Wenn Fernsehpfarrer Religion näher bringen

In Spielfilmen oder Fernsehserien über Pfarrer ist in den vergangenen 15 Jahren das Religiöse wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Dieses Ergebnis seiner Analyse stellte der Professor für christliche Publizistik an der Universität Erlangen, Ronald Uden, am Mittwoch in Berlin bei einer Tagung zum Thema Kirche im fiktionalen Programm vor. Viele Experten waren sich einig, dass Religion in Filmen nur über glaubwürdige Figuren transportiert werden könne.
Von PRO

"Im fiktionalen Programm funktioniert Religion nur, wenn sie nicht belehrend daherkommt, sondern als Angebot zur Bewältigung von Alltagssituationen", sagte Uden. Er hatte Serien und Filme rund um den Pfarrerberuf analysiert. Er fand heraus, dass sakrale Handlungen wie Beichte oder Gottesdienste dabei immer häufiger gezeigt werden. "In den letzten zehn bis 15 Jahren gibt es eine Resakralisierung der Pfarrerfilme. Das Religiöse rückt wieder in den Vordergrund", so Uden laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Der Wissenschaftler nahm an einer Tagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren teil. Drehbuchautoren, Wissenschaftler und Journalisten trafen sich am Mittwochabend in Berlin. Eine Frage war dabei etwa, warum in Serien oder Fernsehfilmen zwar meistens Polizisten oder Ärzte als Helfer in der Not auftreten, Polizeiseelsorger oder Gemeindepfarrer jedoch kaum. Dabei sind sie im realen Leben in jeder Katastrophe und den Grenzfällen des Lebens gefragt. "Warum verkürzt die Fiktion hier die Wirklichkeit?", lautete eine Frage der Veranstalter.

Wo früher eventuell noch Skepsis in der Gesellschaft gegenüber der Kirche gewesen sei, gebe es heute Unwissenheit oder Gleichgültigkeit, sagte die Programmdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Claudia Nothelle. "Die Kirchen zwischen Dokusoap und Blockbuster – Pfarrer und Seelsorger im fiktionalen Programm" lautete der Titel der Diskussion. "Viele jüngere Kollegen in den Redaktionen haben schlicht keine Erfahrung mehr mit Kirche." Religion sei längst nicht mehr selbstverständlicher Teil des Alltags, was sich auch im Programm niederschlage. Gleichzeitig gebe es heute jedoch wieder eine größere journalistische Neugier und Offenheit für religiöse Stoffe. "Eine intelligente Geschichte um einen Pfarrer funktioniert auch heute. Dafür müssen wir die Redaktionen stärker sensibilisieren." Die Programmdirektorin zeigte sich überzeugt:  "Durch einen unterhaltsam inszenierten Fernsehpfarrer kann Religion präsent sein. Ein fiktionaler Stoff über Institutionen funktioniert dagegen nicht."

Ohne Show oder Krimi lasse sich eine Pfarrer-Serie im Fernsehen aber nicht verkaufen, wandte Lorenz Stassen ein. Stassen ist Autor der ZDF-Krimireihe "Ihr Auftrag, Pater Castell", in der ein Pater in der ganzen Welt Kriminalfälle zu lösen hat.  Das Publikum sei zunehmend auf der Suche nach Sinn und verlange nach Orientierung, sagte Stassen. Daher müssten religiöse Aspekte nicht nur über Pfarrerserien angesprochen werden, sondern auch bei ethischen Themen wie beispielsweise der Stammzellenforschung. "Das ist vielleicht die Zukunft der Kirche im Fernsehprogramm." (pro/epd)

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