Wenn das Evangelium Funken schlägt

Bischof Heinrich Bedford-Strohm hat einen Traum: dass sich Menschen vom Evangelium begeistern lassen und Hoffnung in die Welt tragen. Warum und wozu, darüber schreibt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in seinem Buch „Funkenflug – Glaube neu entfacht“. Es sprüht vor Glaubensfreude. Eine Rezension von Jonathan Steinert
Von PRO
Bischof Heinrich Bedford-Strohm wünscht sich, dass Christen ihre Begeisterung für den Glauben sichtbar werden lassen
Goldene Funken fliegen durch das Dunkel. Kleine Lichtpunkte, die etwas von der Kraft des Feuers weitertragen, womöglich neue Flammen entfachen. Die Funken des Osterfeuers, die Kraft der Auferstehung. Die Funken leuchten vom Buch selbst herunter, vom goldenen Einband durch Löcher im schwarzen Umschlag hindurch. Und Funken des Evangeliums lässt der bayerische evangelische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm im ganzen Buch aufblitzen – nicht umsonst hat er es mit „Funkenflug“ betitelt. Bedford-Strohm schreibt hier nicht als kirchliche Amtsperson, sondern als einer, der von Christus ergriffen ist und dessen Glaube vom Evangelium entfacht wurde. Das spricht aus jedem Kapitel. Am Beginn des Buches formuliert der Autor seinen Traum, seine Hoffnung: dass sich Menschen von der Botschaft Jesu begeistern lassen, dass der christliche Glaube neu entfacht wird, dass die Kirche „in Bewegung ist wie die lodernden Flammen des Osterfeuers“. In den folgenden Kapiteln führt er aus, wie sich das äußert – vom Engagement für Flüchtlinge über die Bewahrung der Schöpfung bis zum Einsatz für eine gerechte Wirtschaft und Frieden sowie interreligiösen Dialog und die Ökumene der Christen.

Es geht um Jesus

Wer jetzt abwinkt, weil vor seinem inneren Auge das Bild einer Kirche entsteht, die sich mehr politisch als geistlich profiliert, fällt sein Urteil zu früh. Denn für Bedford-Strohm ergibt sich gesellschaftliches und politisches Engagement direkt und selbstverständlich aus dem Glauben: „Frömmigkeit ohne Engagement für die Welt ist ein Widerspruch in sich. Wie könnte man zu einem Gott beten, der die Welt aus Liebe geschaffen hat, und dann eine Innerlichkeit pflegen und der Welt auf diese Weise das Zeugnis dieser Liebe vorenthalten?“ Christen sollten sich deshalb auch einmischen, „wenn es um ethische Grundorientierungen für die Politik geht“. Zugleich sollten sie klar machen, warum ihnen die Welt nicht egal ist: dass es ihnen nicht um sich selbst, um Macht und Einfluss ist – „sondern darum, Jesus zu folgen“. Bedford-Strohm entfaltet eindrucksvoll die biblische Botschaft, dass Jesus für die menschliche Schuld und Unzulänglichkeit durch seinen Tod gesühnt hat; dass sich die Menschen nicht an ihren Ansprüchen, ihrem Leistungswillen und dem Bemühen um ein moralisch korrektes Leben aufreiben müssen, weil sie ihre Würde von Gott bekommen; dass sie aus Gnade gerechtfertigt sind und durch die Auferstehung Christi ein neues Leben haben: „Wir sind nicht ‚self made‘, wir sind ‚God made‘!“ Diese Freiheit von sich selbst befähige dazu, „den anderen“ zu sehen. Mit zahlreichen Bibelstellen und Zitaten aus einigen seiner Predigten und Bibelarbeiten unterstreicht Bedford-Strohm seine Ausführungen. Immer wieder wird eines deutlich: Christen sehen die Welt von Christus her. Er ist der Maßstab für das Handeln in der Welt, für den Umgang mit anderen Menschen und das, was einem anvertraut ist. Und Christus ist gleichzeitig derjenige, der seine Nachfolger dazu stark macht, so zu leben.

Mehr Begeisterung, bitte!

Aber dem Autor geht es nicht nur um gesellschaftliches Engagement. Er macht auch deutlich, was der Glaube für das Leben des Einzelnen bedeuten kann. Die Erkenntnisse der Glücksforscher darüber, was zu einem glücklichen Leben beiträgt, fänden sich fast alle auch schon in der Bibel, stellt Bedford-Strohm beispielsweise fest. Er wundert sich darüber, dass die christliche Botschaft und die Kirche dennoch als eher unzeitgemäß wahrgenommen werden. „Christlicher Glaube ist wirklich ein tragfähiges Fundament für das Leben“, schreibt er und ermutigt seine Leser dazu, das noch viel stärker nach außen zu tragen: „Menschen müssen unsere Leidenschaft spüren, sie müssen sehen, dass wir selbst von der Botschaft begeistert sind, die wir weitergeben wollen.“ Christen könnten mehr Mut dazu haben, „durch das, was wir ausstrahlen, selbst wie ein kleiner Psalm zu sein“. Eine neue geistliche Ausstrahlung, das ist für ihn die Zukunft der Kirche. Er lässt auch ganz klar seine Leidenschaft für die Ökumene der christlichen Kirchen erkennen. Gleichwohl betont er, dass es dabei nicht darum gehen könne, theologische Differenzen zu ignorieren und Kompromisse auf Kosten der Wahrheit zu schließen. Die Wahrheit sei Christus – nur er sei damit auch die Orientierung für alle ökumenischen „Suchbewegungen“, denn von ihm komme die Kirche als christliche Gemeinde her. „Jeder Gottesdienst ist ein Christusfest. Denn dabei geht es am Ende nie um Lutheraner oder Katholiken oder Orthodoxe, sondern immer um Christus selbst.“ Das Buch von Bedford-Strohm sprüht vor Begeisterung und Freude am christlichen Glauben. Das leuchtende Design des Buches, das Eva Jung entworfen hat, unterstreicht das. Und auch wenn man als Leser vielleicht nicht jeder Schlussfolgerung des Autors zustimmt, wird sehr deutlich: Im Kern geht es um Jesus. Diese Botschaft ist ansteckend. (pro) Heinrich Bedford-Strohm: „Funkenflug – Glaube neu entfacht“, adeo, 192 Seiten, 17,99 Euro, ISBN 9783863340728
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/ekd-ratsvorsitzender-in-unruhigen-zeiten-gott-vertrauen-92625/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/reformationsjahr-2017-wird-oekumenisch-92576/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/wir-treten-nicht-als-anwalt-des-islams-auf-91339/
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