„Erwachsen auf Probe“ hatte bereits im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt – die auch nach der Ausstrahlung der ersten Folgen nicht abreißen. „Diese Sendung setzt die Kinder einem hohen Risiko aus, ist somit Kindeswohlgefährdung und nicht hinnehmbar“, mahnte etwa der Deutsche Kinderschutzbund und warnte davor, wehrlose Babys hilflosen Teenagern auszusetzen. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen forderte RTL auf, die Doku-Serie nicht auszustrahlen, andere Verbände wollten die Reihe gerichtlich unterbinden.
Jetzt haben nach Angaben des Vereins Verantwortung für die Familie e.V., der von der bekannten christlichen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Christa Meves gegründet wurde, bereits elf Firmen ihre Werbung aus dem Umfeld der RTL-Serie abgezogen. Dabei handelt es sich unter anderem um das Möbelhaus Ikea, den Süßwarenhersteller Storck, Danone, Nintendo, den Arzneimittel-Hersteller Boehringer Ingelheim, die Baumarkt-Kette Obi oder KarstadtQuelle Versicherungen.
Vermehrte Kundenproteste an die Unternehmen
Gegenüber „Spiegel Online“ bestätigte etwa der Sprecher von Storck die Unternehmensentscheidung: „Wir haben unsere Media-Agentur gebeten, im Umfeld dieser Sendung keine Werbung zu schalten.“ Eine Sprecherin des Lebensmittel-Discounters Lidl gab an, dass das Unternehmen vermehrt Kundenschreiben zu diesem Thema erhalten habe. Das Unternehmen habe daher ebenfalls Werbung aus dem Umfeld von „Erwachsen auf Probe“ verlegt.
Auch eine Sprecherin des RTL-Werbezeitenvermarkters IP Deutschland bestätigte den Rückzug einiger Firmen inzwischen. Für den Sender entstünden jedoch keine Verluste, da die Spots der betroffenen Unternehmen vertragsgemäß an andere Stellen im RTL-Programm umgebucht worden sein, sagte sie „Spiegel Online“. Trotz der Stornierungen will RTL die umstrittene TV-Reihe nicht absetzen. „Wir werden an dem Format festhalten“, so RTL weiter.
Umstritten ist die Sendereihe insbesondere deshalb, weil den jugendlichen Paaren Babys anvertraut wurden, die sie als „Test-Eltern“ betreuen sollten. Zwar waren die leiblichen Eltern der Kleinkinder während der Aufzeichnung der Serie in der Nähe oder beobachteten ihre Kinder per Überwachungskameras, jedoch kam es in den Folgen auch zu gefährlichen Situationen für die Babys.