Wie Facebook die Welt retten will

Angefangen hat Facebook als Studenten-Webseite, auf der weibliche Kommilitoninnen nach ihrem Äußeren bewertet werden konnten. Nun will der Erfinder, Mark Zuckerberg, sein inzwischen millionenschweres Internetportal für das Gute einsetzen.
Von Jörn Schumacher
Facebook soll nach dem Wunsch von dessen Gründer, Mark Zuckerberg, für viel mehr Gutes in der Welt verwendet werden

„Mark Zuckerberg predigt“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, und von einer „Rede an die Nation“ berichtet Die Welt. In einem langen Text auf Facebook wendet sich Multimilliardär Mark Zuckerberg an die Welt. Denn das Internet-Portal, auf dem sich Freunde austauschen oder auf dem man mit virtuellen Bauernhöfen spielen kann, könne in Zukunft auch bei den Problemen der Welt helfen, ist Zuckerberg überzeugt, der sich plötzlich sehr politisch zeigt. Der Spaß bei Facebook sei schön und gut, jetzt könne Facebook auch ernst genutzt werden.

In der Geschichte der Menschheit seien immer wieder die „soziale Infrastruktur“ bedeutsam gewesen, schreibt Zuckerberg in dem Text, den er am Donnerstag veröffentlichte. Die neuen Herausforderungen und Möglichkeiten der Welt seien eindeutig globaler Natur, nämlich „das Verteilen von Wohlstand, Freiheit, die Sicherung des Friedens und des gegenseitigen Verständnisses, Menschen aus der Armut heraushelfen und ein Vorantreiben der Wissenschaft“. Die Probleme müssten global angegangen werden, etwa die Bekämpfung von Terrorismus, der Klimawandel und Seuchen.

Facebook könne dabei helfen, die weltweite Gemeinschaft in der Anstrengung zu vereinen, die Probleme global zu bekämpfen, ist Zuckerberg überzeugt. „Jedes Jahr wird die Welt weiter miteinander verknüpft, und das ist ein positiver Trend.“ Bisher habe sich Facebook darauf konzentriert, Freunde und Familien miteinander zu verbinden. „Nun liegt der Fokus darauf, die Infrastruktur für diese Gemeinschaft aufzubauen – sie soll uns helfen, uns beschützen, uns informieren für mehr gesellschaftliches Engagement und für die Inklusion aller.“

Gemeinschaften „für alle emotionalen und spirituellen Bedürfnisse“

Facebook möchte eine Gemeinschaft aufbauen, die in Zeiten hilft, in denen bisherige Gemeinschaften ihre Bedeutung verloren hätten. „Meine Hoffnung ist es, dass immer mehr Menschen eine langfristige soziale Infrastruktur aufzubauen helfen, um die Menschheit zusammenzubringen.“ Die Antwort sei nicht allein Facebook, aber das Portal könne eine wichtige Rolle dabei spielen. „Wenn man eine globale Gemeinschaft aufbauen will, die für jeden gut ist, beginnt man mit Millionen von kleineren Gemeinschaften und sozialen Strukturen, die wir aufgrund unserer persönlichen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse aufbauen.“ Ob es sich um Kirchen, Sportvereine oder andere Gruppen handele, sie alle spielten eine wichtige Rolle für die soziale Infrastruktur.

Seit den 70er Jahren habe die Beteiligung in den traditionellen Gruppierungen jedoch stetig abgenommen. Ein Pastor habe ihm einmal gesagt: „Die Menschen fühlen sich unstet. Vieles von dem, was früher Sicherheit und Halt gab, existiert nicht mehr.“

Als Beispiele dafür, wie Facebook Gutes bewirken könne, nennt Zuckerberg eine Frau, die an einer seltenen Störung erkrankte und eine Gruppe von Gleichgesinnten weltweit gefunden hat. Bei vermissten Kindern könnten entsprechende Gruppen bei Facebook helfen, sie wiederzufinden. In Katastrophenfällen erfahre bei bei lokalen Facebook-Gruppen, wo es einen Unterschlupf, Essen und Notfallhilfe gibt. Ein allein erziehender Mann habe eine Gruppe „Schwarze Väter“ gegründet, wo sich Väter in ähnlicher Situation gegenseitig ermutigen. Ebenso habe sich in San Diego eine Gruppe formiert, in der sich die Ehepartner von Armeeangehörigen austauschen. Zuckerberg schreibt: „In Berlin betreibt ein Mann namens Monis Bukhari eine Gruppe, über die Flüchtlinge Wohnungen und Jobs finden können.“ Die Mitglieder dieser Gemeinschaften seien nicht nur online aktiv, aber Facebook sei für viele dieser Organisationen eine große Hilfe. In dieser Richtung wolle Facebook nun stärker tätig werden, kündigt Zuckerberg an.

Künstliche Intelligenz könne dabei helfen, die Inhalte von Fotos und Videos zu erkennen und so zu filtern. Ein Film, das etwa den Tod eines Menschen zeige, würde sofort aus dem Netzwerk entfernt werden. Bei Fotos von nackten Körperteilen gebe es unterschiedliche kulturelle Standards auf der Welt, daher gebe es immer wieder Irritationen, wenn Facebook anstößige Fotos lösche. Bisher machten das vor allem menschliche Mitarbeiter, aber die Technik werde darin immer besser, erklärt Zuckerberg. So solle sie etwa in Zukunft zwischen einem Bericht über Terrorismus und Propaganda von Terroristen unterscheiden können.

Wähler und Politiker zusammenbringen

Auch auf die Problematik von „Fake News“ kommt der Facebook-Chef zu sprechen. Die Sozialen Medien vermittelten eine viel größere Bandbreite an Sichtweisen, als es die traditionellen Medien jemals gekonnt hätten. „Unser Ziel muss es sein, den Menschen zu helfen, ein vollständigeres Bild zu bekommen, nicht nur alternative Perspektiven.“ Falschmeldungen will Facebook in Zukunft vermehrt bekämpfen. „Wir legen den Fokus weniger darauf, Falschmeldungen auszublenden, als vielmehr darauf, zusätzliche Perspektiven und Informationen anzubieten inklusive der Diskussion der Fakten-Prüfer darüber, wie zuverlässig die Informationen sind.“

Facebook könne auch dabei helfen, die Verbindung zwischen Politikern und Wählern möglichst kurz zu halten. In Indien etwa habe der Premierminister Modi seine Minister gebeten, wichtige Informationen bei Facebook zu veröffentlichen, wo die Bürger wiederum direkt antworten können. Auch Demonstrationen könnten leicht über Facebook und Whatsapp, das ebenfalls zum Konzern gehört, abgesprochen werden, und dies geschehe bereits häufig, stellt Zuckerberg fest. (pro)

Von: js

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