Werde Licht! Eine Absage an alles Zwielichtige

Wir feiern Advent, Ankunft. Jesu Ankunft als Licht für die Welt. Auch christliche Publizistik muss dem Licht verpflichtet sein. Eine Kolumne von Jürgen Mette
Von Jürgen Mette
Der Theologe Jürgen Mette leitete viele Jahre die Stiftung Marburger Medien. 2013 veröffentlichte er das Buch „Alles außer Mikado – Leben trotz Parkinson“, das es auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte.

Nein, das ist kein flotter Werbespruch der Friseurinnung, auch kein Marketing-Gag des Haarersatzgewerbes. Es geht nicht darum, dass es auf der Kopfhaut licht wird, sondern unter der Kopfhaut hell wird. Mir geht in diesen Tagen der Adventskanon „Mache dich auf und werde Licht“ nicht aus dem Kopf. Ich singe ihn täglich vor mich hin, diesen Text aus dem Prophetenbuch Jesaja 60,1. Dieser Aufruf zum Aufbruch gilt einem verzweifelten Volk, das der Heimat beraubt im fernen babylonischen Exil die Rückkehr in die geliebte Stadt Jerusalem herbeisehnt. Die liegt in Trümmern, unbewohnbar, ungesichert, unerreichbar. Mitten in dieser Verzweiflung ruft der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes: Steht auf, macht euch bereit, tretet ins Licht, verlasst das dunkle, das zwielichtige, das diesige. Dein Licht kommt und die Herrlichkeit Gottes wird über euch erstrahlen.

Wir sind nicht das Volk Israel, aber wir fühlen uns wie in einer Gefangenschaft, ausgeliefert an schlechte Nachrichten, politisch gefilterte Berichterstattung, ausgeliefert an Fakes und manipulierte Bilder, an schön gerechnete Zahlen, ideologisch motivierte Kommentare und lobbygesteuerte Informationen.

Mache dich auf und werde Licht, das ist eine klare Absage an alles Zwielichtige. Licht ist ein Angriff auf das Dunkle, das Diffuse. Zwielicht entsteht immer dann, wenn unterschiedliche Lichtquellen wahrgenommen werden. Man spricht auch von zwielichtigen Typen, die in der Dämmerung operieren.

Christliche Publizistik muss einen Unterschied machen. Entweder ist sie dem Licht verpflichtet, oder sie ist verzichtbar. Christliche Publizistik muss das beleuchten, was andere Medien gerne im Dämmerzustand belassen oder in der Dunkelheit vertuschen. Christliche Publizistik ist der Wahrheit verpflichtet. Die Wahrheit hat einen Namen: Jesus, der Weg, die Wahrheit, das Leben. Jesus verpflichtete Publizistik heißt Licht ins Dunkel zu bringen, die Menschen aus der babylonischen Gefangenschaft der Resignation und der Untergangsstimmung ins Licht der Gegenwart Gottes zu ziehen.

Nicht vom Zwielicht navigieren lassen

Nach der biblischen Schöpfungserzählung (Genesis 1,2) separierte Gott zuerst das Licht von der Dunkelheit. Tag und Nacht entstehen aus einer Krise oder Scheidung. Wir Geschöpfe sind Kinder des Lichts. Das feiern wir im Advent. Die Finsternis ist in die Nacht verbannt. Wir verschlafen die Nacht und leben den Tag.

Ich bewundere medienschaffende Leute, die sich von einer heiligen, das heißt unbestechlichen Ethik, leiten lassen und damit Licht in die Dunkelheit unserer Zeit bringen. Die um Gottes Willen dranbleiben, keine Ruhe geben, die Werke des Bösen bloßstellen und Licht verbreiten. Wir haben eine geradezu „erblich“ disponierte Neigung, uns vom Zwielicht unserer Zeit navigieren zu lassen. Das beginnt bei der Mail-Kommunikation, wo verdeckte Bcc-Adressierung oder unerlaubte Weiterleitung von Mails einen verheerenden Schaden anrichten. Wenn mein persönlich angeschriebener Mailpartner diese nur für ihn bestimmte Nachricht weiterleitet, vertreiben wir das Licht und schaffen zwielichtige Beziehungen. Das geht weiter, wenn sich Menschen unter Pseudonymen in den Online-Kommentarspalten an ihren Gegnern abarbeiten und das findet seine perfideste Form in einem öffentlichen Schlagabtausch, wo das Erhellende verdunkelt wird, wo vor den Fakten die Schuldzuweisung publiziert wird.

Mache dich auf, werde Licht! Die Wahrheit wird uns frei machen, die Wahrheit, die einen Namen hat. Jesus. Das Licht der Welt.

Von: Jürgen Mette

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