zeigen keine schockierenden Bilder.
(pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen