Meinung

Wenn Nonnen rennen

In der französischen Kino-Komödie „Das Nonnenrennen“ treten Nonnen in einem Fahrradrennen gegeneinander an. Dabei geht es mit unlauteren, um nicht zu sagen: unchristlichen Mitteln zu.
Von Jörn Schumacher

Mit dem Glauben hat das alles nicht so viel zu tun.

Irgendwie scheint es für Filmemacher einen ganz besonderen Reiz zu haben, Mönche oder Nonnen zum Thema von Komödien zu machen. Allen voran fallen einem da Klassiker wie „Sister Act“ und „Blues Brothers“ ein. Aber auch „Nonnen auf der Flucht“ (1990) und 2017 „The Little Hours“ mit mehreren bekannten amerikanischen Comedy-Stars weiden sich daran, Tabus in Sachen Klosterleben zu brechen.

Ein ganzes Film-Genre namens „Nunsploitation“ hat sich darum gebildet. Aber natürlich gibt es auch viele Filme, die Nonnen auf ernste Weise ins Zentrum des Geschehens stellen, etwa „Die singende Nonne“, „Zweifel“, „Agnes of God“, „Die Geschichte der Nonne“, „Schwarze Narzisse“ oder „Ida“.

Ist die französische Komödie „Das Nonnenrennen“, die am Donnerstag, dem 28. September, in die Kinos kommt, nun also eine weitere Klamotte mit vielen möchte-gern-heiligen Nonnen, die zwar einen hohen Anspruch an das Leben einer Ordensfrau haben, mit diesem aber krachend scheitern? Und die mit ihrer außergewöhnlichen Kleidung um so lustiger wirken sollen, je ernster sie sein wollen?

Die Fallhöhe der Gags basiert auch hier in der Tat darauf, dass die Nonnen immer dann die beste Laune haben, wenn sie so ganz normal, ganz weltlich sind. Am besten geht es ihnen, wenn sie feiern, tanzen, Alkohol trinken und ein bisschen gemein sein können. Warum sich Frauen (im echten Leben) dazu entschließen, ein abgeschiedenes Leben in einem Kloster zu führen und damit glücklich sind, scheint vielen offenbar gänzlich schleierhaft zu sein.

In der Komödie „Das Nonnenrennen“ wollen vier Schwestern und eine Praktikantin eines Benediktiner-Klosters in der tiefsten Provinz Frankreichs ein marodes Altersheim wieder sanieren. Doch es fehlt ihnen das Geld. Da kommt ihnen ein Fahrradrennen zupass, dass in der Region stattfindet. Daraufhin trainieren die Nonnen zwar hart, aber sie greifen auch auf gar nicht so christliche Methoden zurück. Die fitten jungen Männer der örtlichen Radsportgruppe etwa schalten sie aus. Und wie? Mit der „mächtigsten Waffe der katholischen Kirche“, kündigt die Oberin an. Und Schwester Augustine fragt: „Den Glauben?“, während Schwester Bernadette rät: „Die Kreuzigung?“ Doch die Oberin Véronique gibt zur Antwort: „Schuldgefühle!“

Den Klosterfrauen stellen sich dann fünf junge Nonnen eines anderen Klosters in den Weg: Mutter Joséphine will mit ihren Frauen ebenfalls am Radrennen teilnehmen. Wie sich herausstellt, sind sie geradezu perfekt trainiert. Auch hier behelfen sich die Benediktiner mit unlauteren Mitteln, um die Gegnerinnen schon fürs Training auszuschalten. Durch frisch gebohnertes und deswegen rutschig gewordenes Parkett, durch Abschließen ihrer Fahrräder, durch Servieren von unverträglichem Essen und so weiter.

Leichtfüßiger Sommerfilm

Ja, auch hier sind die Nonnen auf Fahrrädern mit ihren wallenden Kleidern ein Baustein des Humors. Und auch hier basieren die Gags häufig darauf, dass Nonnen tun, was Nonnen sonst nicht tun. Aber Regisseur Laurent Tirard geht insgesamt gutmütig mit seinen geistlichen Damen um, bissig oder gegen die Kirche ausgeteilt wird hier eigentlich nie.

Tirards bisheriges Schaffenswerk („Asterix und Obelix – im Auftrag ihrer Majestät“, „Der kleine Nick“ nach der Kinderbuchserie von René Goscinny und illustriert von Jean-Jacques Sempé) zeigt schon: Wirklich geistigen Tiefgang kann man bei „Das Nonnenrennen“ nicht erwarten.

„Das Nonnenrennen“ ist sicher nicht der lustigste Film des Jahres; aber sieht man einmal über die gänzliche Abwesenheit von christlichen Inhalten hinweg, bleibt ein leichtfüßiger, kurzweiliger Sommerfilm. Der übertreibt es vielleicht manchmal mit der Slapstick, aber die Schauspielerinnen bringen die fröhliche Stimmung in diesem Kloster und die nie wirklich bös gemeinte Feindschaft zu den gegnerischen Nonnen sympathisch rüber.

Und manche Gags sind in der Tat lustig. Praktikantin Gwendoline etwa muss zur Strafe das Matthäus-Evangelium lesen. Schwester Augustine ist neidisch: „Matthäus mag ich am liebsten. Johannes der Täufer wird geköpft und der Kopf auf einem Tablett serviert!“ Sie scheint ohnehin die einzige zu sein, die die Bibel kennt, bei den anderen sieht es da finster aus. Und die Gags rund um Schwester Bernadette, die ein Schweigegelübde abgelegt hat und ausschließlich über eine Schreib-Tafel kommuniziert, zünden fast immer. Nein, es bringt nichts, mit einer Nonne, die ein Schweigegelübde abgelegt hat, lauter zu sprechen. Und die völlig glaubensferne Praktikantin Gwendoline stellt die eine oder andere Frage, die sich tatsächlich Jugendliche heutzutage stellen könnten. „Wie kann man die Bibel denn verbessern lassen? Muss man dem Papst schreiben?“

„Das Nonnenrennen“, 87 Minuten, ab 28. September 2023, Regie: Laurent Tirard, mit Valérie Bonneton, Camille Chamoux, Guilaine Londez

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