Michael Bordt ist Jesuitenpater und Philosophie-Professor an der Münchener Jesuitenhochschule. Er berät Unternehmenslenker, vor allem Vorstände, in Sachen Ethik, zum Beispiel von BMW oder dem Sparkassenverband. Als 2008 die Finanzkrise losbrach, sei ein „unglaubliches Bedürfnis nach Spiritualität“ aufgekommen, zitiert ihn die Zeit. „Alle wollten über Werte reden, kannten aber keine, außer die von Wertpapieren.“ In Ethikseminaren hofften Manager, Mittel und Wege zu finden, um mit dem Druck durch Wirtschaftskrise und Globalisierung fertigzuwerden. Sie hätten gemerkt: „Für existenzielle Fragen gibt es keine App.“
Der Jesuit Bordt wendet die Satzungen und geistlichen Übungen seines Ordens auf die Wirtschaft an. Um Gott oder den christlichen Glauben geht es in seinen Seminaren allerdings nicht. „Angewandte Religion“ nennt er das laut dem Bericht. Die Orientierung des Glaubens werde für die „spirituell ausgehungerte Welt der Ökonomen“ neu formuliert. Denn er sieht große Ähnlichkeiten zwischen den Anforderungen, die Führungskräfte hier wie da haben: Sie müssten Gehorsam und Eigenverantwortung miteinander in Einklang bringen, sich anpassen können und bestimmten Prinzipien folgen.
„Erst die Bereitschaft, die eigene starke Persönlichkeit in den Dienst eines Unternehmens zu stellen“, zeichne eine reife Führungspersönlichkeit aus. „Im Orden wie im Konzern“. Er arbeitet dabei vor allem mit Top-Entscheidern, berichtet die Zeit weiter, denn seiner Auffassung nach sei der Chef das Vorbild. Wenn sich Tugenden durchsetzen und die Arbeit als sinnstiftend wahrgenommen werden soll, müsse das „von oben in den Betrieb einsickern“.