Vor ein paar Tagen ging das Foto von einer Person durchs Internet, bei der es schwerfällt, eindeutig zu sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Abgebildet war Prof. Dr. phil. Lann Hornscheidt, die an der Humboldt-Universität zu Berlin über Geschlechterfragen forscht. Statt die Lebewesen schlicht in männlich und weiblich, X-Chromosom und Y-Chromosom, aufzuteilen, wie wir es im Biologieunterricht gelernt haben, sollen wir gemäß der Gender-Theorie Dutzende Formen akzeptieren, von „Androgynen“ über „Gender Fluid“ bis „Intersex“. Damit verbunden ist der Wunsch, althergebrachte Rollenbilder wie „der typisch harte Mann“ und „die typisch weiche Frau“ zu den Akten zu legen.
Deswegen hat sich Lann Hornscheidt, die früher mal Antje hieß, dazu entschlossen, sich nur noch „Professx“ zu nennen. Wer ihr schreiben möchte, soll dies bitte in der Form „Sehr geehrtx Profx. Lann Hornscheidt“ tun, bittet sie (er?) auf ihrer (seiner?) Uni-Homepage. Der Screenshot dieser Seite sorgte für viel Gelächter im Internet. Aber neben Spott trat auch offener Hass hervor. Mancher bezeichnete Lann Hornscheidt als „Freak“. Das geht zu weit. Was steht es mir zu, anderen Menschen das Recht abzusprechen, die Geschlechterwelt und ihr Selbstbild so zu gestalten, wie sie es für richtig halten? Auch ich habe vielleicht Ansichten, für die mich andere als „Freak“ bezeichnen würden. Aber es wird verletzend, wenn eine anonyme Masse im Internet mein Foto herumschickt und sich vor Lachen schüttelt.
Problematisch wird der Gender-Kampf dann, wenn deren Enthusiasten andere zwingen wollen, ihre Denkmuster und Sprachregeln zu übernehmen. Wenn sich der Einsatz für Toleranz für andersartige Lebensentwürfe in knallharte Intoleranz verwandelt, hört auch meine Toleranz auf.