Wie Christen zum Gelingen des Staates beitragen können

Das eigene Engagement von Christen für die Gesellschaft darf nicht im persönlichen Bereich enden, sondern muss größere Kreise bis in die Politik ziehen. Das sagte der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Volkmar Klein auf dem 3. Treffen "Christen in der Politik", zu dem das Institut für Ethik und Werte in die Räume der Freien Theologischen Hochschule (FTH) nach Gießen eingeladen hatte. Leiter des Instituts ist der Theologe Stephan Holthaus, Dekan der FTH.
Von PRO

Volkmar Klein, haushaltspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, betonte, dass sich Christsein und eigene Verantwortung in der Politik nicht ausschließen. Das eigene Engagement für die Gesellschaft dürfe nicht im persönlichen Bereich enden, sondern müsse größere Kreise ziehen. Gebet und praktisches Handeln gehören untrennbar zusammen. „Ich danke ja auch für das eigene Brot und muss trotzdem das Geld zum Kauf dafür selbst verdienen“, so der Landtagsabgeordnete.

Als Politiker stehe man außerdem in der Verantwortung, das für Menschen Mögliche zu tun. Dazu gehöre es auch, Kompromisse zu schließen: „Diese sind oft genauso unvollkommen wie die Menschen selbst“, so Klein. „Von daher ist die Politik kein schmutzigeres Geschäft als alles andere.“ Beim Abwägen der richtigen Entscheidung komme es immer zum Abwägen zwischen Gesinnungs-  und Verantwortungsethik. „Wenn schwierige Entscheidungen aufgrund eines christlichen Fundamentes getroffen werden, ist dies natürlich sehr wertvoll.“  Konkret umsetzen könne man die eigenen Auffassungen, wenn es darum geht, die Würde des Menschen zu erhalten. Ziel müsse es zum Beispiel sein, Sterbebegleitung und keine Sterbehilfe anzubieten.

„Ein Schiff ist im Hafen am sichersten, aber um dort zu bleiben, ist es nicht gebaut.“ Mit diesem Bild machte Klein deutlich, dass man als Christ Verantwortung trage für das, was in der Welt und am Nächsten passiert. „Wir müssen uns auch im größeren Ganzen um diese Sachen Gedanken machen.“ Persönlich begleite ihn Psalm 68,20, der davon spricht, dass Gott zwar Lasten auflegt, aber auch täglich bei deren Bewältigung hilft.

Christsein nicht abseits der Welt

Horst Afflerbach ging in seinem Referat der Frage nach, warum Evangelikale sich mit politi-schem Engagement bis in die Gegenwart schwer tun. Durch die Sammlung der Evangelikalen in privaten Kreisen sei in der Gesellschaft früh das Gefühl der Absonderung entstanden. Trotzdem gab es immer wieder Vertreter des Pietismus wie Gerhard Teerstegen, die zum Gelingen des Staates beigetragen haben. „Wir Christen sind geadelt und gewürdigt, unseren guten Einfluss geltend zu machen.“

Als theologische Gründe für apolitisches Verhalten analysierte Afflerbach eine verengte geistliche Sicht des Evangeliums, eine einseitige Auslegung von Luthers Zwei-Reiche-Lehre und eine ebenso einseitige Betonung der Souveränität Gottes. Viele haben deswegen ihre Aufgabe nicht in der Politik gesehen, weil man sich als Christ auf das Reich Gottes vorzubereiten habe. Um die Überwindung der zwei Räume sei es vor allem Theologen wie Thielicke, Bonhoeffer und Karl Barth gegangen. Afflerbach forderte dezidiert zu politischer Aktivität auf: „Unser Christsein geschieht nicht abseits der Welt, sondern in der Welt. Die Verantwortung und Liebe gilt Gott und den Menschen.“ Eine christliche Existenz sei immer eine öffentliche Existenz, deswegen dürfe das Schicksal der Gesellschaft den Christen nicht gleichgültig sein: „Wachsende Gemeinden sind die, die Nächstenliebe praktizieren und diakonisch tätig sind“, so Afflerbach.

Wolfgang Baake berichtete, dass die Evangelikalen in den letzten Jahren stärker in die politische Öffentlichkeit gewirkt und eine neue Rolle eingenommen hätten. Durch das Vertreten eigener Positionen werde man mittlerweile auch als politische Größe wahrgenommen. Als konkrete Beispiele nannte er das Echo auf das Christival, das zu einem Solidarisierungsmoment mit den Evangelikalen geführt habe. In der Debatte um die Schülerzeitung „Q-rage“ haben das Einlenken und klare Worte an die Verantwortlichen dazu geführt, dass demnächst die Evangelikalen in einer Sonderausgabe des Magazins objektiv dargestellt würden.

In der Praxis sei es wichtig, als Deutsche Evangelische Allianz in Berlin präsent zu sein, Kontakte zu pflegen, eigene Positionen weiterzugeben und darüber etwas zu erreichen: „Als Christen haben wir die Aufgabe, uns in die tagesaktuelle Politik einzumischen. Wir sollen unsere vom Glauben begründeten Positionen weitergeben.“

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