„Wertekino“: Von der Kanzel ins Kino

Christen aus dem norddeutschen Aurich haben das Kino für die Anliegen der Kirche entdeckt. Was vor vier Wochen als Idee anlässlich des "Narnia"-Filmes begann, entpuppt sich als erfolgreicher Selbstläufer - Das "Wertekino" begeistert Kinofans, Kirchgänger und Filmverleiher.
Von Jörn Schumacher

von Jörn Schumacher

Joe Rahn und Hartmut Reiche wollten den Film „Der König von Narnia“ im Dezember zum Anlass nehmen und die Weihnachtsgeschichte wieder neu in die Öffentlichkeit bringen. „Denn was Weihnachten vor 2.000 Jahren geschah, gerät in Vergessenheit, und jedes vierte Kind weiß heute nicht einmal mehr, wer das Kind in der Krippe ist“, so die Initiatoren.

Ihnen gelang es, den „Narnia“-Film noch einen Tag vor der eigentlichen Deutschland-Premiere in einem Auricher Kino aufzuführen. Vor dem Film hielt ein Pastor eine Andacht und sprach über die Bedeutung von Weihnachten. Das Echo war enorm. Kino, so schien es, interessiert Christen nicht nur, es scheint auch ideal für die Vermittelung von christlichen Werten zu sein.

Die beiden Mitglieder einer Baptisten-Gemeinde gründeten den Verein „Wertekino“ und brachten damit einen Stein ins Rollen. An einem Sonntag im Monat wird das Kino nun zur Kirche. Um 11 Uhr leitet eine 15-minütige Andacht die Filmvorführung ein, in der es über den Inhalt des Films und seine Aussagen über Werte gehen soll.

„Wir haben in ein Wespennest gestochen“

Am vergangenen Sonntag brachte das „Wertekino“ das preisgekrönte deutsche Drama „Hallesche Kometen“. Dieser Film hat eigentlich erst am 19. Januar Premiere, im „Wertekino“ lief er bereits vier Tage vorher. „Die Filmverleiher sind begeistert von unserer Idee und sind sehr kooperativ“, sagt Joe Rahn, Mediengestalter, Cartoonist und Erfinder des christlichen Kino-Vereins. „Wir haben damit offenbar in ein Wespennest gestochen.“

Jeweils etwa 100 Besucher kamen zu den ersten beiden Veranstaltungen, und das an einem Sonntagmorgen. Damit sie keine Schwierigkeiten mit den anliegenden Gemeinden bekommen, haben die christlichen Cineasten die Pastoren aller Konfessionen angefragt. „Sie unterstützen alle das Programm, und die Film-Andachten halten Pastoren aus diesen Gemeinden. Somit sind wir auch überkonfessionell.“ Manch ein Pastor geht also nach dem morgendlichen Gottesdienst direkt von der Kanzel ins Kino.

Auch die Stadt Aurich unterstützt das Projekt finanziell und findet Werte im Kino richtig spannend. Filmverleiher stellen ihre Filme und Kino-Betreiber ihre Säle zur Verfügung; die Mediengesellschaft für Niedersachsen, „Nordmedia“, will eine Filmförderung für das „Wertekino“ freigeben. Und weil das Projekt durch Spenden finanziert wird, ist ein Preis von 3,50 pro Eintrittskarte möglich; ein normaler Kinobesuch kostet sonst kaum weniger als sechs Euro.

Demnächst sollen in jedem Kino der Gegend 13-sekündige Werbetrailer Zuschauer auf das Projekt aufmerksam machen. Und es bleibt wohl nicht auf Ostfriesland beschränkt: das Konzept des „Wertekino“ wollen die Erfinder an Interessenten im ganzen Land weitergeben. Gemeinden oder filmbegeisterte Christen können in ihrer Stadt werteorientierte Filme in ihre Kinos bringen. Auf der Internet-Seite www.wertekino.de werden die Vorführungen dann angekündigt.

Die Idee spricht sich herum. Nicht nur Filmbetreiber und Verleiher erwarten großes Interesse an den wert-vollen Filmen. Im August soll ein neuer Film des Ur-Symbols (amerikanischer) Werte herauskommen: „Superman returns“. Und das „Wertekino“ wird mit einem „Superman returns-Gottesdienst“ dabei sein. In Oldenburg soll es bereits einen „James-Bond-Gottesdienst“ gegeben haben.

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