Als das „gefährlichste Event der Buchmesse“ hatte die „Titanic“ ihren Ähnlichkeitswettbewerb angekündigt. Auf der größten Buchmesse der Welt sollten sich am Samstag, 18. Oktober, Kandidaten im Museum für Komische Kunst „Caricatura“ zusammenfinden, um sich in ihrer Ähnlichkeit mit dem muslimischen Propheten zu messen. Die Türkei ist in diesem Jahr das Gastland der Buchmesse. „Titanic“ lud den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül ein, am Wettbewerb teilzunehmen.
„Der Welt zeigen, welches Satireverständnis die Deutschen haben“
Der vorprogrammierte Ärger ließ nicht lange auf sich warten. Türkische Tageszeitungen griffen das Thema auf und empörten sich über die Veranstaltung. Wie „Spiegel Online“ berichtete, schrieb etwa ein Journalist der Zeitung „Sabah“: „Die neun Wettbewerber werden im Museum auf eine Bühne steigen, die eigens dafür aufgestellt wurde. In Begleitung der Zuschauer werden Koran-Suren vorgelesen. Die Wettbewerber werden unter dem Eindruck der gehörten Suren versuchen, sich Mohammed ‚ähnlicher‘ zu machen. Der Museumsleiter meinte, man wolle der ganzen Welt zeigen, welches Satireverständnis die Deutschen haben.“
Zweifel am Konzept des Events wurden nicht nur in der Türkei laut. Am gestrigen Mittwoch wurde bekannt, dass Jan Gerchow, Chef des Historischen Museums, zu dem die „Caricatura“ gehört, sich nach einer Krisensitzung gegen den Wettbewerb entschied. Die Veranstaltung ist, zumindest auf dem Gelände der Buchmesse, gestrichen. Kulturdezernent Felix Semmelroth bestätigte das in einem Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“. „Ich stehe zu der von Gerchow getroffenen Entscheidung“, sagte er. Angesichts der enormen Medienresonanz bis ins Ausland wögen die Sicherheitsbedenken zu schwer. Letzteres zumindest dürfte auch den „Titanic“-Machern klar gewesen sein, hatten sie ihren Wettbewerb doch absichtlich ironisch als „bombige“ Veranstaltung angekündigt.
Achim Frenz, Leiter des Museums „Caricatura“, bedauert laut FR die Absage. „Es war Gerchows Entscheidung, aber ich habe sie mitgetragen“, sagte er und erklärte, der Hauptgrund seien die Kunstwerke gewesen, die in der Caricatura hängen und um deren Sicherheit man sich Sorgen gemacht habe. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so ein Ding wird“, gab er außerdem zu.
Die Polizei hingegen ist erleichtert über die Entwicklung, so Sprecher Jürgen Linker: „Wir hätten das mit abdecken können, sind aber erleichtert, weil es so nicht zu möglichen Protestaktionen kommt.“ Die Redakteure der Titanic jedoch denken nicht ans Aufgeben. „Mit einer unverständlichen und bizarren Entscheidung hat sich die Stadt Frankfurt um einen vergnüglichen Abend gebracht“, klagt Titanic-Redakteur Leo Fischer. Das Magazin, dessen „Theodor-W.-Adorno-Ähnlichkeitswettbewerbe“ seit Jahren fester Bestandteil der Frankfurter Buchmesse sind, sucht nun nach einem neuen Veranstaltungsort. (PRO)