Die Forderung nach „gendergerechter Sprache“ nervt, gehört aber zur Demokratie dazu. Wo Aktivisten zu Straftaten aufrufen, ist der Spaß allerdings vorbei. Ein Kommentar von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
1. Dezember 2014
Foto: www.eine-tuer.de
Zwei Geschlechter? Für viele Aktivisten ist das zu wenig Auswahl
Vor ein paar Tagen ging das Foto von einer Person durchs Internet, bei der es schwerfällt, eindeutig zu sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Abgebildet war Prof. Dr. phil. Lann Hornscheidt, die an der Humboldt-Universität zu Berlin über Geschlechterfragen forscht. Statt die Lebewesen schlicht in männlich und weiblich, X-Chromosom und Y-Chromosom, aufzuteilen, wie wir es im Biologieunterricht gelernt haben, sollen wir gemäß der Gender-Theorie Dutzende Formen akzeptieren, von „Androgynen“ über „Gender Fluid“ bis „Intersex“. Damit verbunden ist der Wunsch, althergebrachte Rollenbilder wie „der typisch harte Mann“ und „die typisch weiche Frau“ zu den Akten zu legen.
Deswegen hat sich Lann Hornscheidt, die früher mal Antje hieß, dazu entschlossen, sich nur noch „Professx“ zu nennen. Wer ihr schreiben möchte, soll dies bitte in der Form „Sehr geehrtx Profx. Lann Hornscheidt“ tun, bittet sie (er?) auf ihrer (seiner?) Uni-Homepage. Der Screenshot dieser Seite sorgte für viel Gelächter im Internet. Aber neben Spott trat auch offener Hass hervor. Mancher bezeichnete Lann Hornscheidt als „Freak“. Das geht zu weit. Was steht es mir zu, anderen Menschen das Recht abzusprechen, die Geschlechterwelt und ihr Selbstbild so zu gestalten, wie sie es für richtig halten? Auch ich habe vielleicht Ansichten, für die mich andere als „Freak“ bezeichnen würden. Aber es wird verletzend, wenn eine anonyme Masse im Internet mein Foto herumschickt und sich vor Lachen schüttelt.
Problematisch wird der Gender-Kampf dann, wenn deren Enthusiasten andere zwingen wollen, ihre Denkmuster und Sprachregeln zu übernehmen. Wenn sich der Einsatz für Toleranz für andersartige Lebensentwürfe in knallharte Intoleranz verwandelt, hört auch meine Toleranz auf.
Aufruf zu Straftaten gegen „Sexismus“
Lann Hornscheidt tritt für ein Projekt namens „XartSplitta“ ein, das in der Öffentlichkeit vermehrt auf den gendergerechten Umgang aufmerksam machen möchte. Befremdlich wirkt dabei der Versuch, die Sprache umzuformen, was sich an den schwer zu lesenden Texten der Webseite widerspiegelt. Eklig aber wird es, wenn „visionäre Aktionen“ vorgeschlagen werden: Übermalen von Straßennamen, Denkmälern, Laternenmasten, Parkbänken und Hauswänden, Aufkleber auf Toilettentüren und in U-Bahnen. Das nennen die Revoluzzerx dann „den öffentlichen Raum verändern“.
Weiter wollen die Gender-Polizist_innen richtig ungemütlich werden: „Weggehn in diskriminierenden Situationen, Türen zumachen, Radios und Fernseher ausschalten, auf einer Party die Musik ausmachen, Tee- und Kaffeepackungen wegschmeißen, Salzstreuer gezielt aufdrehen, Kaugummis auf Stühle von sexistischen Mackertypen kleben, Buchcover umdrehen, Sätze in Romanen unlesbar machen, Seiten in Büchern rausreißen, Sachen in Lebensmittelläden hinter andere stellen, Deutschlandfahnen aus dem Stadtbild entfernen.“ Kurz: Derdiedas Profx und ihre Manninnen erklären der sexistischen Gesellschaft den Krieg, und schrecken nicht vor Straftaten zurück.
Es ist gut und richtig, dass jeder seine eigene Sprache erfinden darf – solange ich sie nicht benutzen muss. Doch könnte die Professorin einer staatlichen Hochschule nicht irgendwann Schwierigkeiten bekommen, wenn sie zum „Verändern des öffentlichen Raumes“ durch Edding und Farbeimer aufruft?
Das Vorhaben, die alltägliche Sprache einem ganzen Volk zu oktroyieren, ging bisher immer schief. Es hat nur einen Nebeneffekt: Es nervt. Aber Nerven und Anderssein sind noch keine Straftaten. (pro)
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