Werbekampagne gestartet: „ProReli“ im Endspurt

Die heiße Phase hat begonnen: Mit dem Slogan "Gleiche Freiheit für Berlin" wirbt der Verein "ProReli" in den letzten fünf Wochen vor der Abstimmung des Volksentscheids dafür, dass sich Berliner Schüler künftig zwischen Religions- und Ethikunterricht entscheiden können. Am Mittwoch wurde die Kampagne am Brandenburger Tor vorgestellt.
Von PRO

Der Begriff „Freiheit“ solle den Berliner Bürgern verdeutlichen, dass es der Initiative darum geht, „einer Freiheit auch in Berlin zum Durchbruch zu verhelfen, die es von Rostock bis Rosenheim sonst überall gibt“, sagte Christoph Lehmann, der Vorsitzende von „ProReli“, bei der Vorstellung laut Evangelischem Pressedienst (epd).

Während sich in den meisten Bundesländern die Schüler zwischen Religion und Ethik entscheiden können, ist dies in Berlin nicht der Fall: 2006 hatte der Berliner Senat Ethik als Pflichtfach eingeführt, Religion existiert seitdem lediglich als freiwilliges Zusatzangebot. „ProReli“ will diesen Entschluss rückgängig machen.

„ProReli“ setzt auf neue Medien

Um den Volksentscheid herbeizuführen, hatte die Initiative in den vergangenen Monaten mehr als 260.000 Unterschriften in der Berliner Bevölkerung gesammelt. Sollen die Mühen nicht umsonst gewesen sein, müssen bei dem Volksentscheid am 26. April mindestens 610.000 Berliner Bürger – also mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten – mit „Ja“ stimmen. Die größte Schwierigkeiten dabei ist eine mögliche niedrige Wahlbeteiligung. Das lehren die Erfahrungen früherer Volksentscheide, etwa für den Erhalt des Berliner Flughafens Tempelhof. Trotz einer Kampagne, die als „historisch aufgeladen, identitätsstiftend, massiv von Springer, vielen Prominenten, der lokalen wie der Bundes- CDU unterstützt“ („Tagesspiegel“) bezeichnet wurde, hatten nur 21 Prozent der Bevölkerung ihre Zustimmung gegeben.

Um ein ähnliches Fiasko zu verhindern, ist die Werbekampagne für „ProReli“, die von der Frankfurter Werbeagentur „Publicis“ entworfen wurde, breit aufgestellt. Neben 500 Großplakaten an historisch bedeutenden Orten Berlins setzen die Macher vor allem auf die neuen Medien wie „Twitter“ oder „Facebook“. „Twitter“ ist ein soziales Netzwerk im Internet, bei dem die Teilnehmer untereinander Kurznachrichten, ähnlich einer SMS auf dem Handy, zukommen lassen können. Auch bei „Facebook“ handelt es sich um ein interaktives Netzwerk. Hier können Teilnehmer ihre eigene Homepage gestalten und sich mit Freunden oder Geschäftspartnern austauschen.

Zudem will „ProReli“ für die Kampagne die Bürger an die Berliner Geschichte erinnern: So können Unterstützer auf einer Internetseite eine virtuelle Lichterkette anzünden – ähnlich wie bei den Protesten vor dem Fall der Mauer 1989. Auch das Datum der Vorstellung der Kampagne – der 18. März – haben die Initiatoren bewusst gewählt: „Der 18. März steht in der deutschen Geschichte in besonderer Weise für Freiheit. Es steht für die Revolution 1848 und für die ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR 1990“, stellte Lehmann, Vorsitzender von „ProReli“, die Initiative in einen breiten historischen Kontext.

„Keine Unterstützung von politischen Parteien“

Zu der Höhe der Kosten für die Kampagne wollte Lehmann am Mittwoch aber nichts sagen. Er betonte laut „Berliner Morgenpost“ lediglich, dass diese aus Spenden finanziert werde und kein Geld von Parteien geflossen sei: „Für uns ist der Volksentscheid keine parteipolitische Angelegenheit.“ Damit spielt Lehmann auf die bereits gestartete Werbeaktion der Gegner von „ProReli“ an. Die Kosten für die Kampagne von „ProEthik“ haben die Berliner Linke sowie die SPD zu gleichen Teilen übernommen. Deren Sprecher, Gerhard Weil, warf „ProReli“ indessen vor, den Begriff der Freiheit für ihr Anliegen zu missbrauchen: „Tatsächlich geht es um die die Einführung eines Wahlzwanges“, so Weil laut „Berliner Morgenpost“. „Die Schüler könnten nach der Gesetzesänderung nicht mehr beide Fächer belegen.“ (PRO)

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