"Wir wissen: Nach Meinung der Bundestagsabgeordneten und der Berlin-Korrespondenten besitzen die Medien mehr Einfluss auf die Politik, als die Politik auf die Medien ausübt", schreibt Kepplinger in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus". Auf die Frage, wem dieser Einfluss der Medien zugute kommt, verweist er auf eine Befragung aus dem Jahr 2005, in der 34 Prozent der Journalisten erklärten, sie stünden den Grünen nahe, während 25 Prozent die SPD nannten.
Fast die Hälfte der Journalisten billige das bewusste Hochspielen von Informationen, die ihre eigene Sichtweise stützten, erläutert Kepplinger. "Angesichts ihrer parteipolitischen Präferenzen gehört dazu bei den meisten der Ausstieg aus der Kernenergie." Mehr als zwei Drittel billigten die übertriebene Darstellung von Problemen, wenn sie der Beseitigung oder Verhinderung von Schäden diene. Aus Sicht der meisten Journalisten seien die Risiken der Kernenergie ein solches Problem – "und so haben sie die Naturkatastrophe in Japan präsentiert. Sie haben intensiv über den Reaktorunfall berichtet und den Opfern des Tsunami wenig Beachtung geschenkt". Dadurch habe der Reaktorunfall in Deutschland eine herausragende Bedeutung gewonnen. Die Profiteure seien bei den Landtagswahlen die Grünen gewesen, die seit ihrer Gründung den Ausstieg aus der Kernenergie forderten.
In seinem Beitrag für die Ausgabe 3/2011 des Christlichen Medienmagazins pro, die Anfang Juni erscheint, verweist Wolfgang Stock auf eine aktuellere Studie der Berliner Professorin Margreth Lünenborg, die im letzten Jahr Politik-Journalisten befragt hatte. "Interessanterweise gaben von den berufsmäßig mit Politik befassten Journalisten nur 63 Prozent ihre politische Überzeugung preis", schreibt Stock. "43 Prozent von diesen wählen Bündnis 90/Die Grünen (SPD: 25, CDU: 14, FDP: 12, Linke: 7)." Wenn die grüne Partei unter deutschen Journalisten die mit Abstand stärkste Attraktivität und eine "rot-grüne" Anti-Atom-Haltung eine Zweidrittel-Mehrheit in deutschen Redaktionen besitze, dann sei die im internationalen Vergleich erstaunliche Betriebsamkeit der deutschen Redaktionen beim Thema "Kernenergie" keine Überraschung.
Die Grünen erschienen als Partei, der man sich anvertrauen könne, resümiert Kepplinger in seinem "Focus"-Beitrag. "Ihr Höhenflug ist aber auch die Folge der Machtverhältnisse zwischen Medien und Politik sowie ein Triumph der im Journalismus dominierenden Weltsicht." (pro)
Die nächste Ausgabe des kostenlosen Christlichen Medienmagazins pro beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema "Die Macht der Medienmacher – Wie Journalisten uns beeinflussen" und kann unter 06441/915 151 oder info@kep.de bestellt werden.