„Westliche Kirchen huren dem Zeitgeist nach“

Die Kirchen sollen sich vom Zeitgeist lösen. Das hat Pastor Waldemar Justus bei der „Jesus25“-Konferenz gefordert. Stattdessen sollten sie Sünde und moralischen Fragen ansprechen.
Von Norbert Schäfer
Waldemar Justu


Christen sollen sich kompromisslos zur Nachfolge Jesu bekennen und vom Zeitgeist distanzieren. Das hat das Trägerkreismitglied der Konferenz „Jesus25“, Waldemar Justus, am Samstag bei der Schlussveranstaltung in Karlsbad gefordert. Der Pastor der Christusgemeinde Emmendingen sagte, dass „die Kirche im Westen süchtig“ geworden sei nach ruhigen Leben und dafür bereit sei, „zentrale Wahrheiten über Bord zu werfen, um einfach nur gesellschaftlich akzeptiert zu werden“.

Die westliche Kirche wolle „Freund sein mit jedermann“, keinen „Hate“ oder „Shitstorm“ abbekommen, selbst „wenn es um die zentralen Wahrheiten“ gehe. Zur Anpassung der Kirche an den gesellschaftlichen Mainstream sagte Justus: „Wir haben Schiss vor der Bewertung und vor den Urteilen der anderen.“ Viel zu viele Christen könnten „ruhig mit dem Gedanken schlafen, dass sie konform sind“ in dieser Zeit. „Wir huren als westliche Kirche dem Zeitgeist nach und haben vergessen, dass Jesus Christus ein Rebell in seiner Zeit war“, sagte der Pastor.

„Salz und Licht sein“

Die westliche Kirche sei, so seine Kritik, „süchtig nach dem Applaus der Menschen“. Christsein bedeute jedoch, auch dann treu zu bleiben, wenn es Ablehnung, Spott oder Leid mit sich bringe. Christen sollen sich bewusst von dem Wunsch lösen, von der Welt geliebt zu werden, und stattdessen Gottes Anerkennung suchen.

Justus warnte vor angepassten und bequemen Gemeinden. „Wenn wir denken, wir können Gemeinde spielen, ohne dass das uns etwas kostet, dann […] stellen wir in diesem Augenblick auch nicht seine Gemeinde dar.“ Die Gemeinde von Jesu Christus müsse zu allen Zeiten einen Preis bezahlen und bereit sein, gegen den Strom zu schwimmen, und „die Wahrheit Gottes gegenüber dem Zeitgeist hochzuhalten und kompromisslos zu sein“.

Die Gemeinden sollen nicht nur intern stark sein, sondern konkret in der Welt wirken – als Gegenkraft zu moralischem Verfall und geistlicher Dunkelheit. Justus warnte davor, als Kirche zu gesellschaftlich brisanten Themen zu schweigen. „Viele Kirchen sprechen kulturelle Themen nicht an, weil sie der Meinung sind, dass das Ansprechen von Sünde und moralischen Fragen zu politisch ist“, sagte Justus. In dem Moment, in dem die Kirche aufhöre, zu den moralischen und ethischen Fragen der Zeit zu sprechen, höre sie auf, „Salz und Licht zu sein“, wie Jesus es aufgetragen habe.

Auf der Konferenz „Jesus25“ vom 8. bis zum 10. Mai haben sich Mitarbeiter und Multiplikatoren vorwiegend aus dem deutschsprachigen freikirchlichen und pietistischen Bereich über die Bedeutung und Gültigkeit zentraler christlicher Glaubensinhalte ausgetauscht.

Bei der Veranstaltung im Konferenzzentrum „Langensteinbacher Höhe“ in Karlsbad bei Karlsruhe ging es auch darum, wie Christen in die Gesellschaft hineinwirken können. Die Initiative wird getragen von Vertretern zahlreichen verschiedener evangelikal geprägter Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, darunter die Evangelische Allianz, freikirchliche Dachverbände und theologische Ausbildungsstätten wie der Freien Theologischen Hochschule Gießen, das Martin-Bucer-Seminar oder das Theologische Seminar Adelshofen.

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