Wenn ein Moslem über Jesus schreibt …

Reza Aslan ist Religionswissenschaftler und hat ein Buch über Jesus Christus geschrieben. Sein Werk sorgt in den USA für heiße Debatten – auch, weil der Autor bekennender Moslem ist.

Von PRO

Im Buch Zealot: The Life and Times of Jesus of Nazareth” (Zelot: Das Leben und die Zeit Jesu von Nazareth) beschreibt Aslan Jesus Christus Medienberichten zufolge als wichtigen Revolutionär der Weltgeschichte, der sich für die Armen eingesetzt und letztlich sein Leben im Kampf gegen ein unbändiges Regime geopfert hat. Aslan beschränkt sich auf die Darstellung der Lebensgeschichte vor Jesu Tod. In einem Aufsatz für die Webseite von CNN schreibt er: „Ich bin überzeugt, dass man ein hingegebener Nachfolger Jesu sein kann ohne Christ zu sein, ebenso, wie man Christ sein kann, ohne ein Nachfolger Jesu zu sein.” Aslan ist im Iran aufgewachsen, lebt heute in den USA und ist Moslem. Das war nicht immer so. Zwar ist der Akademiker, wie er selbst sagt, muslimisch und atheistisch erzogen worden, konvertierte aber in einem evangelikalen Jugendcamp in den USA zum Christentum als er 15 Jahre alt war. Später kehrte er zum Islam zurück, weil er erkannt habe, dass die Bibel an vielen Stellen historisch inkorrekt sei.

„Islamophobe Trolle”

In einer Besprechung des Economist heißt es, Aslan mache nur selten in seinem Buch klar, dass es auch Wissenschaftler gibt, die seiner Ansicht von Jesus widersprechen. Doch es ist vor allem Aslans Glaube, der derzeit für viel Kritik an seinen Theorien sorgt. Er betrachte Jesu Leben nicht als Historiker, sondern als gläubiger Moslem, argumentiert etwa der amerikanische Pastor John S. Dickerson in einem Aufsatz für den TV-Sender Fox News. Via Twitter bezeichnete Aslan im Gegenzug Kritiker, die ihm im Internet mangelnde Neutralität vorwarfen als "islamophobe Trolle". Die Annahme, dass sein Glaube seine Forschung beeinflusse, sei ignorant und beleidigend.

Für Aufsehen sorgte jüngst auch ein Interview Aslans mit Fox News. Lauren Green befragte den Buchautor zu seinem Werk und konfrontierte ihn mit der Kritik. Warum er als Moslem an Jesus Christus interessiert sei, lautete die erste Frage, die Aslan beantwortete, indem er auf seine akademische Laufbahn hinwies. Als Green wieder und wieder auf diesen Punkt einging, erklärte der Iraner schließlich sichtlich unerfreut: „Wir haben das nun schon drei Mal erwähnt. Ich bin mir nicht sicher, was mein Glaube mit meinen zwanzigjährigen akademischen Studien des Neuen Testaments zu tun hat.” Später fügt er hinzu: „Ich finde, es ist unfair, einfach anzunehmen, es gebe eine Agenda bei diesem Buch, nur wegen meines besonderen Glaubenshintergrunds.” Das sei, als traue man einem Christen nicht zu, ein Buch über Mohammed zu schreiben. Green warf Aslan daraufhin vor, seinen muslimischen Glauben nicht öffentlich bekannt zu haben. Der Autor antwortete, Angaben zu seiner Biografie fänden sich auf Seite zwei seines Buchs und er habe in TV-Sendungen immer offen über seine Religion gesprochen.

Das Interview selbst hat mittlerweile massive Kritik erfahren. Ein Reporter des Senders CNN nannte die Fragen Greens in einem weiteren Gespräch mit Aslan „lächerlich”. Aslan selbst erklärte im Nachhinein, er schäme sich für das Gespräch mit Fox News, habe den Sender aber schon vorher gekannt und eine Ahnung davon gehabt, worauf er sich einlasse. (pro)

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